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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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gut es ging.
    Er nahm seine Wasserflasche zur Hand, begutachtete den Inhalt und goss dann den Rest des wertvollen Nasses über die erhitzten, verklebten und überdehnten Stellen ihrer Muskulatur.
    Er meinte, Gloria erleichtert aufseufzen zu hören. Doch das mochte eine Täuschung sein. Es war nicht leicht, Geräusche gegen den Flugwind wahrzunehmen. Jedenfalls flog seine Begleiterin nun wieder deutlich sicherer und mit mehr Selbstkontrolle.
    Ruairidh ahnte, dass dies nur ein letztes Aufflackern war. Wenn sie nicht bald landeten, würde ihre Reise ein schlimmes Ende nehmen.
    Warum wollte sie unbedingt zu den Felsen gelangen? Was hatte sie gesehen, das er nicht wahrgenommen hatte?
    Er zählte die Sekunden, während die Felsen immer näher kamen und das Licht der Sonne weniger wurde. Er streichelte Gloria im Nacken und flüsterte ihr Dinge zu, die sie ganz gewiss nicht verstand. Doch vielleicht verstand sie, dass er ihr seine Zärtlichkeit und Zuneigung beweisen wollte.
    »Geh runter!«, rief er ihr zu. »Die letzten Meter können wir auch zu Fuß gehen.«
    Sie schwieg. Blickte starr geradeaus. Tat automatische Bewegungen wie eine Maschine, die nicht aufhören konnte zu funktionieren.
    »Du sollst landen! Jetzt gleich!«
    Gloria schreckte aus ihrer Apathie hoch. Sie zitterte, senkte einen Flügel ab und lenkte zur Seite, weg von den Felsen, auf ein Plateau zu, über das der Wind der nahenden Nachtstunden Sandfontänen blies. Noch wirkte alles winzig klein. Die Wurzeln karg bewachsener Büsche klammerten sich in Spalten und Ritzen fest, eine Art Moosgeflecht überzog einen Teil des Plateaus.
    Sie näherten sich dem Erdboden viel zu rasch, mit viel zu viel Schwung! Sie würden über die Ebene hinausgetrieben werden, auf ein steinernes Labyrinth zu, zwischen dessen einzeln dastehenden Felsen sie in die Tiefe rutschen und in ein dunkles Nichts stürzen würden, aus dem es kein Entkommen mehr gab ...
    Gloria schrie, schrill und panisch. Sie stellte ihre Flügel gegen den Wind, mit der letzten verbliebenen Kraft, sackte ab und kam knapp vor der Kante des Plateaus zu stehen, um vom eigenen Schwung einige Schritte vorwärtsgedrängt zu werden - und unmittelbar am Felsabriss zum Stillstand zu kommen.
    Gloria torkelte. Sie drohte das Gleichgewicht zu verlieren und vornüberzufallen. Ruairidh warf sich von ihrem Rücken, zog und zerrte mit aller Kraft und mithilfe kleiner magischer Tricks, um die Frau, die fast doppelt so viel wog wie er, zurückzuhalten - und es gelang ihm. Er fing sie auf, als sie fiel. Besser gesagt: Er kam ächzend unter ihr zu liegen und dämpfte den Aufprall, sodass sie von Knochenbrüchen hoffentlich verschont blieb.
    »Du schuldest mir was«, sagte er, nachdem er sich von ihrem Leib befreit hatte und wieder auf die Beine gekommen war.
    Doch Gloria hörte ihn nicht mehr. Sie war in eine Ohnmacht gefallen. Mit dem letzten Quäntchen Kraft hatte sie es bis an diesen Ort geschafft; doch nun zahlte sie den Anstrengungen der letzten Stunden Tribut. Ihre Reise hatte ein vorläufiges Ende gefunden.

    Gloria erwachte, als die Sonne bereits hoch am Horizont stand. Sie rekelte sich, schüttelte benommen den Kopf, sah sich verwirrt um und stützte sich dann hoch.
    »Guten Morgen«, sagte Ruairidh. »Bist du hungrig?«
    Sie blickte ihn weiterhin verständnislos an. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war und was um sie herum vorging.
    »Du hast Großartiges geleistet«, fuhr Ruairidh fort und deutete auf kleine Holzspieße, die sich wie von Zauberhand geführt über einem Feuer drehten. »Nicht nur, dass du uns zu einem Wasserloch geführt hast; es gibt hier darüber hinaus auch einige schmackhafte Kleintiere - und Erdknollen, die sich perfekt als Beilage eignen.« Er musste Gloria Zeit und Gelegenheit geben, zu sich zu kommen und ihre Gedanken neu zu sortieren.
    »Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst«, krächzte sie.
    »Du hast mich niemals gefragt.«
    Er reichte ihr den halb gefüllten Wasserbeutel. Gloria trank gierig, besann sich dann aber und nahm langsam einen Schluck nach dem anderen.
    »Wie fühlst du dich?«
    Sie setzte den Beutel ab, leerte ein wenig Flüssigkeit in ihre hohle Hand und wischte sich damit übers Gesicht. »Wie verschluckt, zerkaut und wieder ausgespuckt.«
    »Das hört sich nach einem ausgewachsenen Kater an.«
    »So fühlt es sich auch an.«
    »Du meinst also, du kannst derzeit nicht weiterfliegen?«
    »Ausgeschlossen. Ich benötige Ruhe.«
    »Dies ist nicht gerade ein Ferienparadies, in

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