Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons
atmen. Sie sah sich nach den anderen um. Wie versteinert standen die Menschen auf dem Platz. Keiner von ihnen bewegte sich.
Die Dunkelheit bedrängte sie, legte sich um sie wie eine kalte, harte Schicht, zog an ihr. Sie glaubte, in ein dunkles Loch gerissen zu werden, tiefer und tiefer, bis das Licht zu einer unerfüllbaren Sehnsucht wurde. Und trotzdem sah sie ihre Umgebung noch. Sie fiel, obwohl sie stehen blieb.
»Gib deine Freundin auf, oder sie werden alle sterben.« Die Stimme war so dunkel wie die Schatten, die Laura umgaben. Sie zu hören erfüllte sie mit Unbehagen und Angst. Es war eine Stimme, die keine Güte kannte und kein Mitgefühl, eine Stimme, von der nur Leid und Verderben ausgehen konnten.
Der Schattenlord.
Sie spürte, nein, wusste, dass er es war. Das war kein irrationaler Glaube, kein Gefühl, dass es vielleicht so sein konnte, sie war sich vollkommen sicher. Vielleicht suggerierte er es ihr, vielleicht war es ein Wissen, das aus irgendeinem Grund in ihr steckte, aber sie wusste es.
Die Stimme gehörte dem Schattenlord.
»Wieso brauchst du meine Erlaubnis?«, fragte Laura. Sie musste all ihren Mut aufbringen, um ihm zu widersprechen. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was machte der Schattenlord an diesem Ort, und welches Interesse hatte er an Zoe? Es erschien ihr widersinnig, dass ein so mächtiges Wesen jemanden wie Zoe benötigte.
»Ich brauche gar nichts«, antwortete die Stimme. Laura spürte sie wie einen Bass im Magen. »Aber ich will, dass du diese Wahl triffst. Entscheide dich zwischen ihr und all den anderen.«
»Du kannst mich nicht dazu zwingen, und ich werde Zoe nicht freigeben. Sie ist meine Freundin, wir sind ihr bis hierher gefolgt, um sie zu ...«
»Sei still!«
Ihre Stimme versagte, ihre Zunge lag schwer in ihrem Mund. Laura konnte sie nicht bewegen, nicht einmal, um zu schlucken.
»Du hast deine Entscheidung getroffen. Zoe vor allen anderen. Nun musst du damit leben.«
Laura hörte einen Schrei. Sie fuhr herum, suchte die Gruppe der Überlebenden mit Blicken ab und blieb schließlich an Luca hängen. Als Einziger von ihnen bewegte sich der Junge. Zuckend und zitternd fiel er zu Boden. Laura hörte den dumpfen Knall, mit dem er auf dem Holz aufschlug. Seine Augen verdrehten sich, Schaum stand ihm vor dem Mund, zuerst weiß, dann rosa, dann tiefrot.
Laura wollte schreien, wollte den Schattenlord anflehen, Luca in Ruhe zu lassen, aber kein Wort kam über ihre Lippen.
»Seine Organe werden zerquetscht«, sagte die dunkle Stimme. »Eines nach dem anderen. Der Magen, die Nieren ...«
Luca schrie so entsetzlich laut und quälend, dass Laura die Hände auf die Ohren presste.
Hör auf!, flehte sie in Gedanken. Hör doch auf!
»Die Leber, die Lunge ...«
Lucas Schreie brachen ab. Mit verzerrtem blassen Gesicht wand er sich am Boden. Blut versickerte in den Ritzen zwischen den Brettern. Die anderen Menschen reagierten nicht. Wie eingefroren standen sie da.
»... und das Herz.«
Luca bäumte sich ein letztes Mal auf, dann lag er still. Aus gebrochenen Augen starrte er in den düsteren Himmel.
Laura fiel auf die Knie und weinte. Erst als sie ihr eigenes Schluchzen hörte, wurde ihr klar, dass der Schattenlord ihr die Stimme zurückgegeben hatte.
»Wieso hast du das getan?«, schrie sie. »Du hast einen unschuldigen Jungen umgebracht!«
» Du hast ihn umgebracht.« Die Stimme klang kalt. »Du hast deine Entscheidung getroffen. Sein Tod war die Konsequenz. Wer soll als Nächster sterben?«
»Niemand!« Laura konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie sah nur Luca vor sich, den ihre Entscheidung zum Tod verdammt hatte. Sie glaubte nicht, dass sie jemals damit leben konnte.
»Soll ich für dich entscheiden?«
»Nein!«
»Es gibt nur dich und mich. Alle anderen sind uns ausgeliefert, und sie werden sterben, einer nach dem anderen, bis nur noch du und Zoe übrig seid. Und dann werde ich euch gehen lassen, so, wie du es willst «
Laura schloss die Augen. Sie fühlte sich auf einmal schwach und erschöpft und einsam - so unendlich einsam.
Niemand soll mehr sterben«, sagte sie leise. »Ich kann das nicht ertragen.«
»Dann änderst du deine Entscheidung?«
Sie hörte keine Häme in seiner Stimme, kein Gefühl. Er klang nur neugierig.
Laura nickte. Wenn das, was Iayn gesagt hatte, stimmte, würde Zoe nichts geschehen, solange das Mal hielt. Zumindest hatte sie ihn so verstanden, und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie gestehen, dass sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher