Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
Hauptmanns ließen sie zurück, wohl zur Abschreckung. Die Menschen waren allein.
Langsam rappelten sie sich hoch, alle waren durchnässt, und sie froren. Das grüne Zeug war glibberig, aber es stank wenigstens nicht.
»Also, das war ja wohl gar nichts«, stieß Gina schließlich hervor und begann zu weinen. Auch einige Männer hatten nasse Augen.
»Hast du wirklich geglaubt, es ginge so einfach?«, fragte einer aus den hinteren Reihen.
»Nein«, antwortete Cedric. »Aber es hätte funktionieren können, und ihr wart alle mit dem Plan einverstanden.«
»Wir können sie jetzt besser einschätzen«, erklang Angelas Stimme von nebenan.
»Ach, was redest du denn da!«, keifte Micah. »Das hat doch alles keinen Sinn mehr! Wir haben keine Chance, hier rauszukommen, niemals! Seht es ein!«
Viele Stimmen pflichteten murmelnd bei. Alle waren niedergeschlagen, ihrer Hoffnung beraubt. Keiner wollte mehr an sich glauben.
Cedric sah es ihnen an, und er wusste ebenfalls nicht mehr weiter. Wenn niemand mehr mitmachen wollte, hatte es keinen Sinn, über weitere Ausbruchspläne nachzudenken. »Sie ... sie haben den magischen Bann nicht erneuert«, sagte er leise.
»Na und?«, sagte Simon. »Die Schlösser sind immer noch zu, die Stangen können nicht ausgehebelt werden.«
»Es sind primitive Schlösser, und ich habe die Gürtelschnallen ...«
Reggie schüttelte den Kopf. »Gib's auf, Kumpel. Gegen die kommen wir nicht an. Wären es Menschen, okay, dann könntest du auf mich zählen. Aber mit Trollen und unberechenbaren Wesen ...«
»Na schön.«
»Du gibst auf?«, fragte Angela.,
»Was bleibt mir denn?«, gab Cedric zurück.
»Ich hätte mehr von dir erwartet.«
»Dann du und ich, oder wie stellst du dir das vor?«
»Keine Ahnung, aber irgendetwas würde ich mir schon gern vorstellen.«
Eine Weile sagte niemand mehr etwas.
»Also, ihr könnt machen, was ihr wollt«, sagte Agnes plötzlich. Die über sechzig Jahre alte Frau aus Österreich, die ihren Mann Franz in der verfluchten Zombiesiedlung verloren hatte. Die Witwe, der nur ein Hochzeitsgeschenk geblieben war, eine schwere Statue, und die Alberichs Soldaten vor Betreten des Palastes geplündert hatten. Agnes war seither völlig apathisch gewesen, hatte nichts mehr gesprochen, nichts gegessen und musste zu wenigstens etwas Wasser gezwungen werden.
Die grauhaarige Witwe stand auf. »Ihr könnt euch aufgeben, euch selbst bemitleiden oder einfach abwarten. Aber ich«, betonte sie, »ich denke gar nicht daran, hier dahinzusiechen, bis ich kompostiert bin. Wenn ihr euch nicht traut - ich werde einen Weg finden, hier herauszukommen!«
7
Unerwartete
Verbündete
L aura erwachte, als sie etwas an der Nase kitzelte. Sie brachte die Augen nicht gleich auf, erkannte aber durch die geschlossenen Lider, dass es hell war. Sie nahm an, dass es die Sonne war, die sie gestreichelt hatte. Ihr war schwindlig, und ihre Glieder fühlten sich bleiern an. Die Nacht war nicht gut gewesen, zu viele Gedanken hatte Laura gewälzt und dazu noch die Wende in der Beziehung zu Milt. Was waren sie nun? Was wollte Laura von Milt?
Es kitzelte erneut, und sie nieste. Daraufhin zwickte sie etwas in die Nase, und Laura fuhr hoch und riss die Augen auf. Instinktiv wischte sie gleichzeitig mit der Hand über ihre Nase, und da war ein Widerstand, der heruntergefegt wurde. Bevor Laura richtig erkennen konnte, worum es sich handelte, wurde sie ins Bein gezwickt, und das so heftig, dass sie einen Schrei ausstieß und auf die angegriffene Stelle schlug. Es knackte unter ihren Fingern, und sie zog die Hand hastig zurück.
»Was ist?«, rief Jack alarmiert; aus dem Augenwinkel sah Laura ihn herankommen.
»Ich weiß nicht, da ist irgendwas«, antwortete sie verstört und kreischte auf, als sie erneut gezwickt wurde. Noch im selben Moment war ihr dies peinlich. Sie sprang auf die Beine, bekam den Verursacher aber immer noch nicht zu sehen.
Da fuhr auch Norbert aufschreiend von seinem Lager hoch, dann Maurice, Andreas und Felix. Alle tanzten wild herum, schlugen um sich.
»Was ist das? Was ist das?«, rief Jack und sprang zur Seite, sah hektisch um sich.
»Pscht«, zischte Laura scharf. Sie hatte etwas gehört.
Wie ein Schnarren, ein raues Raspeln. Und dann sah sie es. »Insekten ...«, fing sie an, verstummte jedoch gleich wieder. Nein, das waren keine Insekten. Sie erinnerten eher an Tausendfüßer, abgesehen von den langen emporragenden Stacheln am einen Ende und dem großen, von filzartiger
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