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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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füllten sich mit Tränen.
    »Was hast du erwartet?«, sagte Anais in sarkastischem Tonfall zu ihr.
    »Ich wünschte, Finn wäre hier«, murmelte die junge Frau, die noch fast ein Mädchen war. Zum ersten Mal allein auf Reisen, fand sie sich nun hier. In der Stadt der goldenen Türme wäre sie beinahe als Jungfrau geopfert worden. »Er wüsste schon einen Ausweg. Er hat immer einen gewusst!«
    »Genau deswegen ist er ja auch dort draußen und wir hier unten«, sagte Simon böse.
    »Ja, Schuldzuweisungen und Vorwürfe sind genau das, was wir jetzt brauchen«, wies Emma, Reggies Freundin, ihn zurecht. »Aber wenn du dich dann besser fühlst ...«
    Cedric seufzte. »Wir sind noch nicht mal einen Tag hier, und schon ist der Dummkoller ausgebrochen. Vergleichbar mit dem Tiefenrausch, nur mit neurotischeren Auswirkungen.«
    »Ach, hör doch auf, du arroganter Blödmann!«, schallte es von nebenan. »Anstatt Sprüche zu klopfen, solltest du endlich mal das einsetzen, was du am besten kannst: deine Muskeln! Vielleicht können wir die Stangen ja irgendwie ausgraben. Oder aus dem Fels schrauben, irgend so was.«
    »Und wer bist du, Schlaukopf?«
    »Ich bin Micah, aber wozu willst du das wissen? Kann man damit das Schloss aufmachen?«
    »Pfiffiges Bürschlein«, murmelte Cedric, während er vor dem Gitter auf und ab schritt. »Dann schau dich mal genau um, aber geh vorsichtig mit dem Gitter um. Es verträgt ein allgemeines Rütteln, aber keine Berührung in der Absicht, freizukommen.«
    »Das Gitter spürt das, oder was?«
    »Ganz genau. Deine Ausstrahlung ändert sich, das kann es wahrnehmen, weil es auf bestimmte Wellen gepolt ist.«
    »Bad vibrations«, amüsierte sich Reggie. »Warst du mal auf Jamaika?«
    »Klar, wer nicht?« Cedric ging nach rechts. »Ihr da drüben, habt ihr alles mitbekommen?«
    »Sind ja nicht taub.« Eine weibliche Stimme.
    »Angela, bist du das?«
    »Das, was von mir übrig ist.«
    »Und ... was genau ist das?«
    »Mörderische Wut.«
    Cedric bleckte grinsend seine erstaunlich weißen Zähne. »So schätze ich dich.« Er starrte eine Weile leer durch die Gitter. Dann dröhnte sein Bass durch den Gang. »Ist noch jemand hier? Könnt ihr uns hören? Antwortet!«
    Stille.
    »Tja, entweder wollen sie nichts mit uns zu tun haben, oder sie sind nicht da«, erklang Angelas Stimme nebenan. »Hältst du es eigentlich für schlau, so laut durch den Gang zu plärren?«
    »Die Wachen kümmern sich nicht um uns«, erwiderte Cedric. »Die schotten sich gegen das Gejammer der Gefangenen ab.«
    »Trotzdem sollten wir unsere Pläne nicht so laut verkünden.«
    »Bis jetzt haben wir ja noch gar keine geschmiedet.«

    Sie gingen daran, die Wände Zentimeter für Zentimeter abzuklopfen, suchten nach Rattenlöchern, um sie möglicherweise zu vergrößern, versuchten den Boden mit bloßen Händen aufzubrechen. Sie lauschten in verabredeter Stille auf die Geräusche der Felsen, das hauchfeine Sickern des Wassers, untersuchten die Strohmatten. Und immer wieder die Gitter, sehr vorsichtig. Sie konnten schließlich die magischen Barrieren ertasten, die wie eine zweite Kerkerwand hinter den Gittern lauerte.
    Die Stangen waren einzeln in den Felsen betoniert worden. Er bröckelte, als sie mit Fingernägeln daran herumkratzten, doch Cedric bezweifelte, dass es ihnen möglich wäre, bis ganz hinunter zu graben.
    Das Schloss. Sie besahen es sich nacheinander, von allen Seiten. Simon, der behauptete, mal ein guter Hacker gewesen zu sein, beschwerte sich über das primitive Schlüsselprinzip. »Alles Elektronische kann man knacken«, knurrte er.
    »Aber die Schlüssel haben einen Bart«, wandte Karen ein. »Da können wir ansetzen. Hat jemand Dietriche dabei? War nur ein Scherz. Aber vielleicht eine Haarnadel oder, so blöd das auch klingen mag, eine Büroklammer?«
    »Die haben uns doch alles abgenommen!«, rief Angela von drüben. »Das meiste Zeug haben sich die Soldaten in der Siedlung geschnappt.«
    »Und den Rest mussten wir in dem Raum liegen lassen, als sie uns rausgezerrt haben«, fuhr Micah fort.
    »Aber unsere Gürtel nicht«, sagte Cedric plötzlich. »Los, wer hat einen Gürtel? Wir brauchen die Stifte!«

    »Irgendwann haben wir keinen Fetzen mehr am Leib«, beschwerte sich jemand, aber es klang nicht allzu ernsthaft. Cedric wurden die Schließen und Schnallen gebracht, und er fummelte eine Weile daran herum.
    »Achtung!«, zischte einer der Menschen, die Wache hielten. Cedric hielt sofort inne, versteckte die

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