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Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte

Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte

Titel: Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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bemühten. Sie wichen zurück, als Venorim mit ihrer Nachtmähre eintraf.
    »O mein Gott«, flüsterte der eine oder andere entsetzt. Das Pferd war nicht viel mehr als ein Skelett mit schwarzen Hautfetzen und löchrigen Flügeln; die Reiterin war groß und spindeldürr, nur farblose Haut und spitze Knochen, dazu Augen, die wie schwarze Löcher wirkten. Sie trug ein langes schwarzes Kleid und einen langen schwarzen Umhang, beides löchrig und in Fetzen, und ihre schwarzen Haare waren mit Nadeln und Steckkämmen aufgetürmt. Die Füße steckten in Schnürstiefeletten mit so hohen Absätzen, dass man Angst haben musste, sie würde sich jeden Moment die dünnen Knöchel brechen.
    Unter den Passagieren entstand Unruhe, als sie bemerkten, wie auch die Iolair vor der schaurigen Elfenfrau zurückwichen und hinter vorgehaltener Hand »die Giftmischerin« flüsterten.
    Nidi sprang Milt auf die Schulter. » Die soll uns helfen?«, stieß er zähneklappernd hervor. »Sieht aus wie die Ehefrau von Barend Fokke ...«
    Milt musste zugeben, dass das Bild passte.
    Die Zentaurin winkte Venorim zu sich und deutete auf die am Boden liegende Laura.
    Die Giftmischerin beugte sich über die blasse junge Frau. »Aber das ist ja eine Reinblütige«, stellte sie mit rauer, hohler Stimme fest. Ihre dünnen, nach unten gezogenen Lippen zogen sich von großen weißen Zähnen zurück, der einzige helle Fleck an ihr.
    »Es ist wichtig, sie am Leben zu erhalten«, erklärte Josce.
    »Schwierig, schwierig«, äußerte Venorim. »Sie ist schon fast tot. Habt ihr sie gefragt, ob dies vielleicht ihr Wille ist?«
    »Nein, das ist er nicht!«, fuhr Milt dazwischen. »Laura ist eine lebenslustige junge Frau, die sich niemals auf diese Weise aufgeben würde!«
    »Das ist wahr!«, keifte Nidi, sein behaarter Greifschwanz zuckte aufgeregt.
    »Warum ist sie dann nicht hier?, frage ich dich.« Die Giftmischerin legte den linken Arm quer vor ihren faltigen Hängebusen, stützte den rechten Arm darauf und auf diesen wiederum das spitze Kinn. Mit dürren Fingern klopfte sie abwechselnd gegen Lauras Wange. »Ich fürchte, das ist ein aussichtsloser Fall«, konstatierte sie schließlich. »Wir sollten sie gehen lassen.«
    »Nein!« Milt sprang auf. »Ich bitte dich, das dürfen wir nicht zulassen! Laura hat durch Alberich Unbeschreibliches erlitten, sie versteckt sich bestimmt nur vor seinen weiteren Nachstellungen!«
    Venorim musterte ihn. »Oder den Nachstellungen eines anderen, das ist es doch in Wirklichkeit, nicht wahr?« Sie wandte sich Josce zu. »Ihr hättet sie niemals mitnehmen dürfen, das kann unseren Untergang bedeuten.«
    »Nicht, wenn wir sie wieder aufwecken!« Milt redete beschwörend auf sie ein. »Wenn es mich einen Handel kostet ...«
    »Milt!«, zischte der Schrazel erschrocken.
    »Pass auf, was du sagst!«, unterbrach ihn Bricius. Er wandte sich der Giftmischerin zu. »Wir diskutieren jetzt nicht über begangene Fehler oder mögliche Folgen, sondern retten ein reinblütiges menschliches Wesen, das uns anvertraut wurde. Damit liegt es in unserer Verantwortung. Das ist mein Befehl an dich, Venorim, in meiner Eigenschaft als Anführer der Iolair.«
    »Ich wollte nur darauf hinweisen«, erwiderte die Elfenfrau achselzuckend. »Nicht, dass ihr hinterher bereut oder mir die Schuld gebt, wenn sie trotzdem stirbt.«
    Cedric und Bricius gingen zurück, um ihr Platz zu machen, und sie kniete bei Laura nieder. Sie schob eine Spinnenhand unter Lauras Nacken und hob ihren Kopf leicht an.
    »Armes kleines Ding«, sagte sie. Sollte ein Wesen wie sie tatsächlich Mitgefühl empfinden können? »Sie hat in der Tat Schreckliches mitgemacht.« Ihre rechte Hand strich über Lauras bleiche Wange, tastete den Hals entlang, dann über die Herzgegend.
    »Aber sie ist stark. Wie genau ist es passiert?« Sie sah Milt an; zumindest richtete sie die schwarzen Abgründe ihrer Augen auf ihn.
    »Sie war bereits bewusstlos, als wir an Bord gekommen sind«, antwortete er. »Wir konnten sie nicht zu sich bringen. Als der Jabberwock dann das erste Mal schrie, stockte ihr Atem, und ich merkte, wie sie in sich zusammensackte. Dann konnte ich keinen Herzschlag mehr spüren.«
    »Das war es also.« Venorim nickte. »Ja, das erklärt ihren Zustand. Weil sie ohnehin angeschlagen war, war dieser Schrei wie ein Schwertstich in ihr Herz. Ihr Herzschlag ist noch da, aber extrem verlangsamt, und genauso selten atmet sie auch - noch . Sie ist vollständig in sich zurückgezogen, und ihre

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