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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Grübchen erschienen um ihre Mundwinkel. »Wir werden einige Zeit benötigen, um dich wieder auf Vordermann zu bringen.« Sie ließ zwei Finger wie prüfend über Zoes Wangen gleiten. »Deine Haut ist in einem schrecklichen Zustand. Aufgeraut von Wind und Sand. Ausgetrocknet. Ich fühle Schmutzpartikel, die tief in deiner Epidermis sitzen. Mitesser. Du meine Güte - was hat man dir bloß angetan ...«
    Wem sagst du das!, hätte Zoe am liebsten laut geseufzt - doch sie verkniff es sich. Lirla mochte sich in diesen Augenblicken freundlich und hilfsbereit geben. Doch sie durfte ihr nicht vertrauen. Diese Frau war gefährlich.
    »Wir beginnen mit einem Dampfbad, um die Poren zu öffnen und dir Gelegenheit zu geben, dich zu entspannen. Dann Hand- und Fußpflege. Eine leichte Mahlzeit, viel Gemüse und viel Obst. Massagen. Ätherische Öle. Ein weiteres Bad, im Schlamm, um die Korkensauger ihre Arbeit verrichten zu lassen ...«
    »Korkensauger?«, unterbrach Zoe ihr Gegenüber neugierig.
    »Kleine Tierchen, die deine Hautunreinheiten bearbeiten und dafür sorgen, dass dein Teint wieder seidig weich wird.«
    Zoes Knie zitterten, sie wähnte sich im Paradies. Wenn Lirla Wort hielt, würde man ihr all jenen Luxus bieten, den sie so lange schon vermisste.
    Sie konnte die Distanz zu der groß gewachsenen Frau nicht mehr länger aufrechterhalten. Was sie versprach, war zu schön und zu verlockend. Und mochte nach diesem Tag das ewige Fegefeuer auf sie warten - sie würde dem Teufel erhobenen Hauptes und gut riechend entgegentreten.
    »Möchtest du meine beste Freundin sein?«, fragte Zoe und umarmte Lirla, so fest sie nur konnte.

    Über einen schmalen Weg ging es entlang des Kraterrands an Häusern vorbei, deren Bewohner sich nicht blicken ließen. Die Gebäude versperrten die Aussicht zum Zentrum Dar Anuins, während sich rechter Hand kleine Parks, Erholungsstätten, Badetümpel und Wiesenflächen im Schatten der Felswand aneinanderreihten. Überall begegneten ihr Vögel. Sie tschilpten und tirilierten, sie flogen aufgeregt von Ast zu Ast. Sie begleiteten Zoe und setzten sich ab und an auf ihre Schultern, um sich vertrauensvoll gegen ihren Hals zu schmiegen. Lirla hingegen mieden sie.
    »Wie weit ist es noch?« Eine Amsel mit knallrotem Brustkleid flatterte erschrocken hoch, als Zoe zu sprechen begann.
    »Hab noch ein klein wenig Geduld. Wir müssen eine Kleinigkeit erledigen, bevor wir den Palast betreten dürfen.«
    »Eine Kleinigkeit?« Zoe mochte erschöpft und freudetrunken sein ob des Luxus, der sie erwartete. Doch ihre bisherigen Erlebnisse in Innistìr hatten sie gelehrt, misstrauisch zu bleiben.
    »Keine Angst. Es handelt sich um einen alten Brauch, den wir achten müssen, um das Volk Dar Anuins zufriedenzustellen .«
    Lirla deutete nach vorne. Sie näherten sich einer Kreuzung. Wege aus allen vier Himmelsrichtungen trafen hier aufeinander. Einer kam aus einem Loch im Fels, der gegenüberliegende führte wohl tiefer in die Stadt hinein. Endlich würde sie einen Blick auf Dar Anuin werfen können ...
    Zoe wurde ein weiteres Mal enttäuscht. Ein übermannsgroßes Holzgatter versperrte den Zutritt zum und die Aussicht auf den Pfad, der an zwei eng beieinanderstehenden Häusern vorbei in die Stadt führen musste.
    »Hierher, Herrin!«, bat Lirla. Die Blondine stand vor einer riesenhaften Voliere, deren Metallgestänge gedreht und kunstvoll bearbeitet worden war. Es bestand aus von Grünspan befallenem Kupfer, die geschraubten Boden- und Wandverankerungen aus massivem Eisen.
    Zoe trat zu ihrer Begleiterin. Sie blickte durch die Gitterstäbe ins Innere des Freigeheges. Im schummrigen Licht sah sie mehrere unterarmgroße Vögel mit dichtem und um den Leib geschlungenem Gefieder. Sie saßen auf breiten Ästen und dösten friedlich vor sich hin. »Eulen«, sagte Zoe leise. »Beeindruckende Tiere.«
    »Schön, dass du das so siehst. Um der Wahrheit die Ehre zu geben - sie können ganz schön biestig sein.« Lirla seufzte. »Aber es nützt nichts - du musst dir eines dieser Tiere aussuchen.«
    »Wie bitte?!«
    »Es wird von der Herrin Dar Anuins erwartet, dass sie einen Vogel hat.« Die Blondine kicherte, wohl wegen der Doppeldeutigkeit ihrer Worte. »Ich habe keine Ahnung, warum. Akzeptiere es einfach.«
    »Du stammst selbst nicht von hier?«
    »Ich wurde woanders geboren, lebe aber schon seit einer halben Ewigkeit im Palast Kariëm.« Lirla setzte an, als wollte sie weitersprechen, nahm sich dann aber zurück und wechselte das

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