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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der letzten Stunden ließ sich nicht mehr aufrechterhalten. So bewegten sich die Menschen langsamer und passten sich den Umständen an.
    Laura beobachtete aus der Ferne, wie die Passagiere des Sandseglers die hinterherstapfenden Frauen und Männer mit Wasser und geräuchertem Fleisch verpflegten, während sie sich immer weiter entfernte, nach wie vor verärgert über Zoes Unverständnis. Sie trottete entlang eines Dünenkamms weiter, hinauf in schwindelerregende Höhe. Rechts von ihr fiel die Sandwelle fast senkrecht in Richtung Segler ab, während sie linker Hand sanft in einer Ebene auslief, die erst in einer Entfernung von einigen Kilometern von einer weiteren erstarrten Düne begrenzt wurde.
    Sie atmete tief durch und genoss die Stille. Die Luft war rein, der Wind kaum noch zu spüren, die Temperatur verhältnismäßig angenehm. Der anstrengende Marsch durch knöcheltiefen Sand hatte ihren Kopf geklärt und sie zu innerer Ruhe zurückfinden lassen. Jene Probleme, die die anderen Überlebenden wälzten, erschienen mit einem Mal so weit weg. Laura genoss den Frieden in ihrer selbst gewählten Einsamkeit. In dieser wunderschönen Postkartengegend. Laura hatte eine Aussicht, nach der sich so mancher Tourist auf der Erde alle zehn Finger ablecken würde.
    Ein Pfeifen.
    Laura duckte sich, sah sich um. Ihr Gehör hatte sich längst den örtlichen Gegebenheiten angepasst. Sie wusste, die ungefährlichen Stimmen der Natur von den gefährlichen zu unterscheiden. Dieses Pfeifen hatte hier nichts zu suchen!
    Erneut das gleiche Geräusch. Schrill und lang gezogen. Es ähnelte einem Wehklagen.
    Laura blieb ruhig und blickte umher, ohne sich zu bewegen. Das Geräusch kam aus unmittelbarer Nähe. Von ihrer Linken. Mehrere kleine Hügel, Unebenheiten im abfallenden Gelände, verdeckten einen Teil der Aussicht.
    Waren das Spuren, die hinter der warzenähnlichen Erhebung vorbeiführten? Fußstapfen, die mittlerweile fast wieder zur Gänze vom Sand zugedeckt worden und nur noch in Form kleiner, kaum erkennbarer Löcher erkennbar waren ... Sie begannen irgendwo in der Endlosigkeit der Wüste - und sie endeten hinter diesem Sandhöcker.
    Ein drittes Mal das Geräusch, und nun war sich Laura sicher, dass es sich um eine Art Gejammere handelte. Um Gegreine.
    Laura überlegte. Sie hatten einander beteuert, sich niemals alleine aus der Sichtweite der Gruppe zu bewegen. Sollte sie nun dieses Versprechen brechen?
    Sie hob die Arme und winkte. Sie wollte ihre Freunde auf sich aufmerksam machen; doch niemand kümmerte sich um sie. Wahrscheinlich haben sie noch nicht einmal bemerkt, dass ich mich entfernt habe, dachte sie verbittert, um sich gleich darauf selbst zu rügen. Auch wenn sie gerade Zoff mit Zoe hatte und sich von ihren Kameraden missverstanden fühlte - Jack, Milt und Andreas und auch Cedric wussten sehr wohl die Gruppe zusammenzuhalten und dafür zu sorgen, dass niemand verloren ging.
    Sollte sie ihre Kameraden herbeirufen?
    Nein. Wer auch immer im Versteck wenige Meter links von ihr hockte und weinte - sie würde ihn warnen und womöglich vertreiben.
    Mit klopfendem Herzen stieg Laura die Düne hinab. Langsam, leise. Es war vollkommen gegen die Regeln, was sie tat. Sie gefährdete ihr Leben ...
    Und dennoch tapste sie weiter, mit erhobenen Fäusten, um einen etwaigen Angreifer abzuwehren.
    Das Jammern wurde lauter. Es ähnelte in gewissem Sinne dem irren Gelächter eines Kojoten und hatte nichts Menschliches an sich.
    Sie fasste nach dem Messer in ihrem Gürtelbund, zog es aus der Scheide, umrundete mit wenigen schnellen Schritten den Buckel - und stand unvermittelt Najid gegenüber.

    Der Halbwüchsige stak bis zur Hüfte im Sand, und mit jeder Bewegung, mit jedem Atemzug, den er tat, drohte er tiefer zu rutschen.
    »Was für eine angenehme Überraschung!« Laura trat vorsichtshalber einige Schritte zurück. »So sieht man sich also wieder.«
    »Ah, die Menschin!«, sagte der Wüstenpirat und bemühte sich tunlichst, seine Überraschung zu verbergen. Er zeigte ein klägliches Lächeln. »Ich habe eben daran gedacht, wie schön es in eurer Gesellschaft war.«
    »Ach ja? Und warum bist du dann vor uns davongelaufen?«
    »Es ist alles ein schreckliches Missverständnis!« Najid wischte sich Feuchtigkeit von den Wangen. Die Tattoos in seinem Gesicht bewegten sich. »Ich geriet in Panik, als die Sandwürmer angriffen, und ich dachte nur noch daran, wie ich ihnen entkommen könnte.« Er untermauerte seine Lügen mit Hand- und

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