Schattenlord 7 - Das blaue Mal
Schwierigkeiten mit dem Sitz seiner Maske. Er war zwischen Baran und sie getreten. »Widersprich niemals!«, murmelte er. »Gib den Priestern und ihren Helfern keinen Grund, dich mehr als notwendig zu quälen. Bleib ruhig. Unauffällig. Hüte dich vor der Wächter-Furie ...«
Laycham setzte seinen Weg fort; mit jedem Schritt wurde er schneller. Er schien heilfroh zu sein, der Gesellschaft des Dicken, der Priester und des Zeremonienmeisters entkommen zu sein.
»Nun zu dir, mein Täubchen.« Maletorrex stieß einen Rülpser aus und schleckte seine fettigen Finger ab, bevor er in eine Schale griff und ein geschältes Ei zwischen die Finger nahm. »Das Blaue Mal legitimiert dich als Herrscherin über das Volk von Dar Anuin. Ich würde mein Haupt vor dir beugen, wenn es mir mein miserabler gesundheitlicher Zustand erlaubte.« Er winkte Baran zu sich. »Du wirst nun der Syndicatin übergeben. Wir sehen uns wieder, wenn die Zeit reif dafür ist. Bis dahin gehab dich wohl, edle Frau!«
Herrscherin über das Volk von Dar Anuin ... Das hörte sich doch gar nicht so schlecht an! Aber warum hatte sie so ein flaues Gefühl im Magen?
Ein Pfiff ertönte. Frauen, rank und schlank, liefen herbei, acht an der Zahl. Sie packten die Haltegriffe der Sänfte und hoben sie sachte an. Wie sehr sie mit der Last zu kämpfen hatten, zeigten die anschwellenden Muskeln an den Oberarmen, den Oberschenkeln und den nur alibimäßig verdeckten Pobacken. Im Gleichschritt machten sie sich auf den Weg. Die Sänfte blieb bemerkenswert ruhig, während sich die seltsame Prozession von Zoe wegbewegte. Baran hechelte nebenher und unterhielt sich dabei mit dem Hohen Priester.
Und sie? Was wollte man von ihr?
Zoe sah sich ratlos um. Priester standen umher und rührten sich keinen Millimeter von ihren Plätzen.
Sie tat einige Schritte auf die Gebäude zu. Niemand hinderte sie daran. Konnte sie sich etwa frei bewegen? Erwartete man gar von ihr, dass sie sich alleine zurechtfand?
Außer den Priestern ließ sich auf dem schmalen Weg, der nach links und rechts entlang der Vulkanwand führte, niemand blicken. Keine Kinder, die umherliefen und ihren Spaß hatten. Weder Frau noch Mann, die Geschäftigkeit zeigten. Keine Alten, die den Rest ihrer Lebenszeit in Beschaulichkeit in den kleinen Parks zu beiden Seiten verbrachten, unter den Wipfeln weit ausladender Bäume, auf Bänken, die zum Verweilen einluden, umgeben von Dutzenden Singvögeln, die fröhlich ihre Lieder zwitscherten ...
Nichts. Diese Stadt wirkt tot. Nur die Vögel bringen ein wenig Leben in die Szenerie.
»Herrin?«
Zoe zuckte zusammen, als wäre sie bei etwas Unerlaubtem erwischt worden. Rasch drehte sie sich um. Sie blickte einer Frau in die strahlend blauen Augen, die perfekte Körperproportionen besaß. Zoe reichte ihr gerade bis zum Kinn, und die Ausstrahlung und Schönheit ihres Gegenübers ließen Zoe sich mit einem Mal klein und unbedeutend Vorkommen.
»Ich bin Lirla, die Syndicatin.« Die Frau verbeugte sich; doch die Bewegung wirkte keinesfalls demutsvoll. »Ich werde dich nun in den Frauentrakt des Palastes Kariëm führen und mich während der nächsten Zeit um dich kümmern.«
Mit dem Lächeln der Riesin erschienen perlweiße, perfekt aneinandergereihte Zähne in einem Mund, dessen Lippen so prall und verlangend waren, dass Zoe augenblicklich Lust hatte, den Geschmack Lirlas zu kosten.
Halt an dich, Mädchen!, mahnte sie sich. Du hast noch niemals zuvor etwas für Frauen empfunden. Sieht man von einigen spannenden Experimenten während deiner Pubertät ab.
»Frauentrakt?«, fragte Zoe, um irgendetwas zu sagen. Um sich irgendwie von ihrer Angst abzulenken.
»Du bist die Herrscherin, und du bist die Frau mit dem Blauen Mal. Aber du bist noch nicht reif, vor deinem Volk zu erscheinen. Wir werden dich so rasch wie möglich repräsentabel erscheinen lassen und dir die hiesigen Benimmregeln beibringen.« Lirla schenkte Zoe ein weiteres Lächeln. »Je rascher du lernst, desto besser werden wir beide uns verstehen.«
Zoes Herzschlag beschleunigte. So freundlich die Frau auch wirken mochte - sie drohte ihr.
»Wir sollten uns gleich auf den Weg machen. Die Tage sind kurz, und es ist so viel zu tun.«
Lirla trat ganz nahe an sie heran. Zoe fühlte ihren Atem auf ihrer Haut. Er roch nach Koriander, bitter und scharf.
Die Frau zerriss die Fesselung ihrer Hand, als bestünde sie aus Papier. Nichts deutete darauf hin, dass sie sich dabei anstrengte.
Lirla lächelte vergnügt, tiefe
Weitere Kostenlose Bücher