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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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schlucken schien. Er streckte seine Hand aus - und griff hindurch.
    Er sieht es also auch, dachte Laura. Sie wurde nervös. Iayn kümmerte sich um seine Untertanen, das ahnte sie, und wenn sie nicht angreifbar waren, schwand damit auch Lauras einziges Druckmittel.
    »Wir wissen, dass ihr unsere Freundin aus der Stadt der goldenen Türme entführt habt«, sagte sie. »Die Männer trugen die gleiche Kleidung wie ihr und verbargen ihre Gesichter. Du willst deine Untertanen schützen, das ist mir klar, aber wir müssen unserer Freundin helfen. Wir haben diese Nacht auf uns genommen, und so wahr ich hier stehe, werden wir auch eine zweite durchstehen, wenn du uns nicht endlich sagst, was das alles soll.«
    Iayn senkte den Blick. Eine Weile stand er reglos da, schien mit sich zu hadern und um eine Entscheidung zu ringen, dann sah er Laura wieder an.
    »Ja, ich kümmere mich um meine Untertanen, wie mein Vater es getan hat. Du hast seine Zeichnungen gesehen, also weißt du, was geschah. Als die Fische ausblieben und die Händler die Preise für Getreide und andere Lebensmittel anhoben, brachen Revolten aus. Manche Menschen flohen, aber die meisten blieben hier, weil sie glaubten, es würde schon alles wieder besser, sobald die Fische zurückkehrten. Doch es wurde nicht besser.« Er hielt inne.
    Jack seufzte ungeduldig. »Er schindet Zeit«, sagte er mit einem Blick auf die Untoten, die mit jeder Minute schemenhafter wurden. Fast die Hälfte von ihnen war bereits in den Schatten verschwunden.
    Laura schüttelte den Kopf. »Lass ihn reden.«
    Sie spürte, dass der Herrscher der Untoten nur versuchte, ihr seine Rolle in alldem zu erklären. Diese Zeit wollte sie ihm geben.
    »Mit dem Hunger kam die Gewalt. Arme gegen Reiche, Eltern gegen Kinder, Brüder gegen Brüder. Ich war noch ein Kind, aber ich erinnere mich an die Schreie in den Straßen und an die Rufe der Priester, die sich auf die Seite der Reichen stellten und ihnen versicherten, Gott würde ihnen den Sieg bringen.«
    Sein Blick verlor sich in der Tiefe seiner Erinnerungen. »Mein Vater leitete den Rat der Stadt. Er setzte Soldaten ein, um die Kämpfe zu beenden, aber als er sie nicht mehr bezahlen konnte, verließen sie ihn und machten auf eigene Faust weiter. Es herrschte Chaos, und Gott ...«
    Er machte eine Pause. »... Gott war so enttäuscht von dem Missbrauch, den die Priester mit seinem Namen trieben, dass er uns strafte. Eines Tages standen die Toten wieder auf. Als wir verstanden, was geschah, war es bereits zu spät. Wir versuchten alles, um der Lage Herr zu werden. Die Toten und Sterbenden warfen wir in den leeren Silo in der Hoffnung, dass sie ohne Nahrung irgendwann von sich aus sterben würden. Wir brachten Menschenopfer um Gott milde zu stimmen, aber er hatte sich längst von uns abgewandt. Und so kämpften wir und starben kämpften und starben, immer und immer wieder. Am Ende blieben nur noch mein Vater und ich übrig. Wir verschanzten uns im Vorratslager und warteten auf das Ende.«
    Jack tat so, als würde er auf seine Armbanduhr blicken. »Geht mir nicht anders«, murmelte er.
    »Geduld.« Iayn hob entschuldigend die Hände. Eine merkwürdige Veränderung war seit Sonnenaufgang über ihn gekommen. Laura glaubte nicht, dass ihm klar war, wie aggressiv ihn die Nacht machte. Wahrscheinlich war dies sein wahrer Charakter und der aggressive Feldherr, den sie vor dem Lager beobachtet hatte, nur ein Phänomen der Dunkelheit.
    Oder umgekehrt, dachte sie.
    »Wir hatten mit allem abgeschlossen, aber auf einmal tauchten Fremde auf dem Platz auf. Sie befreiten meinen Vater und mich und machten uns ein Angebot: ihre Hilfe gegen unsere. Sie versprachen, dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Reisende der Siedlung zum Opfer fielen, und machten meinen Vater zum Wächter der Barriere. Er flehte sie an, den Fluch Gottes von mir zu nehmen, damit ich nach meinem Tod nicht zu rückkehren müsste, doch er war zu stark. Die Fremden konnten ihn nur abschwächen, und wie ihr seht, haben sie genau das getan.«
    „Was wollten sie im Gegenzug?«
    »Einen Tribut. Einmal pro Jahr fordern sie von uns eine Frau, die das Blaue Mal trägt.«
    »Zoe«, sagte Milt. Ärger blitzte in seinen Augen auf. »Du willst sie verschachern, damit diese Farce weitergehen kann.«
    »Diese Farce ...« Iayn sprach das Wort aus, als hätte es einen bitteren Beigeschmack. »... ist das Einzige, was meinem Volk geblieben ist. Sie wissen nicht, dass sie tot sind. Sie klammern sich an ihr altes Leben

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