Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
kicherte. »Einige Mitglieder der Gesellschaft, wie ich zum Beispiel, besitzen allerdings mehr Rechte als andere. Deshalb ist mir gestattet, einen Teil der Wasservorräte für meine privaten Zwecke zu nutzen und sie unter anderem diesen netten Tierchen zur Verfügung zu stellen. Firlon, mach der Menschenware deine Aufwartung!«
    Der Delfinähnliche keckerte und zeigte lange Reißzähne. Mithilfe seiner breiten Schwanzflosse hob er sich weit aus dem Wasser und ließ sich dann genüsslich zurückfallen, sodass eine Woge entstand, die sich nach allen Richtungen ausbreitete und Teile des Raums überschwemmte. Augenblicklich tauchten bislang unsichtbare Gestalten auf. Sie kamen aus Bodenlöchern und Nischen gekrochen, mit Wischtüchern bewaffnet, und bemühten sich, der Wassermassen Herr zu werden.
    »Firlon ist einer von etwa zwanzig noch lebenden Vertretern seiner Art«, fuhr Gystia fort. »Sein Fleisch ist heiß begehrt, denn es verspricht demjenigen, der es verspeist, eine Art von gottgleichem Glücksgefühl.« Mit einem Mal änderte sich der Gesichtsausdruck der Dame, und nachdenklich fuhr sie fort: »Es soll die Langeweile vertreiben, die uns schon so lange im Griff hält, diese grässliche Fadesse ...« Sie schüttelte den Kopf, ärgerlich, als hätte sie viel zu viel von sich preisgegeben, und fügte dann mit desinteressierter Stimme hinzu: »Irgendwann einmal werde ich Firlon schlachten lassen; hier drin. Einige auserwählte Freunde und ich werden sein Fleisch essen. Irgendwann, nicht wahr, mein Kleiner?«
    Erneut keckerte Firlon, um dann, mit einem letzten Wink seiner Schwanzflosse, in die Tiefe hinabzutauchen, die sich weit unter das Gemach der Dame Gystia hinziehen musste.
    »Und nun zu dir, Menschenware: Ist es denn wahr, was man sich über eure Fantasie erzählt?«
    »Ich hoffe doch.« Finns Lächeln misslang. »Ich fühlte mich allerdings leichter, wenn ich etwas zu trinken bekommen könnte. Meine Kehle ist vom langen Marsch und all den Anstrengungen ausgedörrt.«
    »Du möchtest Wasser?« Gystia schnippte mit den Fingern. Ein metergroßes Geschöpf kam in den Raum gekrochen. Auf dem flachen Rücken des Echsenwesens schwankten tönerne Gefäße.
    »Ich komme aus einem Land, in dem Wasser bestenfalls zum Waschen verwendet wird«, protestierte Finn. »Seit Tagen schon muss ich mich mit diesem geschmacklosen Zeugs begnügen. Hast du nicht etwas, das meine Sinne und meine Stimme belebt, Hohe Dame?«
    »Alkohol darf Sklaven nicht zugänglich gemacht werden«, erklärte sie reserviert. Gystia tat einige Schwimmzüge rücklings, ließ Finn dabei nicht aus den Augen.
    »Gelten diese Vorschriften denn auch für dich?«, fragte er provokant. »Es scheint mir nicht so, als müsstest du dich um die Gesetze der Stadt sonderlich viel kümmern.«
    »Was ist er bloß für ein frecher Kerl, mein kleiner, reinblütiger Mensch.« Gystia lachte und tauchte für einen Moment in den Fluten unter. Als sie wieder zum Vorschein kam, winkte sie einem der Gnomen.
    Der wuselte davon und kehrte kurze Zeit später mit drei unterschiedlich großen Karaffen zurück, die er in einer Art Schubkarren vor sich herschob. Er stellte das Gefährt vor Finn ab, zog den Korkstöpsel aus dem schmalen Hals der ersten Flasche und ließ ihn daran riechen.
    »Schnaps«, sagte der Ire und rümpfte die Nase. »Hochprozentig und wahrscheinlich aus Fruchtbeeren gewonnen. Bäh!«
    Er ließ sich die nächste Flasche reichen. Das Odeur war scharf, beißend. Es erinnerte ihn an Anis und an viel zu viele durchtanzte Nächte in dunklen Spelunken des Hafens von Piräus. »Das Zeugs ist sicherlich gut, aber man wacht stets mit einem brummenden Kopf auf.«
    Er schob das Gefäß beiseite und griff nach dem letzten, einem bauchigen Krug, dessen Hals gekrümmt wie der einer altertümlichen Teekanne war.
    Der Gnom steckte einen seiner langen, scharfen Fingernägel in den Kork und zog ihn ab. »Nimm's!«, flüsterte er Finn zu. »Einerlei, ob dir das Zeugs schmeckt oder nicht. Die Herrin mag keine Spielchen.«
    Er deutete ein Nicken an, für die Hohe Dame im Wasser sicherlich nicht erkennbar, und schnüffelte dann.
    Der Geruch war ... nicht zu beschreiben. Zu viele Eindrücke überschwemmten ihn, zu viele Bilder und Erinnerungen. Finn dachte an schroffe Küsten, an sanften Regen, an Landstraßen, die sich den Hügeln anpassten und nicht umgekehrt, an dunkles, von Torf durchschwemmtes Wasser, an Einsamkeit und an Sehnsucht. An Pubs, in denen Geschichten erzählt und

Weitere Kostenlose Bücher