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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sieht?«, fragte Laura Jack, als er an Cedrics Seite vom Rundgang zurückkehrte.
    »Ich hätte nichts dagegen«, meinte Jack. »Er soll wissen, dass wir hinter ihm her sind. Womöglich gerät er in Panik und versucht, trotz der Dunkelheit bis zur völligen Erschöpfung weiterzugehen. Dann brauchten wir ihn morgen nur noch aufzusammeln. Oder aber er erkennt, dass er uns nicht entkommen kann, und kehrt freiwillig zurück.«
    »Vorausgesetzt, wir befinden uns nach wie vor auf der richtigen Spur.«
    »Davon gehe ich aus.«
    Laura erwiderte nichts. Sie spürte, dass Jack und Milt sich irrten. Najid hatte einen anderen Weg eingeschlagen, und auch die Stadt lag weitab des vermuteten Kurses.

9
    Die Dame
    Gystia
     
    A nais und Rudy wechselten für exorbitant hohe Beträge in den Besitz von Angehörigen des hiesigen Hochadels, während Frans aus unerfindlichen Gründen um nicht einmal tausend Li verhökert wurde.
    Finn merkte sich die Gesichter der Käufer und schärfte jedem seiner Begleiter ein, ruhig zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass er ihnen zu Hilfe kam.
    Sie glaubten ihm nicht. Ihre Gesichter zeigten Enttäuschung. Wut. Entsetzen.
    Und den ersten Hauch von Gleichgültigkeit. Sie begannen, sich mit der Aussichtslosigkeit ihrer Situation abzufinden und die Gefangenschaft hinzunehmen.
    Finn wurde aufs Podest geführt. Der Zandsch packte ihn und wirbelte ihn umher. Der Auktionator musste Bärenkräfte besitzen. Ohne ein Zeichen von Anstrengung hob er Finn an einem Arm in die Luft und pries ihn als »Zuchttier mit ausgezeichnetem Leumund« an, als »etwas schmal geratenen Menschen, der über Qualitäten verfügt, die die holde Damenschaft in Ekstase versetzen werden«.
    Er setzte Finn ab und stolzierte mit raumgreifenden Schritten um ihn herum, drehte ihn, riss ihm den Mund auf und zeigte seine Zähne her, zog ihm die Hose mit einem Ruck vom Leib, ließ ihn sich nackt im Kreis drehen ...
    Es war demütigend, und noch demütigender waren die lüsternen Blicke, die ihm Männer und Frauen im Publikum gleichermaßen zuwarfen. Manche der Untergebenen machten schmähende Gesten, während andere johlten und lachten. Eine Frau des Hochadels richtete sich zum Gaudium aller auf und zog ihre Röcke weit hoch. Sie stieß ihr Becken weit vor, immer wieder, und rief Unverständliches. Ihr feister Begleiter, dessen Spitzglatze mit Goldstaub überzuckert war, lachte pausbäckig und hieb ihr dabei auf den Hintern ...
    Finn verschloss sich den Erniedrigungen, sie prallten wirkungslos an ihm ab. Viel wichtiger war, dass er mehr über die Städter herausfand. Wie sie funktionierten, wo ihre Schwächen lagen, wie er sie für sich einnehmen konnte.
    Er ließ seine Blicke schweifen und beobachtete. Das Pärchen, das in aller Öffentlichkeit kopulierte. Die beiden Männer, die grünes Pulver von einer Holzplatte aufleckten und augenblicklich von einem heftigen Zittern überkommen wurden. Die Gruppe der Halbwüchsigen, die in einer der Logen saßen und gewaltige Mengen an Nahrung in sich hineinschaufelten ... Diese Stadt wurde von Mechanismen in Bewegung gehalten, die womöglich an das spätrömische Reich erinnerten. Von Sklavenheeren, die einigen wenigen Patriziern zu Diensten sein mussten.
    Tönerne Füße, die leicht brechen, dachte Finn, bevor er mit seinen Gedanken zur Auktion zurückkehrte. Zu seiner Auktion.
    »Tausenddreihundert Li!«, rief der Sprecher eines Männerpärchens, das sich heftig umarmte und sich gegenseitig Süßigkeiten in die schokoladenverschmierten Münder steckte.
    Drei andere Bieter waren noch im Rennen, und es handelte sich ausnahmslos um Städter, die Finn unsympathisch erschienen. Sie musterten ihn, und einer, ein Greis mit verwelkter Haut, ließ einen Beschnüffler auf ihn los. Das seltsame Wesen kam herangekrochen. Es winkelte Arme und Beine auf eine Weise ab, die Finn beim Zusehen schmerzte. Es stank nach Rauch und nach säuerlichem Schweiß, und als es die Nasenflügel weit auseinanderzog, um sein Riechorgan über den nackten Oberschenkel nach oben gleiten zu lassen, fühlte er einen Abscheu wie selten zuvor in seinem Leben.
    Der Beschnüffler ließ sich Zeit; die Auktion blieb indes unterbrochen. Erst als das Wesen mit piepsiger Stimme verkündete, dass Finn »überdurchschnittlich zeugungsfähig« sei, setzte sich das entwürdigende Schauspiel fort.
    »Zweitausend Li!«, rief der Greis und ließ sich von einem muskulösen Sklaven auf seine wackeligen Beine stützen. »Ich muss diesen Lustknaben unbedingt

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