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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Silbermünze hervor und zeigte sie dem Halbasen. »Das sollte wohl genügen.«
    »Gib sie mir!« Hjölnirs Augen glänzten vor Gier.
    »Erst wenn wir handelseinig sind.«
    »Das ist zu wenig für eine ausgezeichnete Fachkraft, wie du es bist.«
    »Das sind aber ganz neue Töne. Gestern wolltest du mich erschlagen und vorgestern ersäufen, weil ich deine Anweisungen nicht auf Punkt und Komma genau ausgeführt hatte.«
    »Ich wollte dich bloß ein wenig aufmuntern. Verstehst du etwa keinen Spaß, Elf?«
    »Selbstverständlich tue ich das. Ha. Ha. Und nun? Sind wir uns einig?«
    Hjölnir tat so, als würde er nachdenken. In Wirklichkeit war all sein Sinnen darauf ausgerichtet, die Münze in seinem Säckel verschwinden zu lassen. Sie stellte eine leicht verdiente Beute dar. Ein Ersatz für Ruairidh war rasch gefunden. Es wimmelte in der Stadt nur so von Arbeitssuchenden. Von Gestrandeten, die sich für regelmäßige Mahlzeiten, einen Platz zum Schlafen und ein wenig Taschengeld verkaufen würden.
    »Einverstanden«, sagte der Halbase, spuckte in die Rechte und reichte sie Ruairidh.
    Der Elf schlug ein und gab ihm dann die Münze, tunlichst darauf bedacht, gleich darauf wieder Abstand zu dem Handwerker zu gewinnen. Wer wusste schon, auf welche Ideen Hjölnir sonst noch kam?
    »Was ist mit deiner kleinen Freundin?«
    »Hm?«
    »Diese Gloria. Möchtest du sie mir ebenfalls abkaufen?«
    »Ich denke nicht. Sie meinte, dass es ihr sehr gut bei dir gefiele. Nimm sie nur ordentlich her. Sie braucht eine starke Hand.«
    »Wenn sie nur nicht so behaart und hässlich wäre ...«
    »Ich weiß.« Ruairidh erblickte Gloria. Sie balancierte auf einem hölzernen Ausleger im dritten Stock, in jenem Teil des Gebäudes, das eben verschalt wurde. Sie blickte misstrauisch auf ihn herab, er winkte ihr vergnügt zu. »Mag sein, dass sie heute ein wenig traurig darüber ist, dass ich sie zurücklasse. Sei bitte nett zu ihr.«
    »Ich bin zu all meinen Arbeitern nett, wie du weißt.« Hjölnir grinste, entblößte dabei ein strahlend weißes Raubtiergebiss. »Und jetzt halt mich nicht länger auf. Ich muss meine Peitsche reinigen und frisch ölen. Das viele Blut, das daran klebt, lässt sie allen Glanz verlieren.«

    Der Weg zur Gläsernen Stadt führte von Parvenne weg durch die nördliche Hügelkette, die wiederum von einer fruchtbaren Ebene abgelöst wurde. Hier lauerten vielfältige Gefahren, die mit marodierenden Zentauren und einem geheimnisvollen Volk zu tun hatten, das tief unter der Erde lebte und je nach Lust und Laune Reisende überfiel - oder sie ungehindert passieren ließ.
    Ruairidh scherte sich nicht sonderlich um mögliche Gefahren. Er war sich seiner besonderen Fähigkeiten und Begabungen bewusst: Er war ein Überlebenskünstler. Seine Auffälligkeit, durch das feuerrote Haar bedingt, ließ ihn paradoxerweise in vielen Situationen als unbeteiligt erscheinen. Ruairidhs Blick war der eines kleinen, unschuldigen Balgs, seine Bewegungen ungelenk, die Sprache ungeschliffen und sein Auftreten meist so, dass man Mitleid mit ihm bekam.
    Bei Frauen, die ihn nicht kannten, weckte er einen Beschützerinstinkt. Sie nahmen ihn auf, päppelten ihn hoch, ließen sich ausnutzen - und verdrückten sogar einige Tränen, wenn er eines Tages auf Nimmerwiedersehen verschwand, samt ihrer Aussteuer, dem wertvollen Teeservice und mehreren Tischtüchern, die sie einige Tage später beim Hökerer um die Ecke angeboten bekamen.
    Männer sahen in Ruairidh niemals den Konkurrenten, sondern einen Freund, einen kleinen Bruder, der vor den Fährnissen des Lebens beschützt werden musste. Sie tranken mit ihm und öffneten ihm ihre Herzen. Sie erzählten von heimlichen Liebschaften und von dreckigen kleinen Geheimnissen. Um sich dann zu wundern, wenn sie bestohlen wurden und die Aufforderung erhielten, nur ja nichts den Obrigkeiten zu erzählen, da sonst einige böse Dinge ans Tageslicht der Öffentlichkeit dringen würden ...
    Kinder liebten ihn, während er ihnen Spielsachen stahl, Greise öffneten ihm bereitwillig die Türen und ließen sich ausrauben, ohne ein böses Wort über Ruairidh zu verlieren. Selbst Tiere fanden ihn nett.
    Nur mit Eulen hatte er Probleme. Ihn schauderte, wenn er an dieses hässliche Federvieh mit seinen großen Augen dachte. Die Eulen schienen alles über ihn zu wissen. Sie zertrümmerten den Schein, hinter dem er sich verbarg, und holten all das hervor, was er in Wirklichkeit war. Ginge es nach ihm, hätte er sie allesamt einfangen

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