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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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das Wort zu einem Befehl, den sie als »Brücke runterlassen« verstand. Hier wurde Zauberei angewandt, die noch unverständlicher war als alles, was sie im Land Innistìr bislang kennengelernt hatte.
    Es begann zu regnen, trotz des wolkenlosen Himmels.
    Nein! Das sind keine Regentropfen - sondern eine ölige Flüssigkeit, die sich am Fels beiderseits der Schlucht verfängt, die immer dichter und breiter und massiger wird.
    Aus dem Nichts heraus entstand ein Weg. Eine Brücke, die die Schlucht überspannte. Es dauerte etwa eine Minute, bis sich die dunklen Massen, die von beiden Seiten heranwuchsen, in der Mitte des Abgrunds verbanden und zu einem Weg wurden, etwa fünf Meter breit, der sie in die Stadt bringen sollte.
    »Darf ich bitten, Herrin?« Mit einer galanten Armbewegung wies Baran nach vorne.
    »Selbstverständlich.« Nur nicht nachdenken. Nimm die Dinge hin, wie sie kommen. Hier hat Logik keinen Platz. Magie ist in Innistìr allgegenwärtig wie Luft und Wasser und Feuer und Erde. Womöglich stellt sie sogar den fünften elementaren Bestandteil dieser Welt dar.
    Zoe tat einen vorsichtigen Schritt. Die schwarze Masse unter ihren Füßen fühlte sich rau und klebrig an. Die besondere Zusammensetzung des Materials half ihr, gegen die Windböen zu bestehen, die mit aller Gewalt gegen das neu entstandene Bauwerk prallten.
    Schritt für Schritt tastete sie sich vor, dem Scheitelpunkt der Brücke entgegen. Ab und zu warf sie einen Blick in die Tiefe. Die adlerähnlichen Vögel verloren sich zwischen Schluchten, die tief in den Fels des Vulkans hineinragten. Dort wartete wohl ihre Brut in Nestern, die auf den Spitzen einzelner Felsnadeln saßen.
    Der Fluss gischtete weiß gegen Gestein. Nirgendwo sah Zoe einen Fleck ruhigen Wassers. Die Strömung musste ungewöhnlich stark sein. Wahrscheinlich stellte dieser Teil des Flussbetts ein Nadelöhr dar, das die Strömung enorm beschleunigte.
    Zoe ging weiter. Mit angespannter Beinmuskulatur, auf weitere Windböen vorbereitet. Ihr war kalt, ihr Herz schlug rasend schnell.
    Vielleicht hätte ich den beiden vermummten Tor-Elfen doch ein wenig freundlicher zuwinken sollen. Womöglich kommen sie auf die Idee, sich mit mir einen kleinen Spaß zu erlauben und die Brücke zusammenbrechen zu lassen ...
    Sie hörte Barans Schritte hinter sich, dann jene des Maskenträgers. Sie waren kraftvoll, ihnen war kein Zögern, keine Angst anzumerken. Die Männer gingen diesen Weg wohl tagaus, tagein.
    Die letzten Meter. Täuschte sie sich, oder schwankte der Boden unter ihren Füßen?
    Sie eilte den beiden böse dreinblickenden Elfen entgegen, vorbei an Efeuranken, die sich an den Fels klammerten und deren große, leuchtend gelbe Blütenblätter sich ihr wie verlangend entgegenstreckten. Baran und der Maskenträger folgten ihr. Auch sie beeilten sich. Kaum hatte Zoe festen Boden berührt, löste sich die aus dem Nichts entstandene Brücke hinter ihr so rasch wieder auf, wie sie entstanden war.
    »Du musst lernen, deine Konzentration aufrechtzuerhalten.« Der zwergenhafte Zeremonienmeister stützte sich auf die Knie und atmete kräftig durch. »Du hältst die Brücke kraft deines Willens aufrecht. Sobald du nicht mehr daran glaubst, dass sie existieren könnte, bricht sie in sich zusammen.«
    »Es wäre hilfreich gewesen, hättest du mir das etwas früher gesagt.«
    Baran wollte etwas erwidern, winkte dann aber ab. »Gehen wir weiter. Folge mir bitte.«
    »Meine Hände ...«
    »Es ist nicht mehr weit, Herrin. Du wirst es ertragen müssen.«
    Der Kleine verscheuchte die Elfen mit einer herrischen Handbewegung. Gehorsam machten sie ihm, Zoe und dem Maskenträger Platz. Nicht, ohne sie dabei allesamt hasserfüllt anzustarren.
    Eine Mauer ragte vor ihnen in die Höhe. Sie war aus alabasternem, hellem Material gefertigt. In den Mörtel waren Brillantsplitter eingearbeitet. So als wäre dieses härteste aller Mineralien nicht ein begehrter Stoff, aus dem die Träume einer jeden luxusverwöhnten Frau bestanden, sondern überschüssiges Zeugs, das als Schutt angefallen wäre und das man irgendwie loswerden wollte.
    Zoe hatte es längst aufgegeben, sich über die Lebensumstände und die verqueren Wertesysteme in Innistìr zu wundern. Sie nahm all die wundersamen Erfahrungen, die sie machte, so ruhig und nüchtern wie möglich auf. Dennoch fiel es ihr schwer, die vielfach facettierten Steine zu missachten.
    Es müssen Hunderttausende Karat sein, die hier verarbeitet wurden; an einem schroffen,

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