Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
von fünf Maskenträgern mitverfolgt, die nach Najids Meinung Elfen waren. Aber warum bekämpften sie sich? Und wo war der fünfte?
Nein, sie verkannte die Lage. Die Situation war weites komplizierter, als Laura gedacht hatte. Sie sah die Schicksalsgefährten einen nach dem anderen an. Alle wirkten wie Menschen; und dennoch waren womöglich fünf weitere von ihnen den Elfen zuzurechnen.
»Klärt mich auf, was das alles zu bedeuten hat, und zwar sofort!«, forderte Jack, die Waffe auf Bohnenstange gerichtet. »Was habt ihr miteinander zu schaffen? Wer seid ihr? Was wollt ihr?«
»Manche Dinge gehen dich nichts an, Kurzlebiger!«, sagte der Großgewachsene abfällig. Er deutete auf François Rougeon oder Ruairidh. »Du brauchst bloß so viel zu wissen, dass dieser da im Königreich der Crain ein gesuchter Mann ist.«
Er riss das weite Hemd des vermeintlich jungen Burschen mit einem Ruck auseinander. Sachen purzelten hervor. Sachen, die unmöglich Platz gefunden hatten können!
»Er ist ein notorischer Dieb. Ein eigentlich nicht sonderlich begabter Kleptomane. Seht her, Menschen, was er euch während der letzten Tage genommen hat! Er war es, die ganze Zeit über - der Dieb!«
Da lagen zwei Wasserflaschen. Nahrung. Ein defektes und zerlegtes Handy. Eine Axt. Kugelschreiber. Uhren, Schmuck, Ausweise, Schlüssel, Kreditkarten ...
»Er ist für viele Ungereimtheiten während des Unglücks und während des Marschs hierher verantwortlich«, fuhr der schlanke Mann fort.
Er wandte sich Laura zu. Seine Augen ... sie waren so kalt, so tief, so ... so ...
»Ich sollte dir dankbar sein, Menschin. Du hast die Dinge in Bewegung gesetzt. Andernfalls hätten Bathú und ich noch länger abwarten und riskieren müssen, dass Ruairidh eine Gelegenheit findet, sich von der Gruppe abzusetzen.«
»Ich verstehe immer noch Bahnhof«, sagte Laura und schüttelte den Kopf. »Warum seid ihr hinter Franç... Ruairidh her?«
Der Schlaksige veränderte sich vor ihren Augen. Seine Nase wuchs, die Ohren ebenfalls. Die eben noch leicht vorstehenden Zähne wirkten nun ebenmäßig und strahlend weiß. Er stand auf und drückte seinen Gefangenen mit einem Fuß zu Boden.
»Ich bin Cwym, und ich bin Gesandter des Königreichs Crain, in der Anderswelt. König Dafydd hat uns persönlich beauftragt. Bathú und ich waren diesem Kerl seit Langem auf der Spur. Er hat Crain etwas ganz Besonderes gestohlen, und das möchten wir von ihm zurückhaben.«
»Das ist nicht wahr!«, heulte Ruairidh auf. Er wollte sich hochstemmen, doch Cwym drückte ihn so fest zu Boden, dass jedes weitere Wort in einem unverständlichen Gestammel unterging.
»Wir werden ihn und seine Helferin mit uns nehmen und zurück zum Baum der Crain bringen. Dort werden sie dem König Rede und Antwort stehen. Mehr braucht ihr nicht zu wissen, Menschen.«
»Mehr brauchen wir nicht zu wissen?«, echote Jack und fuchtelte mit der Waffe. »Wir benötigen dringend Auskünfte, wo wir uns befinden, warum wir in diese Scheiße hier geraten sind und wie wir wieder nach Hause gelangen können - und ihr lasst uns die ganze Zeit auflaufen? Wart ihr etwa schuld am Absturz des Flugzeugs? Hatte das mit eurer kleinen Verbrecherjagd zu tun?«
»Nein.« Cwym starrte ins Leere. »Daran sind andere Umstände schuld.«
»Dann klärt uns gefälligst über diese Umstände auf!«, fuhr ihm Milt ungewohnt heftig in die Parade. »Immerhin sind wir gemeinsam unterwegs, und wenn mich nicht alles täuscht, ist der Rückweg für euch ebenso verschlossen, wo auch immer dieses Crain sein mag.«
»Ihr habt uns die ganze Zeit verarscht!«, schrie Cedric. »Ich sollte euch ...«
»Halte dich zurück, Cedric, die sollen uns endlich Antworten geben«, warf Andreas ein.
»Wir bilden gewissermaßen eine Zweckgemeinschaft, ja«, gab Cwym zu. »Aber sie funktioniert zu unseren Bedingungen. Ihr Menschen« - er sprach das Wort voll Verachtung aus - »seid bloß Staffage für jene Dinge, die hier vor sich gehen.«
»Diese Staffage wird dir gleich ein Loch in den Pelz brennen!«, rief Jack und visierte den Elfen erneut an.
»Ruhig, Jack!«, sagte Laura beschwichtigend. »Es hilft uns nicht weiter, wenn wir uns gegenseitig beschimpfen oder gar bedrohen. Wir werden uns ja wohl auf einen Kompromiss einigen können, um den Weg zur Stadt und dann weiter zum Palast Morgenröte in Frieden hinter uns zu bringen ...«
»Eure gefangen genommenen Landsleute interessieren uns nicht«, unterbrach Cwym sie kalt. »Unsere Aufgabe hier
Weitere Kostenlose Bücher