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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Pinseln, gläsernen Behältnissen voll Öl und Kräutertiegeln zurück. »Ich kann die Risse in der Haut abdecken. Lirla lässt sich damit täuschen; die Priester allerdings nicht.« Aramie begann mit ihrer Arbeit und tupfte sachte über das vernarbte Hautgewebe entlang des Maskenrands.
    »Dann lass uns hoffen, dass Maletorrex keine gesteigerte Lust hat, mich ein weiteres Mal in seine Kartause einzuladen.«
    Aramie fuhr in ihrer Arbeit fort, schweigend und konzentriert. Zoe blieb ruhig in ihrem Bett sitzen. Sie dachte an die Bilder, die die Sgàile in ihr hinterlassen hatte. Die Maske hatte ihr etwas zeigen wollen. Etwas Wichtiges. Etwas von Bedeutung für ihr Leben hier. Doch sosehr sie sich auch anstrengte - es wollte ihr nicht einfallen.

    Es wartete eine Menge Arbeit auf Zoe, und Lirla dachte gar nicht daran, sie in irgendeiner Weise zu schonen. Ihr Körper-Make-up wurde verbessert und verfeinert. Die Pflege galt selbst geringsten Körperunreinheiten. Die Gesandte hatte in jeder Beziehung perfekt zu sein.
    Trainingseinheiten, deren Umfänge Zoe trotz ihrer Erfahrungen in Kraftkammern und in Ballettsälen noch niemals erlebt hatte, bescherten ihr Schmerzen an Stellen, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten. Sie wurde gedehnt und gestreckt, die Rückenmuskulatur bis aufs Äußerste strapaziert, punktuell gegen geringste Fettpölsterchen gearbeitet, und je mehr Stunden sie unter der Fuchtel Lirlas verbrachte, desto mehr begann sich Zoe mit der Gesandten, dieser idealisierten Kunstfigur, zu identifizieren.
    Die Syndicatin wurde irgendwann von einer Elfenfrau namens Extevirra abgelöst, die sie in ein düsteres Zimmer führte, dessen Wände mit merkwürdigen und zum Teil Angst einflößenden Symbolen bedeckt waren. Extevirra hieß sie, sich auf einen unbequemen Holzstuhl zu setzen. Die grauhaarige Lehrerin mit dem Ruch einer vertrockneten alten Jungfer, der nur noch der Haardutt und Strickzeug fehlten, um sie in ein Abbild einer verhassten Schwiegermutter zu verwandeln, nahm ihr gegenüber Platz. Sie hielt alte, zerrissene Büttenpapiere in der Hand und breitete sie vor Zoe aus.
    »Die Götter sind rings um uns«, sagte Extevirra mit andächtiger Stimme. »Sie umsorgen die Bewohner Dar Anuins. Sie helfen dem, der bedürftig ist, und sie strafen denjenigen, der sich an ihren Regeln reibt.«
    Zoe hörte mit wenig Interesse zu. Die Frau führte sie in die Grundzüge des hiesigen Glaubenskonstrukts ein. Ihr undurchdringlicher Kreis an gottähnlichen Wesen um Dar Anuin war unsichtbar, aber für die wahren Gläubigen stets zu spüren. Sie beschützten und umhegten die Stadtbewohner, sorgten aber auch dafür, dass niemand den Wunsch verspürte, freiwillig wegzuziehen.
    »Das trifft sich ja ausgezeichnet!«, sagte Zoe und klatschte übertrieben laut in die Hände. »Derart hält man die Städter bei der Stange. Wer sollte jemals den Wunsch verspüren, Dar Anuin zu verlassen, wenn er ganz genau weiß, dass ihn der Fluch der Götter trifft, sobald er sich zu weit entfernt?«
    Extevirra bedachte sie mit einem bösen Blick. »Sarkasmus ist fehl am Platz, Gesandte! Die Städter sind wie eine Herde, deren einzelne Tiere eng beisammengehalten werden müssen. Läuft eines davon, folgen ihm bald alle anderen.«
    »Und damit wäre die Macht der Priesterschaft gebrochen.«
    Die Frau ballte ihre Hände, die Fingerknöchel verfärbten sich weiß. »Es steht dir nicht zu, den Gesegneten Maletorrex und seine Gefolgschaft zu kritisieren!«
    »Verzeih mir«, fühlte sich Zoe gezwungen zu sagen und den Kopf tief zu verneigen. Die Maske griff ein. Sie hatte ihren Versuch des Aufbegehrens erkannt und strafte sie nun ab. Mit Schmerzen, die sich entlang der Kieferknochen nach hinten und zum Hals zogen, um dort die Wirbelsäule entlang nach unten zu kriechen.
    Zoe stöhnte, konnte ihren Körper kaum noch unter Kontrolle halten. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Diesmal tauchten Bilder vor ihr auf, die die Wirkung ihrer Bestrafung unterstrichen. Sie zeigten ewiges Feuer.
    Als der Schmerz nachließ, blickte sie einer grinsenden Extevirra ins Gesicht. Die Frau betrachtete sie mit einem Ausdruck seliger Entrückung und der Zufriedenheit. »Die Götter erlauben niemandem, sich über sie lustig zu machen. Auch einer Gesandten nicht. Du solltest dich bei ihnen entschuldigen.«
    »Entschuldigen? Wofür?«
    Zoe stürzte nach vorne, von der Sgàile auf die Knie gezwungen, die Arme weit von sich gestreckt. So lag sie

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