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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wenigen Worten bedachte Jack den Verschiedenen. Er hob dessen Verdienste um die Gruppe hervor, um abschließend zu fragen: »Wer aber hat Wolf wirklich gekannt? Wisst ihr, wo er im Flugzeug gesessen hat? Wie sein Nachname war? Ob er Familie hatte? Wir haben keine Ahnung. Weil wir durch eine Fügung des Schicksals hierher verschlagen wurden. Eine Gruppe von Menschen, deren Mitglieder einander wildfremd sind. Eine Gruppe, die an diesem Einander-Fremdsein zu zerbrechen droht. Ich bitte euch inständig: Wir müssen aufeinander zugehen, dürfen uns nicht länger in Animositäten aufreiben. Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen und die nächsten Wochen gemeinsam funktionieren, nur dann haben wir eine Chance, Innistìr lebend zu verlassen.«
    Jack wollte noch etwas sagen, verkniff es sich aber. Er legte einen Stein auf die kleine Markierung, die sie als Grabersatz für Wolf am Rand des Lagers errichtet hatten. Dann ging er, ohne sich noch einmal umzuwenden.
    Andreas legte den nächsten Stein. »Ihr wisst, dass er recht hat«, sagte er leise und eindringlich. »Ich hoffe, es ist das letzte Mal, dass ich am Grab eines Toten stehen muss, von dem ich so gut wie nichts weiß. Außer, dass er an uns glaubte. Dass er selbst an die Schwächsten von uns glaubte.« Andreas bedachte Sandra Müller mit einem langen Blick, bevor auch er sich auf den Weg zurück zum Lager machte.
    Alle anderen Menschen gedachten Wolfs in Stille. Es war, als hätten die beiden Anführer des kleinen Trupps alles gesagt, was zu sagen war. Auch Sandra und Angela Müller, die einander heftig schluchzend umklammerten, fanden keine Worte.
    Ein Mensch und Freund war gestorben. Nun herrschte Stille.

    Der für den Sandsegler notwendige Wind wollte nicht aufkommen. Mühsam schleppten, schoben, zogen und zerrten sie das Gefährt hoch zur nächsten höheren Düne, um dort keuchend innezuhalten und auf das Land dahinter zu blicken. Weiterhin reihte sich eine eingefrorene Woge an die nächste; doch ein Ende dieses sich so unendlich langsam bewegenden Ozeans war abzusehen. Jener Gebirgszug, den sie gestern in der Frühe ausgemacht hatten, war größer geworden und hatte an Konturen gewonnen.
    »Wenn uns die Geister gnädig sind und uns ein wenig Windunterstützung zukommen lassen, erreichen wir unser Ziel im Laufe des Nachmittags«, sagte Milt. Er trat neben Laura, ein wenig abseits der anderen Menschen. »Und wenn sie ganz besonders gute Laune haben, werden sie uns zu Najid führen.«
    »Hör endlich auf damit, das verschafft nur neuen Ärger! Am Ende haben wir wieder Mordags am Hals!« Warum ärgerte sie sich so? Eben erst hatte Jack sie ermahnt, die kleinen Spleens der jeweils anderen zu akzeptieren!
    »Die Geister hören solche Reden gar nicht gern.« Milt grinste. »Sie könnten beleidigt sein und sich zurückziehen. Wer aber würde dann die Backen aufblähen und ausblasen, um unserem Schiffchen den notwendigen Windstoß zu verpassen? Möchtest du hier hängen bleiben, inmitten des Nirgendwo? Wegen eines falschen Wortes?«
    Zoe hängte sich bei Milt ein und stützte sich auf seine breite Schulter. »Ja, meine Liebe, möchtest du das?«
    »Ach, habt mich doch beide gern!« Laura winkte ab. Teils amüsiert, teils verärgert. Warum rückte Zoe ihm so nahe? Hatte sie denn nicht erst gestern behauptet, dass sie keinerlei Interesse an diesem gut gebauten Kerl hätte?
    Schaudernd erinnerte sich Laura an einen von Zoes Lieblingssprüchen: »Was kümmern mich meine Worte von gestern?«, sagte sie gerne in Gesellschaft, um damit ihre Gedankenlosigkeit und Sprunghaftigkeit zu verdeutlichen - und den Männern rings um sie ein Zeichen zu geben, dass die Jagd auf sie aufs Neue eröffnet war.
    Was für ein Luder!
    »Komm schon«, drängelte Milt. Er wirkte, als meinte er seine Worte ernst: »Bitte die Geister um Verzeihung. Sie wissen eine Entschuldigung sehr wohl zu schätzen. Du wirst sehen: Ein paar Worte von dir, und sie werden uns helfen
    »Ja, komm schon!«, forderte nun auch Jack, der ebenfalls näher trat, und als Andreas, eben noch mit seinem Kompass beschäftigt, müde grinsend in den mehrstimmigen Chor einfiel, wurde es Laura zu viel.
    »Also schön!«, rief sie resignierend und hob beide Arme hoch in die Luft wie eine Hohepriesterin, die um Regen für die Getreidefelder ihres Volkes flehte. »Ich entschuldige mich, an euch gezweifelt zu haben, o Geister des Obeah! Verzeiht mir, ich wollte euch nicht verunglimpfen ...«
    »Ganz so theatralisch muss es auch wieder

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