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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dich mit Staub und Sand zufriedengeben müssen. Und mit viel Hitze.« Gloria deutete nach vorne. »Die Gläserne Stadt liegt in dieser Richtung.«
    »Hast du sie gesehen?« Ruairidh hatte, so gut es gegangen war, nach der sagenumwobenen Stadt Ausschau gehalten - und nichts entdeckt. Doch er wusste, dass Gloria wesentlich bessere Augen als er hatte.
    »Ich weiß, dass sie dort ist«, wich seine Begleiterin aus.
    »Wie weit müssen wir marschieren?«
    »Drei, maximal vier Tage.«
    »Das schaffen wir niemals! Wir haben nicht genügend Wasser, und die Nahrungsmittel reichen auch kaum.«
    »Wenn du deinen Mund hältst und mich nicht länger nervst, kann ich mich besser erholen und dann weiterfliegen.«
    »Du bist es doch, die die ganze Zeit den Schnabel offen hat ...«
    Sie marschierten weiter und verfielen in einen seltsamen Trott. Beide setzten sie Schritt vor Schritt, in einem wenig anstrengenden Rhythmus, keiften einander an, redeten über ihre Perspektiven und schmiedeten Zukunftspläne, deren Realisierung davon abhing, ob sie ein Artefakt fanden, mit dessen Hilfe sie von Innistìr wegkamen. So verging die Zeit, so hangelten sie sich von einem Hügel zum nächsten, so vergaßen sie den feinen Sand, der sich selbst in den entlegensten Körperregionen ansammelte und ihr Fleisch blutig rieb.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte Ruairidh mit einem Blick auf die untergehende Sonne. »Bist du wieder so weit?«
    »Ich fühle mich total geschafft«, gestand Gloria mit ungewöhnlicher Offenheit. »Aber wir müssen die letzten Sonnenstrahlen nutzen, um ein Nachtlager ausfindig zu machen.«
    »Du meinst, du schaffst das?«
    »Höre ich da etwa Besorgnis in deiner Stimme?«
    »Natürlich! Wenn du ausfällst - wie soll ich dann jemals von hier entkommen?«
    »Du bist wirklich ein charmantes Kerlchen, Ruairidh.« Gloria schüttelte den Kopf. Es war ihr deutlich anzumerken, dass sie für Scherze auf ihre Kosten derzeit nichts übrig hatte.
    »Entschuldige.«
    »Schon gut. Ich hätte nichts anderes von dir erwarten dürfen. Mach schon, setz dich wieder auf mich.«
    Ruairidh gehorchte. Er griff nach dem zerzausten Rückenfell und klammerte sich fest, so vorsichtig wie möglich, und ging mit Glorias Bewegungen mit, als sie auf wackeligen Beinen Anlauf nahm, entlang des Kamms einer Sanddüne.
    Es war mehr ein Stolpern denn ein Laufen, und für einige Sekunden glaubte er, dass seine Begleiterin es nicht mehr schaffen würde. Dann stieß sie sich mit dem rechten Bein kräftig ab, weg vom Sandberg, ertastete mit den Flügeln eine günstige Thermik und sog sich allmählich hoch.
    Glorias Leib zitterte, die Muskulatur unterhalb der Flügel war völlig verkrampft. Ruairidh bemühte sein Gedächtnis. Er erinnerte sich einiger Zauber, die ihm einerseits halfen, sich leichter zu machen, und die sie andererseits ein klein wenig kräftigten. Er wandte sie an und fühlte, wie sich die Frau ein wenig entspannte.
    Die Sonne glänzte gelbgolden, selbst jetzt, da sie nur noch ein kleines Stück über den Sandbergen hing. In diesem Teil Innistìrs gab es kaum einmal ein Abendrot. Doch es wurde spürbar kühler.
    Unter ihnen zeigten sich Verwehungen und Spuren, die auf die Anwesenheit riesiger Sandwürmer hinwiesen. Nach kurzer Zeit überflogen sie das Skelett eines drachenähnlichen Wesens. Es war in zwei Teile geteilt worden. Mit einem einzigen Biss, wie unschwer erkennbar war. Was waren das nur für Bestien, die ein mindestens zwanzig Meter langes Geschöpf aus der Luft holen und einfach so zerteilen konnten?
    Ruairidh fröstelte; doch die Kälte in seinem Leib hatte nicht unbedingt etwas mit den stetig fallenden Temperaturen zu tun.
    Gloria drehte sich ihm zu. Das Gesicht war erschreckend blass, Schaum stand vor ihrem Mund. »Dort müssen wir hin«, sagte sie und deutete nach rechts, hin zu einigen ungewöhnlich wirkenden Felsformationen, die sich im Licht der Sonne dunkelrot verfärbten und bizarr wirkende Schatten warfen. »Sollte ich es nicht mehr schaffen und sollten wir abstürzen, weißt du, wohin du dich wenden musst.«
    »Red nicht so einen Stuss!« Ruairidh gab ihr einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. Nicht, weil er sich über ihre Worte ärgerte, sondern weil er sich ängstigte. Weil er sich sorgte.
    Gloria schwenkte auf den neuen Kurs ein. Ihre Flügelschläge waren ungleichmäßig, einige Federn fielen aus ihrem vormals so dichten Kleid. Auch auf ihrem Rücken zeigte sich nun eine dicke, klebrige Schaumschicht, die Ruairidh beseitigte, so

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