Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
barsch mit rauer Stimme.
»Nichts«, antwortete Cwym. »Wieso ... wolltet ihr suchen helfen?«
»Ein Witzbold, was? Und das für einen Elfen!« Die Frau kam näher, ihr Mund befand sich unaufhörlich in Kaubewegungen, bis auf jene Momente, wenn sie einen braunen Saft ausspuckte. »Aber damit kommt ihr bei mir nicht durch! Hier latscht niemand einfach so ungefragt durch, verstanden? Oder wart ihr auf der Suche nach einem Hurenhaus? Dann würde ich gleich freundlicher werden. Aber nur als Kunden, verstanden?« Sie wies mit abfälliger Geste auf Laura. »So ein schwindsüchtiges Nichts will ich hier nicht haben, die nehme ich euch nicht ab!«
»Wir wollen einfach nur durch«, mischte sich Milt mit ruhiger Stimme ein; seine »Touristenberuhigungsstimme«, wie Laura sie nannte. Sehr professionell, holte bestimmt den aufgebrachtesten Gast wieder von der Palme herunter, aber völlig leblos und künstlich. Ganz geschäftsmäßig. »Wir sind auf dem Weg zum Ankerplatz des Seelenfängers.«
»Und wieso?«
»Um nach einer Heuer zu fragen. Haben gehört, dass die Leute suchen.«
»Schon. Immer. Aber nicht solche wie die da!« Sie deutete wieder auf Laura. Sie sollte froh darüber sein, aber diese Verachtung ärgerte sie, und sie überlegte im Stillen eine Antwort, sollte das noch einmal passieren.
»Danke, dass du uns darauf hinweist. Dürfen wir jetzt ...?«
»So schaut ihr aus!« Die Frau blies sich noch mehr auf und sah aus, als würde sie jeden Moment platzen. »An Mammy Trautmannda geht keiner einfach so vorbei, ohne seinen Zoll zu entrichten! Das ist mein Gebiet, und ihr zahlt, jetzt sofort!«
»Wäre es auch möglich, dass wir uns einfach zurückziehen und nach einem anderen Weg suchen?«, erkundigte sich Norbert geflissentlich.
Die Frau starrte ihn an, als hätte er einen Hühnerkopf mit Blinkleiste auf. »Mattiiiies!«, kreischte sie dann. »Da will mich einer behumsen!«
Der dicke Mann kam nach vorn. »Überlass das nur mir, Schätzchen.« Er gab ein Zeichen, und dann stürmte die Gruppe los.
»Jetzt habe ich aber genug!«, schrie Cwym und hob die Hände, gleichzeitig mit Bathú.
»Ich schon lange«, erwiderte Finn, packte eine nahe stehende Regentonne, in der alles Mögliche herumschwimmen mochte, nur kein einziger Regentropfen, hob sie mit erstaunlicher Kraft hoch und schüttete sie mit Schwung über den dicken Mann und die nächsten beiden Männer aus.
Die drei brüllten auf, die Nachfolgenden rutschten auf dem glitschigen Inhalt aus, in dem noch ein paar halb verweste Fischköpfe schwammen. Damit war die Gruppe zunächst aufgehalten.
Mammy Trautmannda kreischte wütend die »Versager« an, während die beiden Elfen in Windeseile aus der Luft schimmernde Netze schufen, die sie über die Gruppe warfen. Milt, Andreas, Felix und Jack griffen nach allem, was sie in erreichbarer Nähe finden konnten, und warfen es auf die Angreifer und Mammy Trautmannda, bevor sie alle miteinander losrannten.
»Schöne Waffen, aber ansonsten keine Ahnung von nichts«, stellte Norbert unterwegs fest. »Die geben sich anscheinend die meiste Zeit damit zufrieden, mit dem Säbel zu rasseln und den Wegezoll zu kassieren.«
Die beiden Elfen waren schon ein gutes Stück voraus. Laura fragte sich, wie sie sich in diesem Gewirr zurechtfanden. Die Galeone schien inzwischen schon den ganzen Himmel einzunehmen und war als Ziel zwar gut sichtbar, aber wo genau mussten sie hin, um hinaufzugelangen? Und vor allem - wie schafften sie das, ohne in diesem Durcheinander immer im Kreis zu laufen?
Ihnen schallten wütende Schreie nach, und vor ihnen formierten sich schon die nächsten Einwohner. Vermutlich hatten sie soeben neues Gebiet erreicht.
»Jack, Milt, Finn, vor zu uns!«, rief Bathú über die Schulter. »Andreas, Felix, ihr sichert den Rest!«
»Mit blanken Fäusten, ist doch super«, meckerte Finn. »Wir hätten ein paar Waffen von den anderen mitnehmen sollen.«
Die Gegner, die sich soeben aufbauten, wirkten allerdings verdutzt und verunsichert, als die Menschen auf sie zustürmten, ohne zu verlangsamen. Ohne Verhandlung, ohne Innehalten, bevor die anderen überhaupt mental darauf eingestellt waren, griffen sie mit geballter Kraft an und überrannten die beiden, die zuvorderst waren und noch damit beschäftigt, ihre Waffen zu ziehen
»Also, so geht das doch nicht!«, rief jemand von den Balkonen herunter. »Das ist hier nicht üblich!«
Das war den Elfen und den anderen völlig egal. Sie überrumpelten die Gegner, die so
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