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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Mund halten und mich nicht mehr über deine Hässlichkeit beklagen werde.«
    »Genau so hab ich mir das vorgestellt«, murmelte Laura, mehr zu sich selbst als an Najid gerichtet. »Zieh deinen Umhang aus und dreh dich um!«, forderte sie ihn auf.
    »Warum?«
    »Keine Widerrede! Tu, was ich von dir verlange!«
    Zu Lauras Überraschung gehorchte der vermeintliche Sklavenhändler. Er wandte ihr den Rücken zu und reichte ihr das Cape, das aus dünnem, aber widerstandsfähigem Stoff bestand. Sie schnitt mehrere Streifen aus dem Umhang, und noch bevor Najid seine Verblüffung überwinden konnte, fesselte sie ihm die Hände hinter dem Rücken.
    Es war, als wüsste sie mit einem Mal ganz genau, was sie zu tun hatte. Routiniert überprüfte sie den Sitz der Knoten, zog ein wenig mehr an, trotz der nun heftigen Proteste des Jungen, und stieß ihn vorwärts, hin zum Dünenkamm. Es fiel ihr seltsam leicht. Sie hatte die Kontrolle über die Situation. Keine Angst. Kein Zögern. Völlige Selbstsicherheit.
    Als sie den Kamm erreicht hatten, winkte sie erneut in Richtung des Lagers - und erzielte diesmal eine Reaktion. Sie hörte Frauen- und Männerstimmen, und einige Leute erwiderten ihr Winken.
    »Man freut sich, mich wiederzusehen«, sagte Najid selbstbewusst.
    »Man freut sich, dass ich dich gefunden habe«, verbesserte Laura ihn. »Einige meiner Freunde wollen sicherlich ein paar Takte mit dir reden. Sei nett zu mir; dann lege ich ein gutes Wort für dich ein, sobald wir im Lager sind.«
    Najid schwieg, während sie den Abstieg begannen. Erst als sie den Fuß der Düne erreicht und nur noch wenige hundert Meter vom Sandsegler entfernt waren, fragte er: »Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?«
    »Ein Zufall. Außerdem ahnten wir, welche Richtung du nehmen würdest.«
    »Ach ja? Und wie kam diese Ahnung zustande?«
    »Wir haben uns darauf verlassen, dass du nicht weiter in die Wüste hineinspazieren und stattdessen das Gebirge als nächstes Ziel anvisieren wirst.«
    »Das Gebirge? Du meinst die Riha-Berge?«
    »Wie auch immer sie heißen ... Aber es war wohl klar, dass dein Weg dich hierher führen würde.«
    »Was für ein Unsinn!« Najid lachte. »Du bist mit Blindheit beschlagen und dumm noch dazu!«
    »Hüte deine Zunge ...«
    »Sieh dich doch um! Wo liegt das Gebirge? In Richtung der Sonne! Ihr müsst völlig orientierungslos sein, wen ihr meint, entlang dieser Dünen in Richtung Riha zu gelangen!«
    Laura blieb stehen und sah sich um. Sandberge rahmten sie ein; vom Gebirge waren lediglich die obersten Spitzen zu erkennen. Und Najid hatte recht: Das Massiv befand sich rechts von ihnen! Irgendwann einmal hatten sie die völlig falsche Richtung eingeschlagen! Aber wie ...?
    »Ist dir schon jemals der Gedanke gekommen, dass ihr manipuliert werdet?« Najid lachte bösartig. »Dass sich Wesen in euren Kreisen befinden, die sich darauf verstehen, eure Sinne zu beeinflussen? Ich habe große Strapazen auf mich genommen, um abseits der eigentlichen Wege zu bleiben und meine Spuren zu verwischen. So, wie es mir mein Vater einmal beigebracht hat.«
    »Unsinn!«
    »Wie groß ist die Chance, dass ihr mich inmitten dieses Nirgendwo entdeckt? Wie kam es, dass du ausgerechnet auf diese eine Düne hinaufspaziertest? Warum hast du deine Freunde verlassen? Gab es einen Grund, warum du es tatest?«
    »Bestimmung? Zufall?«
    »Manipulation!« Najid lachte erneut. Es klang bitter. »Ich sage dir: Ihr wurdet geleitet. Von Wesen, die einen ausgezeichneten Spürsinn besitzen und auf Möglichkeiten zurückgreifen, von denen ihr so gut wie nichts wisst. Ich rieche die Handschrift der Elfen.« Er spuckte angeekelt aus. »Sie haben euch im Griff, ohne dass ihr es auch nur ahnt...«

    Sie erreichten den Sandsegler. Unter großem Hallo übergab Laura den ausgebüxten Sklavenhändler. Die Schadenfreude war groß, als sie ihre Geschichte erzählte. Ein Bewohner der Wüste, gefangen und überwältigt von einer Frau!
    Irgendwann wurde es Laura zu viel. »Genug!«, sagte sie. »Ich habe Najids Versprechen, dass er keinen weiteren Fluchtversuch unternehmen wird. Er wird uns nun den Weg in die Stadt zeigen; nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete der Junge. »Ihr habt ja gute Gründe, dorthin zu gelangen, nicht wahr?« Er sah sich um und witterte wie ein Hund in der Luft.
    »Was willst du damit sagen?« Jack drängte nahe an Najid heran.
    »Rede mit Laura. Ich wiederhole mich ungern.«
    »Kerl, ich reiße dir die Zunge raus, wenn du weiterhin frech bist

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