Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
fragte Andreas.
»Nein, so lange sollten wir nicht bleiben.« Jack kratzte sich am Kopf; kein Wunder, wenn seine Haut ebenso juckte wie Lauras. Sie hatte das Gefühl, eine zentimeterdicke Kruste trockener Schuppen auf dem Kopf zu haben.
»Aber wie jetzt weiter?«, fragte Felix. »Sollen wir uns an deinen Kompass halten, Andreas, und weiter nach Norden folgen?«
»Ich traue meinem Kompass nicht mehr«, erwiderte der Kopilot. »Er zeigt verlässlich den Weg zum Palast an, aber leider keine andere Richtung, nicht einmal entgegengesetzt. Die Nadel schwankt ständig hin und her, als wüsste sie nicht, welcher Linie sie folgen sollte.«
»Linie?« Laura horchte auf.
»Ach, fahren wir einfach weiter«, schlug Rimmzahn vor. »Irgendwann müssen wir doch wieder jemandem begegnen!«
»Wenn wir wenigstens eine Karte hätten ...«, setzte Felix an.
Milt schüttelte den Kopf. »Die würde uns hier nicht viel helfen, weil es keine Maßeinheit für Entfernung gibt. Ist dir das noch nicht aufgefallen? Manches, was weit weg ist, ist in einer Stunde zu erreichen, anderes hingegen scheint nie näher zu kommen. Genauso wie die Landschaften abrupt wechseln, gibt es keinerlei Einheiten, die wir bestimmen können. Es sieht manchmal so aus wie bei uns, aber unsere mathematischen und Physikgesetze gelten hier nicht.«
»Die Schöpferin hat Enormes geleistet«, sagte Bathú anerkennend. »Besser als jeder Gott.«
»Alberich wird es nicht leichtfallen, das zu halten«, stimmte Cwym zu. »Sein Vorteil ist die Isolation des Reiches, sodass er seinen Eroberungsfeldzug mit Ausdauer durchsetzen kann, ohne von außen gestört zu werden. Aber er wird Anker setzen müssen, um seine Machtansprüche dauerhaft zu sichern, ansonsten zerfällt alles wieder in der ständigen Bewegung, in der sich Innistìr befindet.«
Felix trommelte mit dem Finger an die Bordwand. »Könnten wir das für später aufheben?«
Jack entschied: »Also gut, wir fahren geradeaus weiter und hoffen, wir hinterlassen ausreichend Spuren, um uns daran notfalls wieder zurückorientieren zu können.«
Finn schnalzte mit der Zunge, der Karren fuhr sofort an. Eines der Renoswiins wandte den Kopf.
Laura sah etwas aufblitzen in dem rötlichen Licht des Auges und bekam sofort ein mulmiges Gefühl. »Finn, wir sollten besser ...«, setzte sie an, doch es war bereits zu spät.
4
Ein anderer
Handel
D er Karren passierte soeben die beiden Bäume. Laura wollte rufen: »Raus hier!«, da ging es schon los.
Die Renoswiins sprangen an, rissen den Karren mit einem Ruck mit sich, Finn hatte keine Chance mehr, die Zügel zu halten - und dann galoppierten sie los. Übergangslos donnerten sie auf ihren kräftigen Säulenbeinen über die Steppe, die Krallen schlugen tiefe Löcher in den Boden, Staub und Erdbrocken flogen davon. Der Karren schlingerte und schleuderte, die Menschen hielten sich unter größter Not fest, und Laura war nicht die Einzige, die aufschrie.
»Runter vom Wagen!«, brüllte Jack.
»Bist du verrückt?«, gab Milt zurück. »Wir brechen uns sämtliche Knochen!«
Die beiden Ungetüme rasten kreuz und quer, quiekend und laut schreiend vor Vergnügen. Es war ein Wunder, dass der Karren sich weder überschlug noch auseinanderfiel.
Die beiden Elfen versuchten die Zügel einzufangen, aber das war völlig aussichtslos. Die Ketten hatten sich irgendwo im Geschirr verfangen und waren unerreichbar. Aber was hätten sie damit auch ausrichten wollen? Es gab keine Bremsen, und der Zug an den Ketten hätte dieselbe Wirkung auf die Tiere gehabt wie die Berührung eines Fliegenrüssels.
»Sie lachen!«, rief Felix über das Dröhnen und Schütteln. »Diese mörderischen Biester lachen!«
Laura hatte vorher geglaubt, sich verhört zu haben, aber es stimmte. Sie hatte sich also nicht getäuscht, die Tiere waren intelligent, wenn nicht gar elfenartige Wesen.
»Was ist denn mit eurem Elfenzauber?«, schrie Rimmzahn. Karys neben ihm kreischte auf, als sich ein Brett von der Bordwand löste.
»Er wirkt nicht mehr!«, gab Cwym zurück. Er und Bathú versuchten ununterbrochen, einen Zauber zu wirken, aber er verpuffte ins Nichts, und die Fäden lösten sich einfach auf. Selbst Bathús säuselnde Elfenstimme konnte nichts ausrichten.
»Hahaaaaa!«, brüllte das linke Zugtier. »Der hat noch niiiiiie gewiiiiirkt!«
»Verdammt!«, schrie Laura. »Sie sprechen!«
»Guuut erkaaaannt!«, quiekte das rechte Zugtier. Dann senkten beide die Köpfe.
»Oh-oh!«, machte Bathú.
Die
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