Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
setzten.
Finn zog an den Zügeln, um sie rechtsherum zu lenken, und die Elfen riefen Kommandos.
»Was auch immer die da rufen, ich würd's gern tun«, bemerkte Andreas und lächelte leicht. »Diese Stimmen ...«
»Elfenstimmen«, rief Cwym nach hinten. »Dagegen kann kaum jemand etwas ausrichten, nicht einmal wir selbst.«
»Wirkt eure eigene Magie denn bei euch auch?«
»Natürlich. Weshalb denn nicht?«
Sie schaukelten aus der Senke; diesmal hielt Maurice Karys' Magen der Herausforderung stand. Dann ging es auf der Straße flott weiter. Nichts konnte den Tag trüben. Ab und zu gelangten sie an eine Kreuzung und erblickten in der Ferne weitere Reisende, manchmal zu Fuß, manchmal in der Gruppe und beritten. Sie entschieden sich, auf geradem Wege zu bleiben, um wenigstens eine gewisse Orientierung beizubehalten.
Die Landschaft unterschied sich in nichts von einer typisch menschlichen - Gras, Büsche, kleine Wäldchen. Ab und zu einmal ein Bach, der sich durch das Gelände schlängelte, stellenweise mit Baumbewuchs an den Ufern und Biberdämmen.
Das brauchte allerdings nicht viel zu besagen, schon hinter dem nächsten Wäldchen konnten Landschaft und Klima ganz anders sein. In diesem Reich gab es nichts Beständiges, Regelmäßiges oder schlicht Normales. Dennoch tat es gut, wenigstens für einige Momente die Illusion der Normalität aufrechterhalten zu können.
»In Deutschland wären wir jetzt schon durch sieben Dörfer gefahren, und überall könnte man Höfe und Felder sehen«, stellte Felix fest.
»In Amerika und Kanada findest du solche Gegenden wie hier«, sagte Jack.
»Wenn wir nicht diesen verflixten Stempel mit dem Verfallsdatum mit uns herumtragen müssten, könnte es mir hier gefallen .« Andreas seufzte. »Na schön, der Mond und die Sterne würden mir fehlen, aber das Essen hat etwas, und man könnte sicherlich sein Auskommen finden.«
»Abgesehen von einer tyrannischen Diktatur stimme ich dir zu«, sagte Milt. »Ich könnte es hier auch gut aushalten. In einer Stadt leben zu müssen ... schauderhafter Gedanke.«
»Das ist ja unerträglich!«, rief Laura. »Ich seh euch schon wie ein altes Ehepaar nebeneinander auf der Veranda sitzen und die Kant'schen Prinzipien bei Kochrezepten erörtern! Ich meine, ein bisschen Ländlichkeit, gut und schön, aber niemals würde ich auf das Leben in einer Stadt verzichten, mit Kino, Kneipen, Clubs und Cafés! Ich bin doch keine Mumie, du meine Güte.«
Finn unterbrach sie und deutete nach vorn. »Eine Kreuzung, und dort ist jemand!«
Zum Glück war das Gelände eben, sodass sie weit vorausblicken konnten - und die Chance bestand, den Bremsvorgang bis zur Kreuzung zu schaffen.
Laura stellte sich auf und spähte nach vorn. Bis jetzt hatte sich an der Kreuzung niemand bewegt. Waren die Leute dort neugierig, welch seltsames Gefährt da auf sie zukam? Oder hatte das etwas Schlechtes zu bedeuten?
Als sie nahe genug waren, konnte Laura trotz des nach wie vor herrschenden Geschüttels bei geringerem Tempo erkennen, dass es sich um drei Reiter handelte; zwei saßen im Sattel, der dritte war mit irgendetwas am Boden beschäftigt und hielt sein Tier am Zügel. Immerhin sahen die Tiere wie Pferde aus, ein vertrauter Anblick.
Die Reiter allerdings, da musste Laura zweimal hinsehen, sahen wie entfernte Verwandte von Bären aus, in lebhaft bunter, wallender Kleidung und mit Turbanen. Bewaffnet schienen sie nicht zu sein, möglicherweise aber steckten Waffen in den prallen Packtaschen.
Als der sicherlich laut heranrumpelnde Karren in einer großen Staubwolke in Hörweite kam, wandten die Reiter ihm ihre Aufmerksamkeit zu. Einer öffnete den Mund, zeigte beeindruckende Bärenzähne und sagte etwas, das wie »Schnurch!« klang. Die anderen beiden bewegten nickend die Köpfe und antworteten: »Prmpft.« und »Schlmpfx.«
Finn lag schon fast auf dem Rücken, so sehr zog er an den Zügeln. Glatzkopf und Bohnenstange sprangen aus dem Karren, liefen nach vorn und redeten beruhigend auf die Renoswiins ein, die schließlich quiekend und schnaufend stehen blieben. Andreas, Jack und Milt beeilten sich, sofort die Bodenanker einzuschlagen.
»Tag auch«, eröffnete Cwym die Unterhaltung. »Schön sonnig, was?«
»Mhmmm«, brummte der abgesessene Reiter und scharrte mit dem Stiefel über den Boden. Die anderen beiden musterten Zugtiere, Karren und Insassen von oben bis unten. Die Pferde prusteten und tänzelten nervös, ließen sich aber halten. Ihre Schweife schlugen heftig,
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