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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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mehrere Kienspäne. Zoe nahm an sich, was sie mit einer Hand tragen konnte, zündete das erste Holz mithilfe eines ebenfalls bereitliegenden Feuersteins und trockenen Stoffbahnen an und setzte ihren Weg fort.
    Die Flammen warfen gespenstische Bilder über den nackten Fels. Sie tanzten wild umher, loderten hoch, schrumpften gleich darauf zu winzigen Lichtspendern zusammen. Doch sie brannten. Sie gaben Zoe dasselbe Gefühl der Sicherheit, das wohl auch schon die frühesten Vertreter der Gattung Mensch empfunden haben mussten, als sie das Licht des Feuers für sich entdeckten.
    Weiter. Schritt für Schritt. Leise bleiben.
    Teufel blieb ein wenig hinter ihr zurück. Es war, als würde er sie vorneweg schicken, damit sie zuerst möglichen Gefahren ins Antlitz blickte und er ausreichend Zeit fand, sich in Sicherheit zu bringen.
    Ein Treppenabsatz. Er führte nach oben. Über Stufen, die ausgetreten und uralt wirkten.
    Es gab kein Zurück mehr, nicht auf halbem Weg! Jedes Zögern würde sie bloß noch ängstlicher werden lassen und ihre Reaktion beeinträchtigen, sollte tatsächlich eine Gefahr auf sie warten.
    Sie nickte kurz entschlossen, um sich Mut zu machen - und tat den entscheidenden Schritt.

12
    Intermezzo:
    Die Wahrheit über
    Dar Anuin (VI)
     
    W ir sind einigermaßen zufrieden mit dir, Gesandte«, sagte Maletorrex. »Aber es könnte noch besser sein.«
    »Ich hätte dich töten sollen, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte.« Shire kniete vor dem Dicken, von Kräften, die sie nicht verstand und noch weniger kontrollieren konnte, zu Boden gezwungen.
    »Du machst uns das Volk gefügig. Der Glaube wächst. Unser Einfluss wächst.« Der Dicke lächelte vergnügt.
    »Du hast Genevrie getötet!«, schrie Shire. »Du hast mir Abelae genommen!« Und Dar Anuin war isoliert, niemand kam mehr hinein oder hinaus, ohne dass es die Priester wussten. Sinenomen regierte den Rest dort draußen, und die Stadt war vor seinem Zugriff sicher - aber zu welchem Preis?
    »Aber wo denkst du denn hin?« Maletorrex gab sich unbeeindruckt. »Die Bruderschaft des Glaubens würde sich niemals an anderen Elfen vergreifen. So versteht es zumindest das Volk von Dar Anuin, und wir wollen ihm doch nicht seine Illusionen nehmen.« Er lachte.
    »Was ist mit den anderen geschehen?«, fragte die Gesandte. »Was hast du mit meinen Freunden und Begleitern angestellt?« Einmal mehr versuchte sie, diese verfluchte Maske von ihrem Gesicht zu lösen. Doch sie klebte fest, unverrückbar.
    »Ah - der Mythos der Gründerväter und -mütter der Stadt ... Er kam uns nicht sonderlich zupass. Zumal sich deine ehemaligen Weggefährten ähnlich störrisch wie Abelae und Genevrie benahmen.«
    Tränen traten in Shires Augen. Sie quollen zwischen den Maskenschlitzen hervor und verwässerten ihre Sicht.
    »Sie leben noch«, sagte Maletorrex, »zumindest habe ich ihnen eine bestimmte Form der Unsterblichkeit geschenkt. Wir haben Gerüchte über Thàra, Godefrome, Leylic und Paredagh gestreut. Sie tun Dinge, die man bestenfalls von Göttern erwartet, von anbetungswürdigen Göttern, denn sie werden uns in Zeiten der Unsicherheit, da Sinenomen über Innistìr herrscht, schützend beiseite stehen. Das Volk von Dar Anuin wird lernen, deine vier Freunde anzubeten - und jene, die ihr Wort verbreiten, zu achten.«
    Shire verschloss sich Maletorrex’ Worten. Sie ertrug es nicht mehr länger. Wie hatte sie bloß so dumm sein können und sich dem Priester anvertrauen, ihm und seinen Kumpanen jemals jene Machtfülle zugestehen können, die sie nunmehr weidlich ausnutzten? Die Priester hatten in aller Stille die Herrschaft über die Stadt übernommen und schoben Shire vor, sie, ein nunmehr willenloses Geschöpf, das mittels dieser verfluchten Maske gelenkt wurde. Warum hatte sie der Versuchung nicht widerstanden, warum hatte sie das verdammte Ding aufgesetzt? Warum war sie nur so schwach gewesen?
    Shire fühlte sich angehoben. Der Hohepriester zwang sie kraft seines Willens, aufzustehen. Er gab ihr Anweisungen. Befehle, die sie, ohne zu zögern, befolgen würde. Die Kartausen mussten geräumt und den Priestern zur Verfügung gestellt werden. Sie selbst würde sich in einen Teil der ehemaligen Bibliothek zurückziehen müssen, um nur dann zum Vorschein kommen zu dürfen, wenn sie im Namen der Priesterschaft neue Befehle zu verkünden hatte.
    Abelae, Genevrie und vier weitere ihrer ehemaligen Gefährten, mit deren Hilfe sie Dar Anuin aufgebaut hatte, waren also gestorben. Was

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