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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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und reichte ihn dem Pilger, der ihr die beiden Stängel übergab.
    Gleichzeitig reckte er sich noch ein Stück zu ihr hinauf und wisperte Laura zu: »Du dienst dennoch jemandem, denn du trägst dieses Armband.« Er meinte das Bettelarmband mit den Charms-Anhängern, und er zeigte sich nicht als Erster daran interessiert. »Hüte es sorgfältig, du wirst es brauchen. Und achte auf die Zeichen. Du kannst die Spur des Schiffes finden, du brauchst nur deinem Gefühl zu folgen. So war es schon einmal, nicht wahr?«
    Laura rieselte ein Schauer den Rücken hinunter, und sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. »Das alles könnt Ihr sehen?«, flüsterte sie.
    »Achte auf dich, Menschenkind. Nichts ist so, wie es scheint. Viele Prüfungen erwarten dich, ehe du dein Ziel erreichst. Auch deine Gefährten. Die erste Prüfung ist schon ganz nahe.«
    »Können wir es schaffen?«
    »Folge deinem Gefühl, es wird dich richtig leiten.« Der Bärenmann nahm den Ring; seine Finger waren viel zu dick, aber zu Lauras Erstaunen streifte er ihn einfach über, und er passte!
    »Nun werden wir unseren Weg finden!«, rief er seinen Gefährten zu. Er hielt die Hand mit dem Ring hoch, während er auf sein Pferd stieg. »Möge Euer Pfad von Sonne beschienen sein«, sagte er zum Abschied. »Möge das, was Ihr vorhabt, mit Erfolg beschieden sein. Das hoffen wir - für uns alle!« Damit galoppierten sie die Straße hinunter.

    »Hat ja gar nicht so viel gekostet«, sagte Bathú zufrieden.
    »Das habt ihr erwartet?«, fragte Rimmzahn.
    »Ja. In unserer Welt bekommt man nichts umsonst. Von niemandem.«
    Laura war noch nicht sicher, was es sie gekostet hatte - oder vielmehr, was sie dafür erhalten hatte.
    »Was hat er zu dir gesagt?«, wollte Milt wissen. »Deine Miene war recht widersprüchlich - zuerst bist du blass geworden, dann hast du fast gelächelt, und zuletzt wurdest du wieder blass.«
    »Er sagte, dass viele Prüfungen auf uns warten«, antwortete Laura. »Ich weiß nicht, wie er das gemeint hat.«
    »Wir durchleben die ganze Zeit Prüfungen, Laura. Vielleicht fühlte er sich als Pilger verpflichtet, etwas Derartiges zu sagen.« Er betrachtete sie kritisch. »Oder verheimlichst du mir wieder etwas?«
    »Ich soll meinem Gefühl folgen.«
    »Wie überraschend.«
    »Ich glaube, er meinte es anders.« Laura hob die Schultern. »Wie immer verstehe ich gar nichts.«
    »Los, wir müssen weiter!«, rief Finn dazwischen. »Es ist gerade niemand in Sicht. Verschwinden wir!«
    Sie lösten die Verankerungen und sprangen auf; allmählich bekamen sie Routine darin. Finn lenkte den Karren weiter die Straße entlang. Zügig ging es vorwärts, die beiden Renoswiins stampften unermüdlich dahin. Der Tag schritt voran, die Straße führte nun durch hügeliges Land. Sie begegneten keinen Reisenden mehr, die Straße wurde schmaler, staubiger, Schotter bedeckte nachlässig Löcher. Wie in der Menschenwelt auch waren ringsum kaum Tiere zu sehen, gelegentlich mal ein Vogel, die übrigen versteckten sich scheu. Laura hatte nichts dagegen, denn in Innistìr schien alles gefährlich zu sein, selbst ein kleiner Käfer.
    Alle waren inzwischen erschöpft; sie hatten zwar eine gute Strecke zurückgelegt, doch das unbequeme Gefährt forderte seinen Tribut von den ungeübten, komfortverwöhnten Menschen - und Elfen. Sie unterhielten sich kaum; jeder versuchte sich, so gut es ging, festzuhalten, die schmerzenden Muskeln und den revoltierenden Magen zu beruhigen. Sie hatten sich Tücher vor Mund und Nase gebunden, weil der Staub unerträglich war, den Rachen und die Lungen verklebte.
    Die Landschaft wurde rauer, die Luft ebenso. Der Himmel war leicht bezogen, worüber die normalerweise im Zwielicht lebenden Elfen sich dankbar zeigten. Doch bald beschwerten sie sich, dass es ihnen zu kühl wurde. Sie hatten sich inzwischen mit Finn an den Zügeln abgewechselt und erneuerten regelmäßig den Zauber.
    Und dann endete die Straße. Schlagartig, ohne Vorwarnung, einfach so. Wie der Traktorweg eines Bauern in der Menschenwelt, zum Beispiel bei einem Holzschlag, aber auch mitten in der Wiese. Links und rechts vom Ende der Schotterpiste standen zwei zypressenartige Bäume wie eine Markierung. Dahinter lag die unübersichtliche Steppe.
    Der Karren hielt an.
    »Danke, Finn«, sagte Jack.
    Der Ire, der gerade wieder an den Zügeln war, drehte sich um. »Ich habe überhaupt nichts gemacht, Jack. Die Tiere sind von selbst stehen geblieben.«
    »Sollen wir ihn verankern?«,

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