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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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erkennbar, schillerten hellblau hinter den Warzen hervor. Schwarze, halblange Haare umfassten ein schmales und zart wirkendes Gesicht, das einmal ätherisch schön gewesen sein mochte.
    Zoe wich zurück. Sie verstand sich selbst nicht. Seit jeher stand sie auf schlanke, knackige Körper mit sehnigen Muskeln, die nur ja nicht zu fleischig sein durften. Auf einen kräftigen Po, den man mit den Fingernägeln kratzen und reizen konnte. Auf ein gepflegtes Äußeres, glatte Haut und - igitt! - nur ja keine Haare unter den Achseln.
    Laycham roch säuerlich. Er schwitzte. Seine Bartstoppeln standen kreuz und quer, und was das stetige Zittern seiner Unterlippe betraf, so wirkte es auch nicht sonderlich appetitanregend.
    Doch der Prinz hatte etwas Besonderes an sich. Vielleicht konnte nur sie es sehen, es scherte sie nicht sonderlich.
    Ja, sie empfand Ekel, und ja, da war eine gehörige Portion Mitleid mit im Spiel, als sie ganz nahe an den Elfenbastard herantrat und ihn umarmte.
    Prinz Laycham blieb anfangs steif stehen wie ein Stück Holz, so als müsste er sich erst wieder daran erinnern, was es bedeutete, umfasst zu werden. Doch irgendwann gab er nach. Zoe fühlte, wie er sich entspannte und die Umarmung erwiderte.
    »Es wird alles wieder gut«, flüsterte sie ihm ins Ohr.

    Der Grog verzog sein Echsengesicht und knurrte, Teufel stieß einen schrillen Schrei aus und löste sich aus dem Gebälk des Raums. Der Moment der Intimität war dahin, die Wirklichkeit hatte sie wieder.
    Alles, was blieb, war das Gefühl, einander gefunden zu haben und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Oder?
    »Hilf mir, von hier wegzukommen«, bat Zoe.
    »Die Maske wird es nicht zulassen. Die Priester werden dich verfolgen und nicht nur sie. Sie besitzen Kräfte, die du dir nicht vorstellen kannst. Maletorrex hat die Gabe, dich mit Leichtigkeit und auf eine Entfernung von hier bis zum Horizont zu finden und zu töten.«
    »Ich glaube, dass mir die Maske keinerlei Probleme bereiten wird«, behauptete Zoe. »Und was die Flucht selbst betrifft - nun, man müsste in der Stadt derart viel Trubel und Unruhe erzeugen, dass die Priester nicht die Gelegenheit finden, uns nachzujagen.«
    »Du überschätzt meine Möglichkeiten, Gesandte.«
    »Und du stapelst tief.« Ich muss ihn reizen, ihn aus seiner Lethargie reißen! »Du besitzt die Gabe, Tiere zu beeinflussen, nicht wahr?«
    »In beschränktem Maße, ja.«
    »Hör doch auf! Man braucht bloß zwei und zwei zusammenzuzählen, um zu wissen, dass du überall im Palast Kariëm deine kleinen Spione sitzen hast. Diese Schaben-Invasion ist doch dein Werk, nicht wahr?«
    Laychams Schweigen war ihr Antwort genug.
    »Du hast dafür gesorgt, dass ich in der Voliere Teufel auswählte und dass er sich seitdem zahm wie ein Kätzchen benimmt.« Zoe deutete auf den Grog, der mit elegantem Wiegeschritt durch den Raum ging und mit seinem muskulösen Körper gegen die Beine des Prinzen drängte. »Dieses Monster, das vorgeblich der größte Räuber weit und breit ist, würde dir am liebsten die nackten Fußsohlen ablecken, so sehr liebt es dich.«
    »Die Beherrschung der Tiere erfordert viel Kraft.«
    »Dann wirst du dich eben anstrengen, Laycham!«
    »Wer bist du, dass du dir erlaubst, mir Vorschriften zu machen?«
    »Ich bin dein Ticket in die Freiheit.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast schon richtig gehört und verstanden, auch wenn du nicht alle Worte kennst. Wir fliehen gemeinsam. Vertrau mir.«

    Es bedurfte noch einiger Überredungskunst, um den Prinzen zu überzeugen. Doch es war, wie sie es sich gedacht hatte: Er hatte bloß diesen einen kleinen Stups in die richtige Richtung benötigt, und nun, da sie diesen Stups zielgerichtet an der richtigen Körperstelle platziert hatte, an seinem Hintern, gab es auch für Laycham kein Halten mehr.
    Sie erstellten Pläne und verwarfen sie gleich wieder. Sie entwickelten Strategien, fanden Lösungen und sahen sich gleich darauf vor neue Probleme gestellt. Die Ortskenntnis des Prinzen war von unschätzbarem Wert, während sie, Zoe, vor Ideen nur so sprühte. In ihr war etwas erwacht. Vielleicht hatte es mit der Maske zu tun, vielleicht ging dieser Schub an Einfallsreichtum bloß mit dem Wunsch einher, der Priesterschaft ein Schnippchen zu schlagen und sie womöglich vor der Einwohnerschaft Dar Anuins bloßzustellen.
    »Du musst zurück in deine Räumlichkeiten«, sagte Laycham unvermittelt.
    »Woher weißt du das?« Zoe sah sich irritiert um. Hier gab es keine Uhren,

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