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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Weg.«
    »Du meinst, dass wir einfach so wieder zur Tagesordnung übergehen werden?«
    »Selbstverständlich. Wir beide wissen, dass du mir nicht lange böse sein kannst.« Er zeigte sein schönstes Lächeln.
    Gloria starrte ihn an. Sie kämpfte gegen ihren Hass, der mit Zuneigung konkurrierte. Das komplizierte emotionelle Geflecht, in das sie beide eingewoben waren, würde sie immer wieder auf eine Achterbahn der Gefühle schicken, sie mal nach oben und mal nach unten jagen. Sie mussten mit der Gegenwart des anderen zurechtkommen, ob sie wollten oder nicht.
    »Verdammter Kerl!«, flüsterte sie.
    »Das ist meine Gloria, wie ich sie kenne und schätze!« Er breitete seine Arme weit aus und umarmte die Frau, deren Bibergestalt derzeit stärker ausgeprägt war als sonst.
    Sie roch säuerlich - und hatte dennoch etwas an sich, was ihn zu ihr hinzog.
    »Wohin führt dieser Weg?«, fragte sie, nachdem sie die Begrüßungsumarmung beendet hatten. »Ich habe stundenlang nach dir suchen müssen, bevor ich deine Spur aufnahm.«
    »Leonidas hinterher. Wir müssen zusehen, ihm zuvorzukommen, bevor er Laura erwischt.« Ruairidh erzählte mit wenigen Worten, was er in Erfahrung gebracht hatte, und verschwieg dabei ganz, ganz wenig. Er war es Gloria schuldig, sie nicht sonderlich häufig anzulügen.
    »Ich habe ihn gesehen, ihn und seine Leute, als sie Parvenne verließen«, sagte sie, nachdem er geendet hatte. »Sie besitzen starke, ausgeruhte Reittiere und werden rasch vorankommen.«
    »Wie viele sind es?«
    »Etwa eine halbe Hundertschaft.«
    »Soldaten wie er?«
    »Ja.«
    »Ich frage mich, was dieser Alberich von Laura will. Und warum er sie für derart gefährlich hält, dass er ihr und den anderen Menschen eine derartige Menge von Bewaffneten hinterherschickt.«
    »Das ist mir einerlei. Konzentrieren wir uns auf unser Ziel: Wir wollen weg von Innistìr. Laura ist auf der Suche nach kostbaren Artefakten, die sich angeblich in der Gläsernen Stadt befinden, und da wir wissen, dass die Menschenfrau noch bessere Gründe als wir hat, von hier zu verschwinden, können wir davon ausgehen, dass sie nach einer Art Schlüssel sucht.«
    »Ganz meine Gedanken. Wir sollten uns beeilen und Leonidas zuvorkommen. Und diesem Barend Fokke.« Er lachte trocken. »Ausgerechnet hier eine menschliche Legende zu treffen, das hat etwas.«
    »Ich ahne, worauf du hinauswillst, Ruairidh.«
    »Nun - zu Fuß werden wir gegen Leonidas’ Reiter kaum eine Chance haben.«
    »Ich muss dich also wieder huckepack nehmen ...«
    »Du tust so, als würdest du’s nicht mögen, wenn ich bei dir aufsitze.«
    »Dein Haar stört. Es ist wie ein Signalzeichen, das Raubvögel anlockt. Und ich kann mich dann irgendwelcher Adler, Greife, Rocks, Tengus oder Drachentauben erwehren, die mich als Häppchen betrachten.« Gloria deutete ihm an, auf ihren Rücken zu springen. Ihr Leib wurde länger und breiter. Dickes Fell spross aus ihren Schulterblättern. Zotten, an denen Ruairidh sich festklammern konnte, während er die Beine um den knochigen Steiß schlang.
    »Wir schaffen das«, sagte er und streichelte Glorias Rückenfell.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine: alles. Wir schaffen es gemeinsam.« Ruairidh brach erschrocken ab. Das »wir« hatte einen ungewöhnlichen Beigeschmack, und er wollte nicht weiter darüber nachdenken.
    Gloria schwieg. Womöglich hegte sie ähnliche Gedanken wie er, womöglich hatte sie ebenso viel Angst vor der Bedeutung mancher Worte wie er.
    Sie nahm einige Schritte Anlauf und schwang sich dann in die Luft mit heftig schlagenden Flügeln, die unterhalb der Schulterblätter in gewaltigen Muskelpaketen endeten.
    Immer höher ging es, bis die Savannenlandschaft unter ihnen zum bunten Fleckenteppich wurde, bis die Luft kalt und dünn war und er meinte, weit über den Horizont Innistìrs hinausblicken zu können, in eine andere Welt, in eine ... Anderswelt.

    Irgendwann war Gloria am Ende ihrer Kräfte. Sie landete, leerte einen halben Trinkbeutel, den sie bei sich trug, und winkte dann Ruairidh, ihr zu folgen. »Wir sind auf dem richtigen Weg«, sagte sie.
    »Wir befinden uns in einer Wüstenei! Ich spaziere höchst ungern durch derartige Landschaften. Ich hab’s eher mit fruchtbaren Gegenden. Mit Weinbergen und daran angeschlossenen Keltereien, großen Viehherden, aus denen man gegebenenfalls ein Tier rauspicken kann, um es auf einem Spieß zu drehen, und mit Flüssen, in denen man sich den Schweiß vom Körper waschen kann.«
    »Du wirst

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