Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
unmittelbar auf dem Schiff wird es besser«, meinte Cwym. »Aber ich muss zugeben, das lässt sogar mich nicht unberührt. Und ich habe schon eine Menge erlebt, gesehen und gespürt.«
»Vielleicht habt ihr doch recht mit eurer Vermutung«, sagte Bathú. »Das ist keinerlei Elfen- oder sonstige Magie. Das stammt aus eurer Welt.«
»Der Fliegende Holländer!« Finn sah mit staunenden Augen an der schwarzen Bordwand hoch. Die aufwendig gestaltete Reling des Galions kam in Sichtweite, wo sie aussteigen würden. »Leute, das ist echt krass. Ich hab ja ebenfalls einiges erlebt, aber das ist neu.«
»Wie für uns Elfen, schließlich ist es bei uns nur ein Märchen.«
Milt deutete zum Bugspriet. »Da war mal eine Galionsfigur, doch sie wurde sauber abgesägt.«
Laura brachte immer noch keinen Ton heraus. Finns Worte waren verharmlosend zu dem, was sie empfand. Trotz aller bisherigen Geschehnisse übertraf das hier alles.
»Hast du die Kanonenluken gesehen?«, fragte Jack Milt.
»Ja. Gut gepflegt. Nicht auszuschließen, dass sie immer noch funktionieren.«
»Sind die auf dem Weg hierher eingesetzt worden?«
»Nein, da sah nichts nach Kanoneneinschlägen aus.«
Felix pfiff leise durch die Zähne. »Der Form nach ist es ein dreimastiges niederländisches Schiff, was zu unserem Fliegenden Holländer passen würde. Aber habt ihr schon die Luken gezählt ?«
»Ja, es sind mindestens fünfundzwanzig schwere Geschütze und zehn leichte auf dieser Seite.« Milt nickte anerkennend. »Dieses Schiff hat einen ordentlichen Bums. Wer weiß, was tatsächlich hinter dem Fluch steckt.«
»Egal was kommt, ihr beschäftigt euch mit Technik!« Endlich brachte Laura einen Satz heraus.
Milt sah sie überrascht an. »Wir müssen uns genau über das Schiff kundig machen!«
»Nein, ihr seid fasziniert.«
»Das auch, welch Wunder. Schau dir diesen gigantischen Kahn an, leicht wie eine Feder! Wo mag er all die Kanonen und Pulverfässer haben? Und wieso zieht das Gewicht ihn nicht runter, Fluch hin oder her? Können Kanonenkugeln auch verflucht werden?«
Die letzten Meter. Laura tastete unwillkürlich nach Milts Hand und riss sich gerade noch zusammen, zog die Hand hastig zurück. Es hätte einen etwas merkwürdigen Eindruck gemacht, wenn zwei gestandene Seebären Hand in Hand ein Schiff betraten, um anzuheuern.
Als sie die Mannschaft sahen, kamen ihr die Worte des Zahlmeisters wieder ins Gedächtnis. Es war eben doch wie eine radioaktive Strahlung, die Mutatinonen auslöste.
Laura hatte vor Jahren Fluch der Karibik gesehen. Sie fragte sich, wo der Drehbuchschreiber seine Inspirationen bei der Beschreibung der Mannschaft herhaben mochte. War ihm dieses Schiff etwa im Traum er schienen?
Den Wesen war deutlich anzusehen, dass sie einst anders ausgesehen hatten und dass sie immer noch dabei waren, sich zu verändern. Zu etwas Glitschigem, Fischigem, Tentakeligem ...
Hoffentlich nicht auch die Kinder, das übersteht Felix nicht, dachte sie entsetzt.
Bisher hielt er sich gut, sein Gesicht war ausdruckslos, nur seine Augenbrauen waren entschlossen zusammengezogen. Er konzentrierte sich jetzt nur noch auf seine Kinder und ihre Befreiung, alles andere schaltete er ab.
»Frisch aus dem Horrorkabinett«, brummte Milt. »Da waren ja die Zombies fast noch hübscher.«
»Es sind keine Elfen dabei«, stellte Bathú fest.
»Warum wohl«, sagte Finn. »Das Schiff trägt den Namen Seelenfänger .«
»Es ist grässlich«, sagte Cwym mit seltsamer Leidenschaft. »Eine absonderliche Scheußlichkeit, die vom Antlitz der Welt getilgt gehört, und das so schnell wie möglich. Das ist eine Pervertierung allen Lebens und dessen, was es bedeutet. Allein die Vorstellung, dass diese Galeone wieder dieses Reich verlässt, um womöglich in unserem Land einzufallen, erregt Brechreiz in mir. Ich werde das verhindern, und ich werde dieses Schiff vernichten. Diese Aufgabe stelle ich mir, bevor ich meinen Auftrag erfülle.«
»Elfenschwur?«, fragte Bathú.
»Elfenschwur«, bestätigte Cwym, und sie reichten sich die Hände.
Laura starrte sie verblüfft an; das war so schnell gegangen, nicht einmal zehn Sekunden, doch etwas ganz Entscheidendes war geschehen. Die beiden Elfen hatten gerade ein hehres Ziel über etwas anderes gestellt, das es zu erfüllen galt. Und sie zweifelte nicht daran, dass die beiden diesen Schwur notfalls mit dem Leben bezahlten. Allmählich begann dieses Volk sie zu faszinieren.
Und dann waren sie endlich da: Der Korb wurde
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