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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Schwimmbads brach, und gewaltige Wassermassen schossen eruptiv hoch. Sie setzten große Teile des Wohnraums unter Wasser, glitten aber gleich darauf wieder von den Möbeln ab und hinterließen ein völlig trocken wirkendes Zimmer.
    Finn hörte Töne, die kein Mensch jemals zuvor vernommen hatte. Sie rührten und sie verletzten ihn, sie wühlten ihn auf und sie bewirkten, dass er von einem Moment zum nächsten unglaubliche Geilheit verspürte. Vorhänge gerieten in Brand; die sich aus den Flammen lösenden Fetzen flatterten als fledermausähnliche Wesen davon, um sich mit schrillen Schreien auf mehrere in Nischen verborgen gebliebene Gnomen zu stürzen und sich in ihrem verfilzten Haupthaar einzunisten.
    Alles ringsum war in Aufruhr, und als Finn für einen Augenblick durch das plötzlich wieder transparente Gemäuer freie Sicht nach draußen hatte, erkannte er, dass die Bewohner der Stadt erschreckt das Weite suchten. Das Haus - es lebte durch die Existenz der Dame Gystia, und es wehrte sich, wie sie sich wehrte.
    Gegen ihn. Gegen die Zuneigung eines Menschen. Gegen Gefühle, die sie bislang nicht gekannt hatte.
    Finn fühlte einen Stich in seiner Brust. Sein Körper verkrampfte. Ein seltsamer - magischer? - Einfluss bearbeitete und knetete sein Herz. Es tat so schrecklich, schrecklich weh ...
    Er betrachtete seine Hand. Sie hielt ein kleines Kügelchen fest. Eines, das er viel früher in den Mund hätte stecken sollen. Nun war es zu spät. Es entglitt seinen steif gewordenen Fingern und kullerte zu Boden, rollte gegen die Kante einer aufgebogenen Holzdiele und verharrte dort, scheinbar unschlüssig, für einen Moment - nur um dann in den Spalt zu fallen.
    Alles geschah in Zeitlupe. Seine Existenz war durch das Wirken der Dame auf ein anderes, entschleunigtes Zeitniveau gesenkt worden. Sein starkes Herz, es pochte so laut, und es drohte zu versagen. Ein jeder Schlag war schwächer als der zuvor. Gystia hatte ihn im Griff, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Finn stürzte zu Boden. Er stieß mit dem Kopf auf, und es tat gar nicht weh. Sein Blick war gegen die Decke gerichtet, gegen dieses von prächtigen Stuckaturen verzierte Werk eines architektonischen Meisters.
    Sein Gesichtsfeld wurde schmäler und schmäler, jeder Herzschlag schmerzte. Sterne und Sternchen umlagerten ihn. Sie bewegten sich von ihm weg, auf ein Ziel zu, das sich weit, weit entfernt befand und ihn lockte, mit ihnen zu reisen.
    Ein Etwas geriet in sein Blickfeld. Etwas Weißes. Zartes. Fleischiges.
    Ein nackter Fuß. Ein nacktes Bein.
    Töne erfüllten die Luft, und es dauerte gehörige Zeit, bis Finn erkannte, dass es sich um Worte handelte, die seinen Verstand erreichen sollten.
    »Warum machst du das?«, fragte das Etwas, dessen nacktes Bein er sah. »Niemand hat mir jemals etwas derart ... Seltsames angetan.«
    Finn überlegte. Ergab es Sinn, auf eine unsinnige Frage zu antworten?
    Er entschied sich dafür und erwiderte, unendlich langsam, wie ihm schien: »Ich dachte, dass du es verdient hättest. Weil ich etwas tief in dir drin gefunden habe, was ich mag.«
    Stille. Langsam werdender Herzschlag. Schmerzen. Falsche Zeit. Sterne und Sternchen. Ein Fuß, ein Bein.
    Dann: »Du machst mir Angst, Mensch. Finn MacDougal. Und nun steh auf.«
    Der Schmerz endete, und es war ihm erlaubt weiterzuleben.

13
    Aufgeklärte
    Rätsel
     
    F elix Müller hielt seine Frau in den Armen. Ihr Körper bebte. Sie wurde ihrer Emotionen nicht mehr Herr. Sie weinte und sie schrie und sie schrie und sie weinte, und kein Wort ihres Mannes schien sie wieder zur Vernunft bringen zu können.
    Gloria, die Stewardess, beobachtete mit regloser Miene, wie der tote Körper Wolfs sich auflöste.
    Sicherlich ist sie eine der fünf Maskenträger!, dachte Laura. Sie wirkt so fremd und unnahbar. Nichts spiegelt sich in ihren Augen, ihr ganzes Verhalten gibt Rätsel auf. Wer aber sind die anderen vier?
    Im nächsten Moment schämte sie sich für ihre Gedanken. Sie lenkte sich ab. Sie wollte die Realität ausblenden. Ein Mensch war gestorben. Wolf war einer von den Guten gewesen. Einer, der ihnen entscheidend weitergeholfen und Selbstlosigkeit bewiesen hatte.
    »Zu begraben gibt es nichts, aber wir werden dennoch eine Zeremonie für ihn abhalten.« Jack winkte den Frauen und Männern rings um sich, ihn zu begleiten. Einige folgten ihm, andere blieben unschlüssig zurück. Der Tod, den sie abgeschüttelt geglaubt hatten, war zu ihnen zurückgekehrt.

    Das Zeremoniell war kurz. Mit einigen

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