Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Göttern des Tiefen Gebirges für das Schicksal, das mich zur rechten Zeit am rechten Ort erscheinen ließ.« Er machte ein seltsames Zeichen mit beiden Händen. »Wenn du einer jener Menschen bist, die mit diesem Flugzeug abgestürzt sind, so habe ich gute Nachrichten für dich. Mein Name ist Najid, und ich habe Kontakt zu den anderen Überlebenden. Sie suchen nach euch ...«
20
Wieder-
begegnung
D ie Situation war so irreal, dass sich anfänglich niemand zu bewegen wagte.
Karen und Anais, Rudy, Frans und Finn, jene Menschen, denen sie hinterhergereist waren und derentwegen sie so viele Mühen auf sich genommen hatten, betraten das Sklavenlager. Finn grinsend, wie Laura ihn in Erinnerung hatte, vorneweg. Er kam auf sie zu, umarmte sie und drückte ihr einen kräftigen Schmatz auf die Stirn, bevor er sich dem nächst ihr sitzenden Milt zuwandte und ihn umarmte.
»Haben wir euch gefehlt?«, fragte er mit seiner so kräftigen Stimme und lachte dann herzerwärmend, bevor er seinen Rundgang fortsetzte und jedermann herzte. Karen und Anais folgten ihm, während das Schwulenpärchen Rudy und Frans sich weinend in den Armen lag.
Najid trat zu Laura. Er grinste schief, und die Tätowierungen verschoben sich zu mehreren perfekten konzentrischen Kreisen. »Ich denke, ich bin somit meiner Schulden entbunden?«
»J... ja.« Laura wusste noch immer nicht, wie sie mit dieser völlig veränderten Situation umgehen sollte.
Hilfe suchend wandte sie sich an Milt; doch auch er zuckte nur mit den Schultern - um sich dann der immer größer werdenden Menschentraube zuzuwenden, die sich rings um die Gesuchten gebildet hatte.
»Wie ... wo ...?«
»Ich habe mich umgehört und meine bescheidenen Beziehungen spielen lassen«, sagte Najid. »Aufgrund meiner Herkunft stehen mir zwar nicht alle Tore offen; aber diese Menschen haben Spuren hinterlassen, so groß und deutlich wie die eines Wüsten-Karamghias.« Er wurde ernst. »Als ich erfuhr, dass die Dame Gystia ihre Finger mit im Spiel hatte, wollte ich beinahe aufgeben. Sie ist für ihre Skrupellosigkeit bekannt, musst du wissen. Aber irgendwie ergab sich die Gelegenheit, in der Öffentlichkeit an sie und diesen Menschen heranzukommen. Sie hätte einen triftigen Grund benötigt, um an Ort und Stelle mit jenen Spielchen zu beginnen, für die sie berüchtigt ist.«
»Die Dame Gystia ...?«
Finn trat zu Laura. Plötzlich wirkte er müde. Abgespannt. Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Es ist schön, euch wiederzusehen, und wir haben einander wohl viel zu erzählen. Najid hat mir bereits einiges von euren Abenteuern berichtet. Auch von den ... den Elfen unter uns.« Er sah sich suchend um, bis er Cwym, Bathú und Ruairidh in ihrer menschlichen Gestalt erblickte.
Angela Müller, Milt, Andreas und Jack traten näher und hörten interessiert zu, was Finn zu sagen hatte. »Doch unser vordringlichstes Problem ist Gina.«
Gina! Laura sah sich erschrocken um. Das junge Mädchen, sechstes Mitglied der kleinen Gruppe der Entführten, fehlte!
»Sie befindet sich im Gewahrsam des Obersten Mäzens, wie das hiesige Stadtoberhaupt genannt wird. Wir müssen sie befreien, und zwar so rasch wie möglich. Andernfalls ist ihr Leben in Gefahr.«
21
Magier
unter sich
M olehibbon trug sein schönstes Gewand, und er hatte seine Fingernägel auf eine Länge von nicht einmal fünf Zentimetern gestutzt. Das erste Mal seit Monaten verließ er den Turm und trat in die grell blendende Sonne. Ein fülliger Knabe grüßte ihn, bevor er weitereilte. Er gehörte zu jenem Heer an kleinen Helferlein, das er sich für Gelegenheitsarbeiten hielt.
Es war schwer, die jungen Stadtbewohner für sich und seine Bedürfnisse zu gewinnen. Sie waren verwöhnt überfüttert und von Eindrücken überschwemmt, die das selbstverständliche Leben in Luxus mit sich brachte. Molehibbon musste schon tief in seine Trickkiste greifen, um ausreichend Anreize zu schaffen und die Kinder der Stadt zu bewegen, ihn mit Nahrung und magischem Zubehör zu versorgen.
Alle anderen Bewohner der Stadt wichen ihm tunlichst aus: Sklaven und Diener, weil sie ihn fürchteten, manche Städter, weil sie ihn kannten. Andere gingen ihm aus dem Weg, weil er mit seiner asketischen Gestalt einen deutlichen Kontrast zu all jenen Bewohnern der Stadt abgab, die den leiblichen Genüssen so sehr zugetan waren.
Molehibbon scherte sich nicht darum. All diese Wesen würden, wenn sich seine Vermutungen bewahrheiteten, von gewaltigen
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