Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Du brauchst keine Betroffenheit zu heucheln.«
    »Ich heuchle nicht!«
    Der Prinz betrachtete sie aufmerksam. »Mag sein. Du bist ein Mensch. Ihr seid anders. In mancher Beziehung womöglich besser als wir Elfen.«
    Zoe nahm den vorherigen Gesprächsfaden wieder auf. »Maletorrex war also nicht in der Lage, dich töten zu lassen, ohne Blutschuld auf sich zu laden. Deiner Mutter gegenüber war er keineswegs zimperlich.«
    »So ist es. Für ihn war sie eine Fremde, die einen Bastard ausgetragen hatte. Dieser Bastard bedeutete große Gefahr für ihn, wenn er sich denn jemals öffentlich zeigte und sich die Bewohner Dar Anuins an die Zeit vor dem Auftauchen der Priesterschaft erinnerten.«
    »Also machte er dich für sich gefügig.« Zoe konnte und wollte es nicht glauben. »Er versorgt seinen eigenen Sohn mit Rauschgift und zwingt ihn in die Abhängigkeit. Was für eine Kreatur kann bloß auf derartige Gedanken kommen?«
    »Er ist zu noch viel schlimmeren Dingen fähig. Aber in diesem einen Fall irrst du. Er verfügt zwar über mich - aber er hat mich nicht süchtig gemacht.«
    »Was hat es dann mit dem Glas auf sich, das er dir zugesteckt hat als Belohnung dafür, dass du mich ihm ausgeliefert hast?«
    Wiederum benötigte Prinz Laycham geraume Zeit, bis er in der Lage war, eine Antwort zu formulieren. »Es handelt sich dabei um ein Heilmittel, das ich in regelmäßigen Abständen einnehmen muss. Andernfalls ...«
    »Ja?«
    »Andernfalls würde meine Krankheit weiter voranschreiten.« Laycham griff an seinen Hinterkopf. Mit ungelenken Fingern löste er den Verschluss, der seine Maske zusammenhielt, klappte das Gesichtsteil nach oben und blickte Zoe an. »Das da würde mit meinem gesamten Körper geschehen.«
    Sie sah auf ein ... Etwas, in dem die Sinnesorgane kaum mehr als solche erkennbar waren. Die Augen waren zu Schlitzen verkommen, von warzenartigen Gewächsen fast vollständig überwuchert. Rings um Mund und Nase befanden sich tiefe Rillen, die sich bei jedem Wort, das Laycham sprach, anspannten und die Haut schmerzhaft beanspruchten. Sie reichten tief ins Fleisch und waren trocken, während auf der Stirn offene und eitrig wirkende Wunden zu sehen waren.
    »Das hat Maletorrex aus mir gemacht«, flüsterte der Prinz. »Nur er verfügt über ein Heilmittel, das den Fleischbrand aufhalten kann. Wenn ich es nicht in regelmäßigen Abständen zu mir nehme, greifen die Veränderungen immer tiefer. Sie verändern mich und nicht nur meinen Körper. Sie würden mich zu Dingen zwingen, an die ich nicht einmal denken möchte.«
    Er stieß ein trockenes Geräusch aus. »Deswegen fühle ich mich den Verfluchten im Dorf näher als jedem anderen. In gewissem Sinne ... bin ich wie sie. Ich verfaule bei lebendigem Leibe. Dieses Schicksal widerfuhr auch dem Leibwächter damals, der nun der Wächter des Dorfes ist und am Rande lebt. Er ist der Einzige, der noch lebt, geschlagen mit dem Fleischbrand.«
    Zoe trat näher. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie meinte, Laycham müsse es hören. »Meine Arbeit hat mich vieles gelehrt«, sagte sie. »Unter anderem, dass Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt. Du bist gezeichnet - aber du bist nicht hässlich. Oder gar abstoßend.«
    Der Prinz zuckte zurück, als sie mit den Fingern über die tiefen Risse rings um den Mund fahren wollte. Er packte ihre Hand und schlug sie beiseite. »Ich vertrage Angst«, sagte er, »und ich verstehe Mitleid. Aber ich habe etwas gegen Wesen, die sich über mich lustig machen!«
    »Das hatte ich keinesfalls vor, Laycham. Ich versuche bloß zu erkennen, was sich hinter dieser Maske verbirgt, die du trägst.«
    »Ich habe meine Maske bereits abgenommen ...«
    »Ich spreche von jener, die du trägst, ohne dich ihrer bewusst zu sein. Von einer Maske, die du niemals ablegst, um dein wahres Ich so gut wie möglich zu verbergen.«
    Zoe nahm einen weiteren Anlauf. Sie legte die Finger ihrer Rechten auf das offene Fleisch in Laychams Gesicht. Sie spürte knorpelige Schwellungen und weiche, nachgiebige Substanz, die für ihre Betrachtung keinerlei Bedeutung hatten. Was sie sah, vielmehr spürte, war: Melancholie. Leiden. Kraft. Verzweiflung. Der Wunsch nach Flucht. Danach, eine andere Rolle ausfüllen und den Körper Prinz Laychams weit hinter sich lassen zu können.
    Er war mit seinen ungefähr 1,88 Metern sechs oder sieben Zentimeter größer als sie; ein Abstand, der ihr besser gefiel als der Lirlas oder der amazonenhaften Mannweiber. Die Augen, soweit

Weitere Kostenlose Bücher