Schattenlord 7 - Das blaue Mal
hatte, begann die Suche nach einer geeigneten Gesandten von Neuem.«
»Und deine Rolle in diesem bösen Spiel ist ...?«
»Ich bin verpflichtet, diese armen Frauen von einem ganz bestimmten Ort abzuholen und sie hierher zu bringen.«
»Warum tust du das?«
»Es muss so sein.« Laycham hob den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Er wirkte hilflos und trotzig zugleich.
»Du wirst von Maletorrex dazu gezwungen, nicht wahr? Er beliefert dich mit süchtig machenden Rauschgiften.«
»Es ist weitaus komplizierter, als du es dir vorstellen kannst ...«
»Erklär es mir!«
Laycham zögerte lange. »In jenem Dorf, in dem ich dich abgeholt habe, leben diejenigen, die sich einst gegen die Priesterschaft gestellt haben, überhaupt jeder, der unbequem geworden ist, und ... auch deine Vorgängerinnen werden dorthin gebracht. Auch die künftige Gesandte wird dorthin gebracht und von mir abgeholt. So sehe ich sie wieder - doch sie erkennen mich nicht mehr.«
Zoes Magen krampfte sich zusammen. »Willst du damit sagen, dass diese Verbannten mit einem Fluch belegt sind?«
»Sie haben eine furchtbare Strafe erhalten, wandeln zwischen Leben und Tod und reißen alle, die ihnen zu nahe kommen, mit in ihr Elend.«
»Zombies.« Zoe würgte. »Sie sind ansteckend wie bei uns.«
Laycham rang mit den Worten. »Die ersten Verbannten gehörten dem Umfeld meiner Mut ... der Ersten Gesandten an, zählten zu ihren engsten Beratern, zeigten sich mit dem Wirken der Priester nicht einverstanden oder wagten irgendwann einmal die offene Rebellion.«
»Das erklärt noch immer nicht, warum ausgerechnet du mit Maletorrex zusammenarbeitest. Er hat Shire getötet!«
»Er verwendet und demütigt mich. Er fügt mir Schmerzen zu, wo er nur kann.«
»Und du lässt es dir gefallen?«
»Wie ich bereits sagte: Es ist komplizierter, als du glaubst.«
»Du weichst aus, Prinz! Du bist ein elender Feigling! Sieh doch der Wahrheit ins Auge: Du hast dich kaufen lassen für irgendeinen Stoff, der dir schöne Träume schenkt, um dein erbärmliches Leben in diesem grässlichen Versteck im Inneren der Kraterwände vergessen zu können.«
Zoe fühlte grenzenlose Wut. Nicht so sehr auf Laycham, sondern auf sich selbst. Auch sie gehorchte Mechanismen, die sie nicht selbst bestimmen konnte. Im Grunde genommen unterschied sich ihr Schicksal kaum von dem des Prinzen.
»Ich kann Maletorrex nichts tun ...«
»Ich wiederhole es: Du bist ein Feigling!«
»... weil wir miteinander in ... in ... Verbindung stehen.«
»Du meinst: weil er dich in seiner Hand hält.«
»Du hörst nicht richtig zu, Gesandte. Uns verbindet etwas.«
»Und zwar?«
»Dasselbe Blut.«
Zoe schwieg. So lange, bis sie die Bedeutung dieser beiden Worte erfasst und ihre Schlüsse gezogen hatte. »Du meinst, er ist dein ...«
»Ja. Maletorrex ist mein Vater.«
Warum war sie bloß so blind und taub gewesen und hatte nicht auf die Nuancen in Laychams Erzählungen geachtet? Warum hatte sie ihn gezwungen, diese so schmerzhaften Worte laut auszusprechen?
»Ich dachte, dass Abelae ...«
»Abelae war der eine Mann meiner Mutter, wie es geschieht, wenn eine Elfenfrau wählt. Maletorrex hat ihn als einen der Ersten beseitigt. Das geschah einige Jahre vor meiner Geburt. Sie lebte weiter. Weil sie ungeheure Kraft besaß. Selbst dann, als sie von Maletorrex geschändet wurde, nahm sie das Kind an, mich, das Ergebnis einer brutalen Vergewaltigung, mit aller Hingabe und Liebe, derer eine Elfenfrau zu empfinden fähig ist. Sie hoffte, dass sie durch mich die Ordnung wiederherstellen konnte.«
Prinz Laycham kämpfte um seine Fassung. An der Unterkante seiner Maske sammelten sich Tropfen. Sie fielen zu Boden. »Shire hätte allen Grund gehabt, mich zu hassen. Doch sie tat es nicht. Sie beschützte mich und hinderte Maletorrex daran, mich umbringen zu lassen.«
»Hatte der Priester das denn vorgehabt? Er wollte sein eigen Fleisch und Blut umbringen?«
»Ja. Er fürchtete natürlich die Konsequenzen, sollte ich heranwachsen. Meine Geburt hat er nicht gewünscht, doch er konnte sie nicht verhindern und musste mich am Leben lassen. Meine Mutter drohte ihm mit der Blutschuld. Mein Tod hätte in Innistìr und speziell in Dar Anuin fatale Auswirkungen nach sich gezogen. So zumindest hat es Shire formuliert - und Maletorrex glaubte ihr.«
»Das alles tut mir schrecklich leid«, murmelte Zoe.
»Dies ist mein Leben.« Laycham gab sich schroff und abweisend. »Ich habe mich längst damit abgefunden.
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