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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nicht sein«, kam es von Milt. »Es reicht, wenn ...«
    Eine plötzliche Windböe fuhr durch sein Haar, und kaum hatte er die widerspenstigen Strähnen wieder in Form gebracht, folgte eine weitere und noch eine und noch eine. Eine steife Brise kam auf. Sie wehte aus ihrem Rücken, und sie würde den Sandsegler, so sie ihre Kraft beibehielt, mit der gleichen Geschwindigkeit wie gestern vorantreiben.
    Milt sagte mit blass gewordener Nasenspitze und zittriger Stimme: »Mit einer derart raschen Reaktion habe ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet.«
    Seltsame Blicke trafen Laura, und schweigend taten sie die wenigen Schritte hin zum Sandsegler, der soeben bemannt wurde. Täuschte sie sich, oder hielten ihre Freunde mehr Abstand als üblich zu ihr?

    Das Gefährt, an den Kufen frisch geölt und mit weniger Gewicht beladen als am Vortag, erreichte eine Geschwindigkeit von geschätzten zehn Stundenkilometern. Sandra Müller beherrschte das Fahrzeug bei Weitem nicht so gut wie Wolf; doch sie lernte rasch, und mit jugendlicher Unbekümmertheit machte sie sich daran, die Feinheiten dieses ganz besonderen Segeltörns zu erforschen.
    »Glaubst du an Zeichen und Wunder?«, fragte Laura Zoe.
    »Eigentlich schon. Du bist heute noch kein einziges Mal auf die Nase geflogen. Das hat etwas zu bedeuten.«
    »Lass den Unsinn! Du weißt, was ich meine!«
    »Dein Zwiegespräch mit den Geistern?« Zoe lachte; ein wenig zu laut für Lauras Geschmack. »Das war Zufall. Der Wind in der Amethyst-Wüste weht sicherlich seit Äonen stets aus derselben Richtung, und er wird wohl immer zur gleichen Tageszeit auffrischen. Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit ...«
    »Ach, hör mir doch auf mit höherer Mathematik! Du weißt ganz genau, wo wir uns befinden. Innistìr ist ein Land nebenan, in dem vieles möglich ist. Vielleicht auch, dass Wünsche in Erfüllung gehen. Du erinnerst dich, was Najid vor wenigen Tagen sagte? Dass wir womöglich auf gebratene Tauben treffen würden, die es darauf abgesehen hätten, uns in den Mund zu fliegen und uns zu ernähren? Allmählich komme ich zu der Ansicht, dass er dies wortwörtlich gemeint hat.«
    »Wenn dem so ist«, sagte Zoe, »wünsche ich mir meinen Märchenprinzen herbei. Augenblicklich! Er muss unglaublich vermögend sein, und wenn's geht, auch noch hübsch. Aber das ist keine Bedingung, ich möchte nicht als unverschämt erscheinen.«
    Die Freundin legte eine kurze Gesprächspause ein und blickte in den wolkenklaren Himmel.
    »Und? Ist da jemand?«, fragte sie nach einer Weile. »Soll ich die Arme weit ausbreiten, die Augen schließen und darauf warten, dass mein Traumtyp vom Himmel fällt?«
    Einer jener Riesenvögel, die ihren Zug seit gestern begleiteten, krächzte laut, zog eine enge Kurve um sie beide und ließ einen Kotbatzen fallen, der nur wenige Meter vor Laura und Zoe in den Sand plumpste. Eine Sandwolke stob auf. Das gelbliche Sekret verfestigte sich augenblicklich und verbreitete jenen ekelerregenden Geruch, den sie bereits gestern genossen hatten.
    »Ich befürchte, du musst noch ein klein wenig üben«, sagte Laura erheitert, um gleich darauf wieder ernst zu werden. »Du und ich, wir wissen beide, dass du diese Art von Traummann unter keinen Umständen haben möchtest. Du sehnst dich nach etwas ganz anderem, nicht wahr?«
    »Ach, was du schon wieder wissen möchtest«, sagte Zoe leichthin. »Typen, denen ich das Geld aus der Hosentasche ziehe, sind mir allemal lieber als solche, denen ich den steifen Schwanz aus der Hose nehme.«
    »Wer's glaubt ...«
    Sie schwiegen und verfielen in einen gemächlichen Laufschritt. Der Wind nahm zu und beschleunigte den Sandsegler nochmals.
    Laura nahm einen Schluck Wasser. Noch reichten ihre Vorräte, doch wenn sie bis morgen Abend entlang des Weges keine Oase gefunden oder die Stadt erreicht hatten, würden sie erneut rationieren müssen.
    »Ich habe gestern Nacht etwas gesehen ...«, begann Laura nach einer Weile.
    »Etwa Milts nackten Oberkörper?« Zoe lächelte. »Ist er nicht toll? Da sind zwar keine Muskelpakete, aber auch kein Fett. Er hat ausreichend Fleisch auf den Rippen, sodass man es sich mit dem Köpfchen darauf bequem machen kann ...«
    »Hör endlich auf mit Milt!«, unterbrach Laura die Freundin ärgerlich. »Denkst du denn immer nur an das eine?«
    »Woran soll ich hier denn sonst denken? An Hitze, an Durst und an meine nackten Füße, für die ich schon lange keine Hornhautschere mehr benötige, sondern Schleifpapier mit grober

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