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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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getötet.« Laycham zögerte. »Umso mehr hasste er meine Mutter. Er glaubte, die Gesandte über mich beeinflussen zu können - und musste feststellen, dass sie dieses Druckmittel rechtzeitig entschärft hatte.«
    Der Prinz sprach kühl und nüchtern. So als würde er von einem fremden Menschen reden und nicht von sich selbst, von seiner freudlosen Kindheit und dem Mord an seiner Mutter.
    »Du hattest wahrlich kein leichtes Leben«, sagte sie.
    »Aber ich habe Aussicht auf Besserung.« Prinz Laycham deutete auf seine Liste. »Machen wir uns wieder an die Arbeit. Es gibt noch viel zu tun und zu besprechen.«

18
     
    Die Flucht
     
    D ie Tage der Einkehr würden von Schlichtheit, Demut und Fasten geprägt sein; das Eröffnungszeremoniell hingegen war voll Prunk und Protz. Die Städter hatten sich allesamt in ihre teuersten und auffälligsten Kleider geworfen, die Priester trugen karmesinrote Roben, andere offizielle Würdenträger und die Angehörigen des Hochadels waren in glänzendes Weiß gekleidet.
    Aramie und eine andere Dienerin, deren Namen Zoe nicht behalten hatte, trugen ihre meterlange Schleppe. Lirla blieb stets an ihrer Seite, ebenso Extevirra und der Zeremonienmeister Baran, während Epimos vor ihr herging und eine riesige Bronzeschüssel trug, die gewiss mehrere Zentner wog. Der Wächter mit dem Kindsgesicht zeigte keinerlei Anstrengung, während er das Gefäß in die dafür vorgesehene Halterung wuchtete, draußen, auf dem Vorplatz des Weißen Hauses.
    »Hört die Gesandte!«, rief Maletorrex, der links von ihr auf einem thronähnlichen Möbel saß. »Gehorcht ihren Ratschlägen, folgt ihrem Wunsch, den Göttern zu Diensten zu sein und sie mit aller Leidenschaft zu lieben!«
    Der Hohepriester hob mit klarer Stimme zu einem Singsang an, der die Bewohner Dar Anuins rasch in den Bann zog. Auch Zoe konnte fühlen, dass Maletorrex in ihr etwas rührte. Doch sie durfte sich keinesfalls beeinflussen lassen, nicht jetzt! In Laychams und ihrem Plan kam es auf größtmögliche Präzision an. Der geringste Fehler, die kleinste Ablenkung würde ihrer beider Untergang nach sich ziehen.
    Oh nein - sie beide würden nicht sterben, sollte der Plan misslingen. Dafür kannte der Hohepriester viel zu wenig Erbarmen. Sie würden leiden und sterben und von den Toten auferstehen und weiterleiden. Wer Zombies erschaffen konnte, hatte damit kein Problem.
    Zoe tastete nach dem Sitz der Maske. Städter, die ihre Bewegung bemerkten, wirkten irritiert. Sie begannen zu tuscheln und sich gegenseitig auf das ungewöhnliche Verhalten der Gesandten aufmerksam zu machen.
    Gut so. Je unruhiger das Publikum war, desto leichter würde die Flucht gelingen.
    Extevirra stieß sie unauffällig in die Seite und bedeutete ihr, zur Bronzeschüssel vorzutreten. Es war an der Zeit, dass sie die vorgesehenen zeremoniellen Segnungen der Stadt Dar Anuin begann, die dazu passenden Gesten machte und einige verdiente Bürger zu sich bat, um mit ihnen kurze spirituelle Gespräche zu führen. So wollte es das Protokoll, so erwarteten es die Städter.
    Zoe starrte in den Himmel. Sie vermeinte, auf einem der Seile, die kreuz und quer zwischen den Kartausen gespannt waren, eine Gestalt wahrzunehmen. Doch sie mochte sich irren. Sie wusste nur zu gut, dass nicht alles, was von hier aus zu erkennen war, auch der Wahrheit entsprach.
    Doch es fühlte sich gut an zu glauben, dass ihr Plan aufging. Dass Laycham bereits auf dem Weg zu Maletorrex’ Kartause war, um dessen Vorräte jenes Heilmittels zu stehlen, das die Ausbreitung des Fleischbrands verhindern würde.
    Zoe begann zu sprechen. Sie vollführte exakt jene Bewegungen, die man von ihr erwartete, mit jener Selbstverständlichkeit, die einstmals eine Frau namens Shire an den Tag gelegt hatte.
    Lirla, die ein schmückendes Tuch vor den Mund gelegt hatte, wirkte zufrieden. Auch Extevirra ließ erkennen, dass Zoe ihre Arbeit gut machte, während sich Maletorrex zu keiner Gefühlsregung hinreißen ließ.
    Mehr als tausend Städter waren nun versammelt. Viele von ihnen wirkten müde und verhärmt. Umso mehr hingen sie an ihren Lippen. Sie erhofften sich Kraft von ihr, der Gesandten. Kraft, die ihnen die Bruderschaft gestohlen hatte.
    Zoe sah die Zeichen. Ihre Verbündeten gingen in Position. Manche langsam und schleichend, andere voll Selbstvertrauen und ungeduldig. Sie wollten sich unter die Elfen werfen und ihren Trieben nachgeben.
    Hatte Laycham die Schaben, Eulen, Grogs und einige andere Tiergruppen denn

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