Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
einen Span aus einer fein gearbeiteten Halterung aus getriebenem Kupfer, rieb ihn über die Wand und entfachte ein Feuer, das er über mehrere Fackeln verteilte. Der Geruch nach Ruß erfüllte die Luft, und für einen Moment verbannte er Lauras Gedanken an den hier herrschenden Gestank.
»Das hätten wir hinter uns«, sagte Najid, atmete tief durch und winkte seinen beiden Sklaven, es sich nahe dem Tor bequem zu machen. Er breitete seine Arme aus. »Willkommen in eurem vorläufigen Heim - und entschuldigt, dass ich euch das kleine Schauspiel nicht ersparen konnte.«
Für eine Weile herrschte Schweigen. Dann fielen Menschen und Elfen gleichermaßen über Najid her. Auch Laura konnte und wollte es kaum glauben: Der Kleine hatte Theater gespielt!
Sie schrien und schimpften durcheinander, rückten vor, auf den Sklavenhändler zu. Der Kleine trat einige Schritte zurück, hin zu seinen beiden Leibsklaven, die, eben noch dösend, auf die Beine sprangen.
Augenblicklich kehrte Ruhe ein. Nur eine schrie und tobte weiter: Zoe. »Du Arsch!«, rief sie. »Milt wäre in den Händen deines Gorillas fast gestorben! Sieh ihn dir an!«
»Ruhig, Menschin! Ich musste etwas unternehmen, denn ich wurde, unbemerkt von euch, beobachtet. Die Stadt ist gut gesichert, und es sind nicht nur die Torwächter, die sich um die Sicherheit innerhalb dieser Mauern kümmern. Ich musste ein Zeichen setzen, damit die hiesigen Magier-Hüter das Interesse verloren.«
Er deutete auf Milt. »Ihr werdet sehen, dass er bloß einige Prellungen davongetragen hat. Aljoi weiß seine Kräfte gut einzuschätzen. Mit ein wenig Heilcreme ist er bis morgen wieder völlig einsatzbereit.«
»Warum hast du uns derart auflaufen lassen?« Laura schüttelte ungläubig den Kopf. »Du hättest uns in deine Pläne einweihen können ...«
»Euch? Die gutgläubigsten Geschöpfe, die mir jemals untergekommen sind? Ihr hättet euch augenblicklich verraten. Alles musste echt wirken. Euer Zorn, eure Niedergeschlagenheit, euer Wunsch nach Rache an mir.« Najid grinste schief. »Um ehrlich zu sein, hatte ich einigen Spaß an meinem kleinen Spiel. Ihr hättet eure Gesichter sehen sollen.«
Angela Müller war plötzlich an seiner Seite. Wie auch immer sie es geschafft hatte, der Aufmerksamkeit Najids und der beiden Leibsklaven zu entkommen: Sie verpasste ihm einen Satz Ohrfeigen, links und rechts, und sagte: »Das hast du dir verdient, junger Mann! Wie kannst du es bloß wagen, meinen Kindern und uns allen einen derartigen Schrecken einzujagen! Glaubst du denn wirklich, du kannst mit uns allen spielen?«
Sie drehte sich um und kehrte in den Kreis ihrer Anverwandten zurück, kreidebleich im Gesicht.
Najid hielt die beiden Monstren an seiner Seite zurück, die ihr folgen wollten, und sagte, nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hatte, mit unerwarteter Betroffenheit in der Stimme: »Die habe ich wohl verdient. Es tut mir leid. Ich hoffe, dass ihr meine Beweggründe ver steht. Der Marsch durch die Stadt musste echt wirken. Andernfalls hätte ich das Misstrauen der Magier niemals beseitigen können.«
Laura trat vor. Nach wie vor fühlte sie sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut, auch wenn sie angesichts des Verhaltens des Elefthi rehabilitiert war. Jack würde sich eine Entschuldigung abringen müssen. Irgendwann nicht jetzt.
»Lassen wir's dabei bewenden«, sagte sie zu Najid »Wie soll es nun weitergehen?«
Der Kleine war für den Themenwechsel dankbar. »Aljoi und Shawen werden sich in meinem Namen in der Stadt umhören. Sie sind mir treu ergeben und können sich frei bewegen. Sie werden sich auf dem Sklavenmarkt erkundigen, ob und wann eure Freunde angeboten wurden.« Er spannte die Kieferknochen an. »Und wo sich Belorion derzeit befindet.«
»Was geschieht mittlerweile mit uns?«, hakte sie nach.
»Ihr werdet hierbleiben. Es ist ein Leichtes, die Lehrer-Sklaven in den Hängenden Gärten zu bestechen und euch ausreichende Mahlzeiten zukommen zu lassen. Dazu Wein und Früchte. Bettlager werden ebenfalls bereitstehen. Auch Waschzuber werden euch zur Verfügung gestellt.« Er lugte durch einen Spalt des Tors. »Die Sonne geht bald unter. Ich werde mir den Luxus eines Bads gönnen und während der Nachtstunden eine Runde durch die hiesigen Vergnügungsstätten drehen. Morgen mit dem ersten Sonnenstrahl besprechen wir uns hier. Die Elfen und ich müssen Wege finden, um euch erneut zu tarnen. Um euch das Menschenähnliche zu nehmen. Bislang konnten wir die Wächter
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