Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
ziehen lassen ...«
Nun spiegelte sich Betroffenheit auf den meisten Gesichtern, was sie erst recht an den Rand der Beherrschung brachte.
»Warum ... hast du nicht schon früher darüber gesprochen?«, fragte Milt rau. »Wenigstens mit ... mir?«
»Ich hab' mich so geschämt«, wisperte sie. »Aber es schien mir die einzige Alternative zu sein. So hegte ich Hoffnung, dass alle überleben, einschließlich Zoes, und wir sie eines Tages befreien können.«
»Donnerwetter«, entfuhr es Rimmzahn. Er beugte sich plötzlich vor und drückte Lauras Arm. »Sie haben ordentlich Mut bewiesen, Kindchen, und es verstanden, Prioritäten zu setzen. Bei meiner nächsten Seminarreihe will ich Sie unbedingt als Referentin dabeihaben.«
Das war der Gipfel. Trost von diesem knochentrockenen Kerl. Kein Wort mehr! Laura sprang auf und rannte davon.
Die anderen blieben sitzen, während Laura sich hinter einem Baum zwei Minuten ungehinderten Tränenfluss gestattete und dann tief durchatmete. Das Schlimmste war überstanden, und wenn dabei eine fester zusammengewachsene Gemeinschaft herauskam, hatte es wenigstens noch etwas Gutes.
Sie wusch sich das Gesicht, fuhr durch ihre Haare, ordnete die Kleidung, straffte die Haltung und kehrte zu den anderen zurück.
»Und du denkst, Alberich und der Schattenlord sind identisch?«, fuhr Andreas fort, kaum dass sie sich niedergelassen hatte, als hätte es die Unterbrechung nicht gegeben.
Laura nickte. »Es passt alles zusammen. Ich ... habe da so ein merkwürdiges Gefühl. Immer, wenn der Schattenlord mir ... ich weiß nicht ... nahe war, hatte ich ein ganz bestimmtes, einzigartiges Gefühl, das ich nicht näher beschreiben kann, und das war bei Alberich ziemlich stark.«
»Und seine Reaktion darauf war zudem deutlich«, sagte Bathú zustimmend. »Alberich ist ein uraltes Wesen, und die meiste Zeit seines Lebens hat er im Verborgenen gelebt und gehandelt.«
Cwym nickte. »Und vor allem intrigiert, gemordet und nach Macht gegiert, nein, gegeifert, möchte man sagen.«
»Und außerdem ist er ein Drache.«
»Und ein Zwerg. Ein Alben-Zwerg, der erste, um genau zu sein, weswegen er sich lieber Alberich statt Regin nennen lässt.«
»Er ist widerlich. Und selbst für einen unserer Art abgrundtief böse .«
»Nur er kann der Schattenlord sein - und wir werden herausfinden, wie er zu dem Namen kam«, bekräftigte Cwym am Schluss. »Denn nur so können wir eine Schwäche aufdecken, wie wir ihn überwinden können.«
»Na klar, wir Handvoll«, spottete Rimmzahn. »Und auf einmal werden egomanische Elfen zu Helden.«
»Im Gegensatz zu anderen Egomanen«, murmelte Milt.
»Also rechnet ihr nicht damit, dass Alberich seinen Teil des Handels einhalten wird?«, hakte Laura nach.
»Doch, das wird er«, antwortete Bathú. Er schabte sich die staubige Glatze. »Ob es uns rettet, ist die andere Frage. Wir müssen in jedem Fall verhindern, dass er Königin Anne und ihren Mann in die Finger bekommt. Wir brauchen sie schließlich dringender.«
»Also ... es geht euch dabei gar nicht um Alberichs Ziele, sondern nur um eure Rettung?«, fragte Andreas konsterniert.
»Na, was denn sonst? Und Alberichs Ziele sind nicht unsere Aufgabe, Mensch. Wir werden den Dieb zu König Dafydd bringen und ihn informieren - und der wird sich dann um Alberich kümmern.«
»Und wie er das tun wird.« Cwym grinste. »Er kennt Alberich, und er hat die Macht dazu - wir hingegen nicht. Wir werden uns keinesfalls mit ihm anlegen, aber wir können Informationen sammeln und an denjenigen leiten, der auf mindestens gleicher Höhe ist.«
»Also gut!«, schnarrte Rimmzahn. Alle wandten sich ihm überrascht zu. »Soll ich das so verstehen, Laura, dass Sie als eine Art Webcam für den Sch... für Alberich herumlaufen?«
»Ganz so ist es zum Glück nicht. Aber er kann mich aufspüren, wenn er es will.«
»Das heißt, wir sind einigermaßen frei in unseren Handlungen, womit wir sehr sorgfältig planen müssen, wie wir uns diesen Umstand von Lauras Überwachung zunutze machen können.« Rimmzahn dachte nach. »Etwas ganz anderes«, schwenkte er dann um. »Haben Sie alle den gleichen, spontanen Gedanken wie ich gehabt, als Sie das fliegende Schiff erblickt haben?«
Die beiden Elfen zuckten die Achseln. »Keine Ahnung«, erklärten sie unisono.
»Doch«, sagte Laura. Nahezu alle nickten reihum.
»Klar, wer nicht?«, sagte Milt.
»Dann ist er es?«, fuhr Rimmzahn fort.
»Wer ist was?«, wollte Cwym wissen. »Könnte uns mal einer
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