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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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mehr sein. Die Menschen waren in drei Verliesen nebeneinander untergebracht. Es gab keine Fenster, nichts, was man annähernd als Sanitärbereich bezeichnen konnte, und nur stinkende Strohmatten, zwischen denen handspannenlange Ratten herumliefen, auf der Suche nach einem letzten Halm oder Korn. Sobald einer der Menschen nach ihnen greifen wollte, flitzten sie eilig davon.
    »Ein Glück, dass sie so scheu sind ...«, sagte Karen angeekelt.
    »Vermutlich, weil sie aufgefressen werden, wenn sie nicht schnell genug sind«, antwortete Cedric. »Die Mär, dass Ratten Menschen im Kerker anknabbern, hat ein Idiot in die Welt gesetzt, der noch nie im Leben in Vietnam, Korea oder im Irak gefangen gewesen war.«
    Mehrere erschrockene Stimmen wurden laut. »Meinst du, wir bekommen hier nichts zu essen?«
    »Gewiss doch. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Alberich wird sich nicht mehr als notwendig um uns kümmern.«
    Aus den Verliesen nebenan wurden Rufe laut. »Was macht dich so sicher, Cedric?«, rief jemand.
    »Ich bin herumgekommen und kenne jede Menge Leute, sogar welche aus Guantánamo«, gab der bullige Mann Auskunft. »Ich treibe mich nicht in vornehmen Kreisen oder Bars herum. Ich kenne den Mann von der Straße, den Bodensatz, den die meisten von euch nicht sehen wollen.«
    »Hast du selbst auch schon ...«
    »Nein. Ist mein erstes Mal, wie bei euch auch. Aber ich werde hier nicht bleiben.«
    »Na klar«, spottete der Däne Rudy. Der übergewichtige Frans hielt sich eng an ihn gedrückt und zitterte fortwährend. »Machst du es wie die Bezaubernde Jeannie mit Kopfnicken oder Fingerschnipsen und spazierst raus?«
    »So ungefähr stelle ich mir das vor, ja.« Cedric stand auf, streckte die knackenden Glieder, wobei sich seine gewaltigen Muskeln wölbten, und ging dann an das Gitter. Seine kräftigen Finger umschlossen zwei Stangen, doch er kam nur einmal dazu, daran zu rütteln. Dann gab es einen zischenden Knall und einen Blitz, der kurzzeitig alle blendete, und Cedric sprang zurück. Rauch stieg von seinen Händen auf, es stank nach verbrannter Haut.
    »Verflucht!« Hastig pustete er auf seine Hände.
    In den beiden Verliesen links und rechts brach ein Tumult aus. »Was ist? Was habt ihr getan? Was ist passiert?«
    Das Stampfen schwerer Schritte übertönte die Stimmen. Eine Wache schob sich in den Lichtbereich einer Fackel. Keine Echse oder zweibeiniges Raubtier, sondern ein gedrungenes Wesen mit Schweinerüssel und kräftigen Hauern, das eine Lederrüstung trug. Der Wachposten zog die Lippen fast bis zu seinen großen Ohren zurück und schnarrte amüsiert.
    »Ohhh, hat er sich wehgetan?«, sagte er mit grunzender Stimme. »Hat er gedacht, das geht so einfach? Das ist bestes Eisen, versehen mit jeder Menge Sprüchlein. Hält jeden drin, so ist das. Einmal drin, nie wieder raus.« Er zückte einen Schlüssel und wies auf das Kettenschloss in der Mitte der Stangen. »Man kann natürlich auch einfach aufsperren, aber er sollte besser hoffen, dass das nie passiert. Dann gibt's kein Zurück mehr und kein Vorwärts. Ist nicht gut, wenn man geholt wird, nein, nein.«
    »Was faselt der da?«, fragte Reggie verständnislos. »Haben hier eigentlich alle einen Knall?«
    »Sie sind keine Menschen«, erklärte Cedric. »Verabschiedet euch von euren Einstellungen, Vorurteilen, Wertungen und Maßen. Fangt an zu denken wie die.«
    »Oder denkt weniger«, warf Karen sarkastisch ein. Der Blick, mit dem sie Cedric bedachte, war kaum misszuverstehen.
    Die meisten konnten Karens Bemerkung vermutlich nachvollziehen, denn Cedric hatte sich bisher eher als Muskelmann, weniger als Stratege hervorgetan.
    Gina, die pummlige Italienerin, trat bis auf zwei Meter an das Gitter heran. »Wäre es möglich, ein paar Decken zu bekommen?«, bat sie. »Es ist schrecklich kalt hier drin und feucht - da werden wir schnell Fieber bekommen.«
    »Sonst noch was?«, grunzte der Posten.
    »Etwas zu essen und zu trinken und ... Salben, Heilkräuter, was es gibt zur medizinischen Versorgung. Einige von uns müssen behandelt werden«, antwortete Gina hoffnungsvoll. »Und so etwas wie eine Toilette mit Vorhang ...«
    Die Wache quiekte heiter. »Ihr seid aber mal spaßige Gefangene!«, rief er. »Ganz anders als die Jammerlappen, die wir sonst hier haben.« Damit drehte er sich um und stampfte zur Treppe zurück. Dort befand sich der Wachraum, in dem er vermutlich mit seinen Kollegen Karten spielte und trank.
    Ginas Unterlippe zitterte, und ihre Augen

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