Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
würden sie alles Licht verschlucken.«
»Lachhaft!« Gloria schüttelte den Kopf. »Wollt ihr diesen beiden verrückten Weibern etwa glauben? Seht mich doch an! Meine Augen glänzen wie bei jedem Menschen. Ihr reimt euch irgendeinen Unsinn zusammen, weil ihr einen Sündenbock sucht ...«
»Ich hab's auch gesehen!«, meldete sich Luca Müller zu Wort und gesellte sich zu seiner Mutter. »Sie hat uns Getränke gebracht. Kurz nach dem Start vom Flughafen in Nassau.«
»Dummes Balg!«, schimpfte Gloria. Sie schüttelte sich. Ihr schulterlanges, dunkles Haar wandelte sich. Im Licht der Nachmittagssonne zeigten sich mit einem Mal kupferrote Strähnen. So als schimmerten ... Rostflecken durch ihre Tarnung.
Laura sprang von der Spier aufs Deck und trat neben Angela Müller und ihren Sohn. »Das sind also drei Menschen, die sich geirrt haben?« Sie winkte Najid zu sich. »Soll ich ihn bitten, dir auch einmal tief in die Augen zu blicken? Womöglich sieht er Dinge, die uns entgangen s...«
Die Stewardess bewegte sich, so rasch, dass Laura nicht reagieren konnte. Sie kam wie eine Furie über sie. Fuhr ihr mit den Fingern durch die Haare, riss an ihnen, schüttelte ihren Kopf hin und her. Trat mit dem Knie zwischen ihre Beine, klemmte ihren Kopf in den Schwitzkasten, zwang sie dann mit einer Beinschere zu Boden, tat alles, um ihr Schmerz zuzufügen. Haut platzte in Lauras Gesicht auf. Sie fühlte Flüssigkeit über Augenbrauen und Nase tropfen. Sie fiel schwer in den Sand. Versuchte, sich herumzuwälzen und dem wütenden, kaum koordinierten Angriff Glorias zu entgehen.
Warum half ihr niemand? Warum zerrte keiner der Männer diese Furie von ihr?
Die Stewardess entwickelte unglaubliche Kräfte - und war dennoch unaufmerksam. Überheblich. Für einen Augenblick ließ sie in ihren Griffen locker, fühlte sich ihrer Sache zu sicher. Laura nahm in Kauf, dass zwei Haarbüschel in den Händen ihrer Gegnerin zurückblieben, und schaffte es, sich loszureißen. Sie zog ein Knie an und trat Gloria in die Rippen in der Hoffnung, ihren Solarplexus zu treffen. Besaß dieses Geschöpf denn überhaupt einen Solarplexus? Die Stewardess kippte nach hinten weg, ohne einen Laut von sich zu geben, kam rasch wieder auf die Beine und fiel erneut über sie her.
Laura sah Jack aus dem Augenwinkel. Er stand da, nur wenige Schritte entfernt, mit gezückter Waffe. Er wagte es nicht, einen Schuss abzugeben, in der Angst, auch sie zu verletzen. Milton indes versuchte, Gloria am Bein zu packen und sie zu sich zu ziehen; doch die Stewardess teilte einen Fußtritt aus, der den Mann zurücktaumeln ließ. Sie stellte selbst für ihn einen ernst zu nehmenden Gegner dar.
Laura fand kaum einen Augenblick Zeit, um Luft zu schnappen - schon war dieses völlig entfesselt kämpfende Wesen wieder über ihr. Gloria presste sich eng an Laura. Sie tastete ihre Rippen ab, so als suchte sie nach einem Punkt, an dem sie ihr die Finger ins Fleisch bohren und lebensnotwendige Organe mit den bloßen Händen zerquetschen konnte. Der Schmerz war unbegreiflich, die Luft wurde knapp. Gegen diese Furie hatte sie keine Chance, und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie um Gnade gewinselt, um Erbarmen ...
Unvermutet fühlte sie sich beiseitegerissen, vom Gewicht der Stewardess befreit. Milt hatte den heftigen Tritt in seinen Magen verdaut und nahm den Kampf erneut auf! Er bearbeitete sie mit Faustschlägen, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass er eine Frau vor sich hatte. Er traf an den Schläfen, auf der Brust, an den Schultern, am Kinn. Wie ein wilder Stier fiel er über sie her - und geriet dennoch in Schwierigkeiten. Gloria wehrte sich mit einer Kampfeswut, die nicht zu ihrer zierlichen Figur passte, und sie war durchaus in der Lage, es mit diesem fast doppelt so schweren Mann aufzunehmen.
»Tut doch was«, keuchte Laura, »helft ihm!«
Andreas stand unentschlossen da, Jack hielt weiterhin die Waffe im Anschlag. Alle anderen Menschen beobachteten fasziniert den so ungleich wirkenden Kampf. Lauras Sicht verschwamm. Blut rann aus einem Schnitt an der Stirn über Augenbrauen und Nase nach unten und füllte bald ihren Mund ...
Die beiden Kontrahenten kamen auf die Beine und klammerten sich wie in einem Ringkampf aneinander. Immer wieder musste Milt Tritten ausweichen, die gegen seinen Unterleib gezielt waren. Andererseits bemühte er sich, seinen Reichweitenvorteil auszunutzen und Glorias Arme hinter den Rücken zu drehen, sie bewegungsunfähig zu machen, und es wollte ihm
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