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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Reich, die Illusion, dass alles in Ordnung wäre.
    »Bist du bereit?«
    »Hm?« Zoe öffnete die Augen.
    »Du wolltest meine Geschichte hören.« Mit unsicherer Stimme fragte Laycham: »Hast du deine Meinung etwa geändert?«
    »Nein! Natürlich nicht!«
    Der Prinz schnalzte mit der Zunge. Der Grog kam aus der Dunkelheit herbeigetrottet. Er legte sich auf einen kleinen Teppich neben dem Fauteuil des Prinzen und ließ es zu, dass ihn der Mann am Hals streichelte. Die Iriden des Tiers leuchteten hell, als es Zoe anblickte. So als wollte es sagen: »Sieh her! Mich hat er lieber als dich.«
    Teufel, der sich bislang ruhig verhalten hatte, löste sich von ihrer Schulter und flatterte davon. Er vertraute dem Grog nicht. Offenbar waren sie natürliche Feinde und wurden in diesem Raum einzig durch die ungewöhnliche Gabe des Prinzen davon abgehalten, übereinander herzufallen.
    »Die Geschichte, die ich zu erzählen habe, begann lange Zeit, bevor ich geboren wurde«, sagte Prinz Laycham. Er blickte ins Leere. Tief in die Vergangenheit. »Es ist die Geschichte eines besonderen Volks und einer besonderen Gesandten ...«

16
    Intermezzo:
    Die Wahrheit über
    Dar Anuin (VIII)
     
    I hr könnt mich nicht einfach so ersetzen«, sagte Shire mit trotzig erhobenem Kopf. »Ich bin die Erste Gesandte! Die Frau mit dem Blauen Mal! Möchtest du dich denn offen gegen mich stellen, Maletorrex?«
    »Deine Pöbeleien beginnen mich zu langweilen«, sagte der feiste Priester, ohne ihr einen Blick zu widmen. Er kaute auf einem riesigen Stück Fleisch und ächzte dabei vor Anstrengung. »Seit Jahr und Tag bemühst du dich, unsere Angelegenheiten zu hintertreiben ...«
    »Weil sie nicht rechtens sind, Priester!«, unterbrach ihn Shire. »Was ihr mit den Stadtbewohnern anstellt, schafft bloß Kummer. Ihr konterkariert meine Vision von einem barrierefreien Leben, ohne Standesdünkel, in einem Paradies, in dem Wissen das höchste aller Güter darstellt.« Sie zog Laycham eng an sich. Der Knabe ließ es geschehen. Er blieb stumm wie fast immer. Doch Shire wusste ganz genau, dass sich hinter seiner Wortkargheit ein hochintelligenter, tatkräftiger, aber auch sensibler Elf verbarg, dem nur wenige Jahre fehlten, um zur vollen Reife zu gelangen.
    »Deine Ansichten sind falsch«, tat Maletorrex Shires Bemerkungen ab. »Und sie interessieren mich nicht. Kehre nun in deine Räumlichkeiten zurück und stör mich nicht beim Nachdenken.«
    » Nachdenken? Du völlerst, Hoher Priester, während du den Bewohnern Dar Anuins strenge Askese und sinnlose Exerzitien auferlegst!«
    »Geh nicht zu weit, Gesandte! Ich warne dich!«
    »Wovor denn? Möchtest du die Herrschaft vollends an dich reißen und dich dem Volk zeigen, so, wie du bist? Legst du endlich deine Maske ab und zeigst uns dein wahres Gesicht?«
    »Ich nicht, Gesandte, aber du.« Maletorrex erhob sich ächzend von seinem Mittagstisch. Er kam auf Shire zu, schwankend, wohl vom vielen Wein. In seiner Rechten hielt er den gebratenen Flügel eines Tarier-Vogels, dessen zartes Fleisch unter großen Mühen aus fernen Landen herbeigeschafft werden musste.
    Der Hohepriester betrachtete sie von oben bis unten. Mit Blicken, die schmerzten und in denen nichts als Verachtung für sie stand. »Ich habe dich satt, Weib. Verschwinde von hier, oder ...«
    »Was - oder?« Shire hatte es so satt! An diesem Tag würde sie sich nicht mehr ducken. Da mochte ihr die Maske noch so sehr Schmerz zufügen, und da mochte sie noch so viel Angst um das Schicksal ihres Sohnes haben. Sie konnte nicht mehr. Sie wollte nicht mehr.
    Lirla trat an ihre Seite. Die Frau, die ihr während Laychams Geburt durch Magie einen Teil ihrer Schönheit gestohlen und über ihr eigenes Antlitz gelegt hatte wie einen Mantel, der die Hässlichkeit ihres Inneren verbergen sollte. »Wir gehen jetzt«, flüsterte Lirla ihr zu.
    Shire schüttelte sie unwirsch ab und kümmerte sich nicht weiter um sie. »Hast du denn bereits einen Plan für den Fall meines Todes, Maletorrex? Weißt du, was du unternehmen wirst, wenn ich einmal nicht mehr bin? Glaubst du wirklich, mich ersetzen zu können ...?«
    »Um ehrlich zu sein: ja.« Der Hohepriester stopfte sich das Flügelchen des Tarier-Vogels als Ganzes in den Mund, kaute nachdenklich darauf herum, biss einmal fest zu, sodass es laut knirschte, zog dann eine Knochenspitze hervor - und rammte sie Shire in den Hals.
    Die Erste Gesandte fühlte keinerlei Schmerz. Nichts. Sie war überrascht, und sie merkte, wie Laychams

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