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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ist erfüllt. Wir benötigen dringend eine Passage zurück nach Crain. Sobald wir diese Wüste hinter uns gelassen haben, werden Bathú und ich mit den beiden Gefangenen so rasch wie möglich das Herrscherpaar Innistìrs aufsuchen und es um Unterstützung bitten.«
    Laura lächelte Cwym an. Woher, verflixt noch mal, nahm sie den Mut, sich gegen diesen so unendlich überlegen wirkenden Mann zu positionieren? Warum übernahmen nicht Jack, Andreas oder Milt ihre Rolle?
    »Große Worte für einen großgewachsenen Kerl«, sagte sie. »Aber ich denke, dass du die Sache ein wenig vereinfacht darstellst.« Jedermann blickte sie an, ihre Unsicherheit kehrte zurück. Nur nicht nachdenken!, mahnte sie sich. Einfach weiterreden! »Es gibt Gründe, warum ihr in unserer Nähe bleibt, und sie haben nicht unbedingt nur mit euren Gefangenen zu tun. Stimmt's?« Laura wartete keine Antwort ab. »Ihr seid in gewissem Sinne auf uns angewiesen. Ihr benutzt uns als Deckung. Ihr versteckt euch. Wie Najids Reaktion bewiesen hat, sind Elfen in Innistìr nicht sonderlich beliebt; Menschen dagegen eine begehrte ... Ware. Erkennt man etwa eure Ausstrahlung nicht, solange ihr euch in unserer Gegenwart bewegt?«
    »Unsinn!«, widersprach Cwym, ein wenig zu rasch und zu laut. »Wir haben mit den Umständen in der Amethyst-Wüste ebenso Probleme wie ihr. Auch wir benötigen Wasser und Nahrung. Ihr Menschen und wir bilden eine Zweckgemeinschaft, wie ich gesagt habe. Nicht mehr, nicht weniger.«
    Najid trat neben Laura. Er hatte versucht, seine Fesseln zu lösen - und sich dabei noch mehr in den Tuchstreifen verheddert. Er gab eine klägliche Gestalt ab, und dennoch war ihm die Wut anzumerken, als er zu sprechen ansetzte.
    Noch bevor er ein Wort sagen konnte, zog ihn Laura näher zu sich. Mit einem strengen Blick mahnte sie ihn, den Mund zu halten, und sagte an seiner statt zu Cwym: »Und wie sieht's mit eurem Orientierungssinn aus?«
    »Ich kann die Stadt bereits ... riechen«, antwortete der Elf. »Sie befindet sich einige Stunden Fußmarsch voraus. In dieser Richtung.« Er deutete über jene Düne hinweg, auf deren Kamm Laura Najid gefunden hatte.
    »Und ihr hättet uns geradeaus gehen lassen, an der Stadt vorbei?«, hakte sie nach.
    »So weit wäre es nicht gekommen. Wir wussten, dass Ruairidh wie wir in Tarnung unterwegs war. Er hatte seine Rolle bis jetzt zu gut gespielt. Trotz unserer Fähigkeiten gelang es uns nicht, ihn zu identifizieren. Wir hatten einige andere Menschen in Verdacht ...« Wiederum stierte er für einige Augenblicke über die Gruppe hinweg ins Leere, bevor er fortfuhr: »Ruairidh hätte sich in Bälde zu erkennen geben und euch die richtige Richtung avisieren müssen. Es wäre die Gelegenheit gewesen, ihn zu enttarnen. Nun, es war nicht mehr notwendig, unseren Plan durchzuführen. Dank deiner Hilfe, Laura ...«
    Er unterbrach sich, drehte sich unvermittelt zur Seite und blickte hin zu seinem Kollegen, zum ehemals kahlköpfigen Bathú, dem mittlerweile die Haare wild aus dem Kopf sprossen und der die Komplizin Ruairidhs nach wie vor im Schwitzkasten hielt.
    Sie veränderte sich.
    Ihr Kopf wuchs in die Breite und in die Höhe, ein schauriges Gebiss zeigte sich anstelle der ebenmäßig weißen Zähne. Aus der Haut unterhalb der Schulterblätter brachen ledrige Schwingen hervor, und ihre Gliedmaßen zeigten auf einmal einen braungoldenen Flaum ...
    »Gib acht!«, rief Cwym seinem Kollegen zu, der ungewöhnlich langsam reagierte. So als könnte er es nicht fassen, dass die sicher geglaubte Beute es wagte, einen erneuten Befreiungsversuch zu starten.
    Sie hieb ihm mit einem Flügel mehrmals über den Kopf, bevor sie sich daranmachte, sich aus Bathús Umklammerung zu befreien. Ihre Beine, nun vollends behaart und dürr, strampelten sich ebenfalls frei. Der Elf, der zuvor so rasch und zielgerichtet gehandelt hatte, wirkte nun vollends überfordert.
    Sie sind nicht sonderlich flexibel, dachte Laura, während sie den Befreiungsversuch fasziniert beobachtete. Wenn sie auf ein einziges Ziel fokussieren, sind sie uns grenzenlos überlegen. Doch wenn es um Improvisation geht oder um mehrgleisiges Denken ...
    Erst jetzt reagierte Cwym und eilte seinem Kollegen zu Hilfe, mit Ruairidh im Schlepptau. Doch es war zu spät. Die ehemalige Stewardess, Gloria, die nunmehr einem Biber mit Engelsflügeln ähnelte, erhob sich in die Lüfte, schlug mehrmals mit den Lederschwingen, traf dabei Cwym ein ums andere Mal, um sich letztlich ungehindert

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