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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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allerdings unter sich auslosen, wer in der ersten Schicht von Bord durfte.
    Sandra und Luca wurde ihre schmerzliche Lage nun umso deutlicher bewusst. Sie rannten aufgeregt übers Deck, ließen die Insel wie ein verheißungsvolles Ziel keinen Augenblick aus den Augen. Die Matrosen schubsten sie hin und her, weil sie ihnen im Weg waren, doch sie ließen sich nicht vertreiben.
    Lediglich Kramp der Knickrige blieb so kalt und nüchtern wie stets. Es hieß, dass der Steuermann nie das Schiff verließ, und einige flüsterten gar, dass er ein Untoter sei, genau wie sein Kapitän, den kaum jemand zu Gesicht bekam.
    An dem Gerücht, dass beide ein und dieselbe Person waren, war aber nichts dran, es gab eindeutig beide, das zumindest hatte Piet behauptet. Er habe sie nämlich schon mal zusammen gesehen. Allerdings nur von Weitem, und das sei schauerlich genug gewesen.
    Die Segel wurden nach und nach eingeholt, während die Galeone auf den Ankerplatz zusteuerte.
    Ein Hafen, der nicht zum Himmel und nicht zur Erde, sondern ins Dazwischen gehörte. Sollte es sich bei diesem Schiff tatsächlich um den Fliegenden Holländer handeln, so hatte er einen Weg gefunden, den Fluch zu umgehen. Dieser Hafen konnte angelaufen werden - und solange noch ein bestimmter Abstand beibehalten wurde, konnte ihn kein Fluch erreichen.
    Am Landungssteg wartete schon eine große Menge, die ihre Hüte in die Luft warf, pfiff und Jubelschreie ausstieß, die von der Mannschaft voller Begeisterung erwidert wurden.
    Als sie nah genug waren, riefen sie sich gegenseitig über das Nichts hinweg Zoten und Beleidigungen zu, einer versuchte den anderen zu übertrumpfen.
    Leichte Mädchen stolzierten am Rand der Insel entlang, das eine oder andere entblößte gar seinen Busen oder zeigte den nackten Hintern. Gar mancher Wirt lockte mit schäumendem Bierkrug und frisch duftendem gegrillten Braten.
    Das brachte die Mannschaft halb zur Raserei, vor allem diejenigen, die noch nicht von Bord gehen durften.
    Die ersten Leinen wurde ausgeworfen und aufgefangen, befestigt und dann mit einer Korrektur gestrafft. Schiff und Insel hielten sich nun gegenseitig »fest«.
    Die Flaschenzüge wurden installiert und unten die ersten Transportkörbe vorbereitet, die einen Schwung frischer Früchte nach oben tragen sollten, um danach die ersten Mannschaftsmitglieder zum Landgang aufzunehmen.
    Unter Johlen und Pfeifkonzert machten sich die Ersten auf den Weg; unten mussten sie allerdings noch warten, weil sie die Sklaven in Empfang nehmen und zum Händler bringen mussten. Erst anschließend hatten sie frei.
    In den nächsten Tagen würde ein ständiges Kommen und Gehen auf dem Schiff herrschen, die Transportkörbe Tag und Nacht ununterbrochen im Einsatz sein, auch um Schiffbauer an Bord zu lassen, die Reparaturen vorzunehmen hatten.
    Bei diesem Durcheinander musste es doch möglich sein, von Bord zu gelangen!

    Die Geschwister überlegten hin und her, planten und verwarfen, zeichneten die Vorschläge in ihrer Zelle auf, kritzelten so lange Figuren in den Staub, bis nichts mehr erkennbar war und sie alles verwarfen. So nah und doch so fern! Wenn ihnen die Flucht jetzt nicht gelang ...
    Aswig war nicht dumm, er konnte sich denken, was die beiden ausheckten, und schaute bei ihnen vorbei. »Bildet euch nichts ein«, sagte er höhnisch zu ihnen. »Ihr kommt hier nicht weg. Das ist noch keinem gelungen. Gehen darf nur, wer die Erlaubnis hat.«
    Davon ließen die beiden sich nicht unterkriegen. Derart markige Sprüche musste er klopfen, um ihnen Angst einzujagen und ihnen von vornherein die Energie zu nehmen, an Flucht auch nur zu denken. Aber wenn sie sich jetzt einschüchtern ließen, würden sie den Kopf für immer in den Sand stecken.
    Also planten sie weiter, und gleichzeitig tasteten sie sich immer weiter an die Reling vor. Die goldenen Armbänder ließen sie gewähren, solange sie »nur mal schauen« wollten. Wie sie die Armbänder überlisten wollten, darüber waren sie sich noch nicht einig geworden. Sie wollten es einfach versuchen.
    Immerhin ließ bald die erhöhte Wachsamkeit nach. In den ersten Stunden ging alles streng nach Vorschrift und wurde mehrfach kontrolliert, aber schon am Nachmittag sah der Listenführer das viel lockerer, und die Wachen genehmigten sich ein Bier, das mitfühlende Kameraden mit den Körben hinauf schickten.
    Was sollte hier auch Gefahr drohen? Das Tal war nahezu unerreichbar, nur eingeweihte Händler kannten den Zugang. Die Galeone konnte auch ohne

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