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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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diese winzige Geste der Zärtlichkeit gefallen? Verstand er ihre Bedeutung?
    »Ist dir diese Idee, in Richtung des Gebirges zu wandern, allmählich gekommen? Hattest du irgendwelche winzigen Indizien - oder war der Einfall ganz plötzlich da?« Sie drehte sich Milt wieder zu. Das Brennen hatte nachgelassen. »Worauf ich hinaus möchte, ist: Könnte es sein, dass dich jemand manipuliert hat?«
    »Unsinn!« Er schüttelte den Kopf, um dann unsicher abzubrechen. »Diesmal redest du von irgendeinem Hokuspokus, Laura - aber du machst es derart überzeugend, dass ich schon gar nicht mehr weiß, was ich denken soll.«
    Laura griff dankbar nach der ihr angebotenen Wasserflasche, tat einen tiefen Schluck, reichte sie Milt zurück - und gab sich einen Ruck. »Ich hab's satt!«, sagte sie. »Ich gebe mich nicht länger mit diesem Eiertanz ab. Entweder blamiere ich mich jetzt bis aufs Blut, oder ...«
    »Laura! Was hast du vor ...?«
    Sie achtete nicht weiter auf Milt, ging an den diskutierenden und streitenden Menschen vorbei, hin zum Sandsegler. Sie stieg auf das Tragdeck und zog sich zur untersten Spiere hoch, um dort, an den Mast gestützt, laut in die Hände zu klatschen. »Ruhe mal! Kommt bitte alle her!«, forderte sie ihre Leidensgenossen auf. »Ich habe einige wichtige Dinge zu sagen!«
    Ruhe kehrte ein. Die Menschen blickten sich gegenseitig an, verwirrt und auch verärgert. Erst als sich Zoe und Milt in Bewegung setzten, versammelten sie sich um Laura.
    Sie wartete eine Weile, bis aller Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war. »Wir alle hatten während der letzten Tage viel zu verarbeiten«, sagte sie. »Einen Absturz. Die Begegnung mit einer völlig fremden Umwelt - und mit seltsamen Wesen. Mit Sklavenhändlern. Kämpfe, Durst, Hunger, Tod.« Sie schüttelte den Kopf. »Immer wieder Tod. Ihr fragt euch sicherlich alle, warum ausgerechnet ihr in diesen Albtraum gezogen wurdet, nicht wahr?«
    Einige Menschen nickten, andere beäugten sie weiterhin misstrauisch und reserviert.
    »Ich traue mich zu sagen, dass wir keinesfalls Opfer eines Unglücks geworden sind. Ich behaupte, dass einige Wesen unter uns sind, die dafür sorgten, dass wir in Innistìr abstürzten. Sie scherten sich nicht darum, ob und wje viele Menschen draufgingen.«
    »Lächerlich!«, ließ sich Norbert Rimmzahn vernehmen. »Holt die Verrückte von dort oben runter!«
    »Diese Wesen haben das Flugzeug abstürzen lassen, weil sie genau hierher kommen wollten«, fuhr Laura unbeirrt fort. »Sie mussten nach Innistìr gelangen ...«
    »Und wer, bitte schön, soll das gewesen sein?«, unterbrach sie Maurice Karys.
    »Ich konnte vor Kurzem eine Unterhaltung mit anhören, die mir half, ein wenig Licht in dieses Dunkel zu bringen. Es handelt sich offenbar um Elfen.«
    »Elfen?«, fragte der Glatzkopf aus Reihe sechs. »Bist du sicher, dass es sich um Elfen handelt und nicht um Trolle? Auch nicht um Zwerge?«
    Wiederum lachten bloß einige Mitglieder der Gruppe. Sie alle waren zu müde, um viel Verständnis für einen derartigen Anflug von Humor zu entwickeln.
    »Ganz genau. Elfen.« Laura sah sich um, blickte die Überlebenden nacheinander an. »Ich behaupte, dass ich zumindest eine von ihnen identifizieren kann.«
    »Mach's nicht so spannend!«, rief jemand aus der Menge. »Sag schon; damit wir was zum Lachen haben!«
    Laura musste sich zu einem freundlichen Gesicht zwingen. Sie wollte Souveränität vorgaukeln, auch wenn alles in ihr schrie, besser still zu bleiben und nicht den Falschen zu verleumden. Die Stimmung war derart aufgeladen, dass die Leute danach gierten, einen Schuldigen zu finden und ihn zu bestrafen. Der Schritt zur Lynchjustiz war nicht weit; und es stellte sich die Frage, ob Jack dann trotz seiner Waffe ein Unglück verhindern konnte.
    Laura deutete auf Gloria, die Stewardess. »Noch im Flugzeug, vor dem Absturz, hatte ich ein kurzes Gespräch mit ihr. Sie sah mich an. Ich glaubte, mich zu irren, als ich keinerlei Spiegelung in ihren Augen sah. Aber ich war nicht die Einzige, der dies aufgefallen war. Nicht wahr, Angela?«
    Aller Augen richteten sich auf Angela Müller. Die Frau zog instinktiv den Kopf zwischen die Schultern. Aber schon nach wenigen Sekunden legte sie alle Unsicherheit ab. Sie stellte sich vor die Stewardess und sagte ihr ins Gesicht, mit dem Mut einer Frau, die zu viele böse Dinge gesehen hatte, um in diesen Augenblicken Furcht zu empfinden: »Es stimmt! Ich hab es auch gesehen. Ihre Augen waren dunkel und tot. So als

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