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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Ast ab, ohne sich um das erstaunte »Schuhu?« des Tiers zu kümmern, trat zwei Schritte zurück, packte den schwarzen Teufel mit dem gebrochenen Flügel am Leib und zog ihn mit sich, so rasch sie konnte, hinaus ins Freie, vorbei an der verdutzt dreinblickenden Lirla, und warf die Tür zurück ins Schloss.
    Der Teufel hackte mit dem Schnabel nach ihr, fauchte und geiferte sie an, schlug mit dem gesunden Flügel, schrie seinen Zorn weit hinaus. Bereits jetzt bereute Zoe ihre impulsive Entscheidung. Doch es gab kein Zurück mehr. Teufel. Ein passender Name.
    Die Eule beruhigte sich nach einer Weile. So als würde sie Zoes Entscheidung wütend akzeptieren - und auf den geeigneten Moment warten, um ihr zu zeigen, was sie davon hielt.
    »Du bist verrückter, als ich mir gedacht hatte«, sagte Lirla mit zusammengekniffenen Augen. »Dir wird kein langes Leben in Dar Anuin beschieden sein, das kann ich dir jetzt schon sagen.«

    Die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Sie folgten weiterhin dem sich um die Häuser und Felsen schlängelnden Weg, bis dieser völlig unvermittelt einer breiten Prunkstraße Platz machte, deren Pflaster einen stumpf-goldenen Glanz besaß. Die Gebäude zu Zoes Linken wichen zurück - und mit einem Mal konnte sie Dar Anuin in all seiner Pracht überblicken.
    Sie sah in den Abgrund eines Kraters, mindestens hundertfünfzig Meter tief. Häuser waren gegen die steil abfallende Innenseite gepfropft, an Felsvorsprünge, von mächtigen Tauen und Metallgittern gehalten, deren Halterungen wiederum in das Gestein gehauen worden waren. Viele von ihnen kragten weit über. Die Grundflächen mancher waren schief, und Zoe fragte sich, wie es sich unter derartigen Verhältnissen lebte.
    Straßen liefen in konzentrischen Kreisen um das Rund des Kraters. Verbindungen zu den Ebenen darunter oder darüber existierten in Form von schmalen Treppen oder Trampelpfaden, die ohne die Hilfe eiserner Führstangen oder geknüpfter Taue nicht zu bezwingen waren.
    Teufel meldete sich erstmals wieder zu Wort, seitdem Zoe ihn aus der Voliere genommen hatte. Er krächzte, wollte beide Flügel ausbreiten und sich in die Luft erheben; doch die gebrochenen Knochen ließen ihn dieses Vorhaben gleich wieder aufgeben. Das Model lächelte zufrieden. Du hast Schmerzen. Gut so!
    »Beeindruckend, nicht wahr?« Lirla trat neben sie.
    »Ja.« Zoe rückte einen Schritt ab. Die Gegenwart der großen Frau verwirrte sie einmal mehr auf einer unterschwelligen sexuellen Ebene und ließ die Wut, die sie ihr gegenüber eigentlich empfinden sollte, rasch dahinschmelzen.
    »Dar Anuin ist eine Stadt des Wagemuts«, fuhr Lirla fort. »Ein architektonisches Meisterwerk. Anfänglich von visionären und kühnen Baumeistern errichtet.« Sie deutete auf die Zeile jener Bauwerke, die sie entlanggewandert waren. »Die Besiedlung von Dar Anuin erfolgte von unten nach oben. Spätere Zuzügler errichteten den nächsthöheren Kreisbezirk und ließen sich dort nieder. Elfen aus allen Teilen Innistìrs suchten und fanden hier das Besondere. Ein Utopia, das die Ewigkeiten überdauern würde.« Lirla flüsterte nun. »Du musst wissen, dass der Vulkan Mateysköll, in dessen Innerem wir uns befinden, der Sage nach eine der Geburtsstätten dieses Landes ist.«
    »Es existieren allem Anschein nach sehr viele Geschichten und Sagen über Innistìr.«
    »Immerhin ist dies das Land der Elfen, und Elfen sind immer für eine gute Geschichte zu haben.« Lirla seufzte. »Ältere von ihnen, die noch nicht versteinert, verholzt oder der Verlangsamung ihrer Existenz zum Opfer gefallen sind, könnten uns womöglich sagen, wie das alles ringsum wirklich entstanden ist. Aber sie haben kein Interesse daran. Sie lieben die Verschleierung. Der Schein ist ihnen viel wichtiger als das Sein.«
    Woher kam diese plötzliche Offenheit der Syndicatin? Meinte sie etwa, Zoes Vertrauen gewinnen zu können? Lirlas Absichten blieben undurchschaubar, und Zoe tat gut daran, ihren Worten genauso wenig zu vertrauen wie denen jedes anderen Geschöpfs in dieser Stadt.
    »In den oberen Kreisbezirken leben also die Neuankömmlinge?«, fragte sie.
    »Was man halt so Neuankömmlinge nennt. Es ist gewiss mehrere hundert Jahre her, dass der Kreis nahe dem Palast mit Häusern aufgefüllt und ein Baustopp veranlasst wurde.«
    »Gibt es soziale Unterschiede? Sind die Bürger der unteren Kreise besser gestellt als jene der oberen?«
    »Nein. Allerdings war es der Hochadel der Elfen, der Dar Anuin

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