Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Weg zu nehmen.
    Wollte sie ihr etwas zeigen? Hatte sie Sehnsucht nach etwas - oder jemandem?
    Es war ihr einerlei. Schon der Gedanke, dass sie der erstickenden Enge entkommen durfte, machte sie fröhlich und nahm ein wenig den Druck von ihr, der sich während der letzten Tage aufgebaut hatte.
    Sie lief mit nackten Füßen einen dunklen Weg entlang. Ab und zu patschte sie in Pfützen. Augenpärchen glühten in dunklen Ecken auf, ärgerliches Zischen erklang. An den steinernen Wänden klebten Riesenschaben. In diesem Bereich des Palastes kamen sie in gehäuftem Maß vor. Zoe kümmerte sich nicht darum. Weder ekelte ihr vor den Tieren, noch glaubte sie, dass sie ihr etwas zuleide tun würden, auch wenn die Krabbler ihr auf Schritt und Tritt folgten.
    Sie erreichte einen kreisrunden Platz, ohne sich an Einzelheiten erinnern zu können, wie sie hierhin gelangt war. Das Zentrum wurde von einer Art Brunnenschacht beherrscht, der etwa zehn Meter im Durchmesser hatte und entlang dessen Rand eine schmale Treppe in undurchdringliche Dunkelheit hinabführte. Ein Gefühl - oder etwa die Maske? - sagte ihr, dass sie diesen Weg auf keinen Fall wählen durfte.
    Zoe drückte sich eng an der seitlichen Mauer entlang. Der Sims war nicht breiter als dreißig Zentimeter. Von unten strömte kalte, böige Luft hoch, die Verwesungsgeruch mit sich brachte. Sie musste alle Konzentration aufbieten, wollte sie die andere Seite erreichen und verhindern, dass sie in die Tiefe stürzte.
    »Teufel?«
    Die Eule kam auf ihren Zuruf hin herangeflattert und setzte sich sachte auf Zoes ausgestreckten Arm. Sie schuhute leise. War es denn möglich, dass ausgerechnet dieses Biest zu ihrem besten Freund wurde?
    »Wohin soll ich gehen?«, fragte sie und deutete auf drei mannsgroße Löcher im Gestein auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. »Hast du eine Idee?«
    Teufel bewegte sich unruhig. Womöglich wollte er ihr sagen, dass sie keinesfalls weiter ins Unbekannte Vordringen und in die gut gesicherten Bereiche des Oberpalastes zurückkehren sollte.
    Zoe dachte gar nicht daran! Endlich hatte sie ein kleines Stückchen Freiheit zurückgewonnen. Das würde sie unter keinen Umständen gleich wieder aufgeben!
    Teufel löste sich von ihr. Er schwebte in Richtung des mittleren Ganges, blieb dort, heftig mit den Flügeln schlagend, in der Luft stehen, und kehrte dann zu Zoe zurück. Der Hinweis war eindeutig.
    Jetzt vertraue ich sogar schon einer Eule mehr als meinen eigenen Instinkten, wunderte sich Zoe, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. In einer Welt der Freud- und Perspektivlosigkeit musste man sich am geringsten Hoffnungsschimmer festklammern. Wenn Teufels Instinkt ihr weiterhalf, sollte es wohl so sein. Wenn nicht ... nun, dann würden sich die Priester nach einer neuen Gesandten umsehen müssen.
    Vorsichtig umrundete sie das riesige Loch der Kaverne. Sie passierte den Einstieg, von Moos und fahlen Pflanzen bewachsene Steinstufen. Für einen Augenblick fühlte sie Interesse, die Dunkelheit zu erkunden; doch die Maske unterband sofort den Wunsch, ihrer Neugierde nachzugeben.
    Sie rutschte weg!
    Zoe presste sich enger gegen die Wand und klammerte sich mit den Fingern in winzigen Spalten zwischen den Gesteinsbrocken fest. Augenblicklich fand sie Halt und verhinderte den Sturz. Mit klopfendem Herzen blieb sie stehen, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
    Teufel kreischte. Er kreiste nun über dem Loch und schlug aufgeregt mit den Flügeln.
    Zoe atmete ein letztes Mal tief durch, löste die Finger und setzte vorsichtig ihren Weg fort. Bald schon hatte sie die schmalste Stelle entlang der Mauer hinter sich gelassen. Sie stand nun auf der anderen Seite des Raums.
    Seltsam. Ich wusste, dass ich wegrutschen würde, noch bevor es überhaupt geschah. War es die Maske, die mir half? Oder sind meine Sinne derart überreizt, dass ich tatsächlich alles zu glauben bereit bin?
    Zoe lachte unterdrückt. Sie befand sich in Innistìr, in einem Land voll Magie und Wundern. Umgeben von Wesen mit seltsamen Kräften, bedroht von Mächten, die in toten und leblosen Gegenständen steckten und Schindluder mit ihr trieben. Sie musste sich endlich damit abfinden, dass hier alles möglich war.
    Ohne weiter nachzudenken, trat sie in den mittleren Gang. Schon nach wenigen Schritten entdeckte sie einen Kandelaber, dessen Kerzen durch beiderseitig montierte Metallplatten vor Wind geschützt wurden. In Wandhaltern, die verblüffend den irdischen Maulaffen ähnelten, steckten

Weitere Kostenlose Bücher