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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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und zu Gulasch verarbeiten lassen.
    Die namenlose Ebene war von hohem Gras bewachsen. Da und dort hob ein tierischer Räuber den Kopf über die Spitzen der Halme, um sich gleich wieder abzuwenden. Rothaarige passen nicht in ihr Beuteschema, dachte Ruairidh und grinste.
    Er folgte einem wenig benutzten Trampelpfad. Die Handelskarawanen zogen weiter nördlich durch ungefährlicheres Gebiet. Deren Tiere, meist Fantagraphen, scheuten zudem vor den Savannengräsern und Wirkstoffen zurück, die im Saft des Blattwerks zu finden waren. Sie ließen die Lasttiere unentwegt furzen, was für stetige Unruhe im Gruppengefüge sorgte.
    Ruairidh fühlte die Gefahr. Sie war wie feines Nadelpiksen, das in den Zehenspitzen begann und sich immer weiter nach oben zog. Seine magischen Fähigkeiten warnten ihn davor, dem Pfad nach links zu folgen, und rieten ihm, stattdessen einen kaum wahrnehmbaren Weg geradeaus zu wählen. Andernfalls würde er in ein von den Erdbewohnern mit Tabus belegtes Gelände gelangen und sich ihren Zorn zuziehen.
    Er konnte sie sehen. Sie schmiegten sich an die Äste niedriger Bäume und erweckten den Anschein, Teile von ihnen zu sein. Die Wesen, halb intelligent und kaum einer Sprache mächtig, beobachteten jeden seiner Schritte. Sie nannten sich Mlarkes. Erdräuber.
    Ruairidh winkte einigen von ihnen fröhlich zu und sorgte damit für gehörige Unruhe. Die Mlarkes liebten die Anonymität und schätzten es gar nicht, entdeckt zu werden. Zumal sie die Angehörigen anderer Kulturen als reichlich dumme Wesen ansahen.
    Intelligenz ist ein sehr subjektiver Wert, dachte Ruairidh. Was für den einen ein primitiver Barbar ist, der sich kaum zu artikulieren vermag, mit Dichtkunst und Schauspiel nichts anfängt, ist für den anderen ein Geschöpf, das selbst unter den widrigsten Bedingungen ein Auskommen findet und die Intelligenz des Überlebenskünstlers besitzt.
    Der Dieb wischte diese Überlegungen beiseite. Sie waren zu tiefsinnig für eine Wanderung durch unwegsames und gefährliches Gelände. Er musste seine Konzentration aufrechterhalten, solange ...
    Er spürte die Gefahr. Seinem Instinkt gehorchend, warf sich der Elf ins Gras und rollte sich einen Schritt beiseite. Keine Sekunde zu früh, denn dicht neben ihm pflügten lange Krallen eine tiefe Spur durch die Erde. Ein schriller Schrei erklang, dann ein Pfiff, wie er nur entstehen konnte, wenn der Verursacher zwei riesige Vorderzähne besaß, zwischen deren Lücke er Luft presste.
    Ruairidh rappelte sich hoch und beobachtete seinen Gegner, wie er wieder hoch in die Luft stieg, die Flügelarme ausbreitete, sich kreisförmig mithilfe der Thermik hochschraubte und ihn dabei niemals aus den Augen ließ.
    »Wird Zeit, dass du kommst!«, rief er. »Ich befürchtete schon, du wolltest das Bettlager mit Hjölnir teilen und würdest erst morgen zu mir stoßen.«
    »Du hast mich zurückgelassen!«, schrie Gloria Gwymbye. »Du hast mich an diesen fetten Asen verraten!«
    Gloria stürzte erneut auf ihn herab. Ihr Biberschweif, nun deutlich kräftiger ausgeprägt und breiter als in Parvenne wirkend, peitschte über die Gräser und riss sie mit den Wurzeln aus. Wieder hielt sie die Krallenhände ausgestreckt, und es war nur Ruairidhs guten Reflexen zu verdanken, dass sie ihm nicht die Haut vom Körper zog.
    »Ich werde dich in Streifen schneiden!«, schrie sie, nur wenige Meter über ihm schwebend, als er sich wieder aufrappelte. »Du bist der nichtsnutzigste und verlogenste Elf, dem ich jemals begegnet bin!«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du mich im Güldenen Krügel zurückgelassen hast?«, rief Ruairidh. »Du hast mich einer Horde von Betrügern und Gaunern, Meuchelmördern und Beutelschneidern überlassen, während du mit der Dreiäugigen einen draufgemacht hast. Ich habe mich bloß für deine kleine Gemeinheit revanchiert.«
    »Und wenn ich Hjölnir nicht entkommen wäre? Wenn er mich während der nächsten Jahre als seine Arbeitssklavin behalten hätte?« Gloria senkte ihren Körper ein wenig ab.
    »Du bist Gwymbye, die Großartige. In vielen Anderswelten bekannt und gerühmt wegen deiner vielfältigen Fähigkeiten. Willst du mir etwa weismachen, dass eine wirkliche Gefahr für dich bestanden hat?«
    Gloria landete wenige Schritte vor ihm. »Natürlich nicht«, sagte sie und trat noch näher auf ihn zu. »Ich mag es bloß nicht, von einem Klugscheißer wie dir veräppelt zu werden.«
    »Entschuldigung angenommen.« Ruairidh grinste. »Machen wir uns also auf den

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