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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wie sie es nannten. Stundenlang malträtierten sie mich und zwangen mich, ihre Körper zu verwöhnen ...«
    »Und? Ist es den beiden Huren gelungen?«, fragte Frans mit allen Anzeichen von Eifersucht in der Stimme.
    »Sie haben grässliche Dinge mit mir angestellt, Schatz!«, klagte Rudy und wiederholte: »Grässliche Dinge ...«
    Finn wandte sich von den beiden Männern ab. Für eine Weile betrachtete er das Treiben unter ihnen. Die Stadtbewohner ergaben sich einer Dekadenz, die auf der Erde ihresgleichen gesucht hätte. Hier wurde geprotzt und gefressen und gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Noch hatte er nicht gänzlich erfasst, auf welchen Fundamenten diese völlig verkommene Gesellschaft ruhte; doch war deutlich zu sehen, dass nicht jedermann mit der Situation zufrieden war. Das riesige Heer der Sklaven besaß kaum die Mittel, gegen die Oberen zu revoltieren. Viel eher kamen die Wächter und Magier dafür infrage. Kraft ihrer Möglichkeiten hätten sie die Macht übernehmen können, genauso, wie jene dünne Schicht an Bürgern und Handelstreibenden, die am Sklavenmarkt ihr Geld verdienten und sich aus Elfen und Menschenähnlichen rekrutierten.
    Doch es fehlten Finn viel zu viele Informationen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Woher stammte all dieser Reichtum? Warum war kaum Geld im Umlauf, warum wurden die meisten Handelsgüter getauscht oder verschenkt?
    Und vor allem: Sollte es ihn kümmern? Sein irisches Blut, ein ganz besonderer Saft, der in viel zu vielen Schlachten im Freiheitskampf gegen die Engländer vergossen worden war, sagte ihm, dass es hier etwas zum Besseren zu verändern gab.
    Andererseits waren da die anderen Überlebenden der Flugzeugkatastrophe, die gewiss auf ein Lebenszeichen von ihnen warteten. Die raschestmögliche Rückkehr zur Erde sollte ihrer aller Hauptanliegen sein.
    Und dann war da noch Gina. Jenes Mädchen, das von Belorion verschleppt worden und über dessen Aufenthaltsort nach wie vor nichts bekannt war. Ihrer Befreiung musste alle Aufmerksamkeit gelten.
    Es dunkelte. Die Sonne ging hinter den Stadtmauern unter. Die neun Türme waren noch in goldenes Licht getaucht, während die Schatten der Häuser weiter und weiter um sich griffen.
    In der »Wonne« endete der Betrieb deshalb noch lange nicht. Brisly hatte ihn im Namen seiner Herrin geheißen, hier auf sie zu warten. Dann war der Gnom davongeeilt, um »Geschäfte zu erledigen«, wie er sagte. Dies war vor gut zwei Stunden geschehen, und seitdem setzten sie sich den Blicken der anderen Badegäste aus.
    Diese Anlage wurde niemals gesperrt; die »Wonne« zählte zu den beliebtesten Vergnügungsorten der Stadt. Kein Wunder, war die Wasserverschwendung, die hier angesichts der kargen Landschaft ringsum betrieben wurde, wohl der Gipfel der Dekadenz.
    »Der Kerl dort!«, sagte Anais. »Er erinnert mich an Belorion.« Sie deutete in Richtung eines klein gewachsenen Mannes, der seine Zehen in eines der Planschbecken streckte und sich angeregt mit mehreren menschenähnlichen Frauen unterhielt.
    »Er entstammt demselben Volk«, ergänzte Frans und kniff die Augen zusammen. »Siehst du die tanzenden Tätowierungen in seinem Gesicht? Die Wurmzunge? Den Turban?«
    Finn fixierte den Mann. Er war jung und schmächtig und wirkte keinesfalls wie ein Wüstenkrieger. Und dennoch ... er konnte eine gewisse Ähnlichkeit mit Belorion nicht verleugnen.
    »Wir dürfen vorerst nichts unternehmen«, sagte Finn. »Unser Status ist nach wie vor ungeklärt. Ich besitze zwar das Signum Gystias und bin deshalb vor Übergriffen geschützt. Doch ein falsches Wort zur falschen Zeit - und die Wächter könnten auf die Idee kommen, den Schutz der Dame in Zweifel zu ziehen. Außerdem ist es jederzeit möglich, dass Gystia mir ihr Wohlwollen entzieht.«
    »Wir sollten von hier abhauen, solange wir können«, murmelte Karen. Sie hängte ihre Nase tief in die Schale mit dem alkoholischen Getränk. Es war ihr deutlich anzusehen, dass ihr die Schrecken, die sie im Palast der Bet- und Bettschwestern erlebt hatte, noch immer in den Knochen steckten.
    »Nicht ohne Gina«, beharrte Finn.
    Seine Kameraden sahen beiseite, als er ihre Blicke einfangen wollte. Sie waren ihm dankbar für ihre Errettun doch sie dachten alle dasselbe wie Karen: Nur weg hier! So schnell wie möglich!
    Finn war sich des Risikos durchaus bewusst. Er hatt das Herz der Dame Gystia gerührt. Doch wer wusste schon, wie lange die Wirkung anhielt, die er erzielt hatte? Vielleicht hatte sie es sich

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