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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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gehobenen Arme vorbeizukommen und ihr die Augen auszukratzen. Die Rieseneule wehrte sich gleichzeitig gegen die nachdrängenden Artgenossen, als betrachtete sie es als ihre alleinige Pflicht, Zoe zur Strecke zu bringen.
    Sie bekam das Tier an einem Flügel zu fassen und zog heftig daran. Irgendetwas brach, die Eule stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus. Doch sie ließ in ihren Bemühungen nicht nach, ganz im Gegenteil! Noch wilder, noch ungestümer wurden ihre Bewegungen. Die weit aufgerissenen Augen glänzten wie poliert. Das Blut, das an einem Flügelgelenk des Tiers austrat, verursachte mit jedem Schlag des Gefieders einen feinen Sprühregen, der in Zoes Gesicht landete.
    Sie stolperte. Rutschte auf einem Kothaufen aus, verlor das Gleichgewicht. Wollte sich an einem toten Ast festhalten. Doch der brach, und unsanft stürzte sie zu Boden, mit dem Po voran.
    Der Fall würde mehr als bloß blaue Flecken zur Folge haben. Der Schmerz im Steiß war grässlich. Er versetzte ihr Stiche, und für einige Sekunden sah sie bloß Sterne vor den Augen. Dann war sie wieder klar. Dann musste sie wieder klar sein angesichts ihrer Angreifer, die nicht von ihr ablassen wollten.
    »Lirla«, schrie Zoe verzweifelt, »ich bitte dich, hilf mir!«
    Keine Antwort. Die Syndicatin machte keinerlei Anstalten, in das Geschehen einzugreifen.
    Eine kleine Eule mit ungewöhnlich langem Schnabel mischte sich ins Gemenge ihrer Artgenossen. Sie verschaffte sich auf eine Art Respekt, die Zoe nicht verstand. Ihr Flügelschlag war energisch, und er stellte womöglich eine Art Sprache dar, mit der sie sich verständigte.
    Der Vogel wandte sich gegen die anderen Tiere! Er nahm für sie Partei!
    Die Angreifer wichen zurück. Langsam, aber doch. Einige am Rande des Geschehens kehrten an ihre Plätze zurück, andere landeten auf dem Boden und bildeten eine stumme Front gegen Zoe. Nur die bösartigsten und aggressivsten Vögel versuchten weiterhin, an der kleinen Eule vorbeizugelangen und weitere Angriffe auf Zoe zu lancieren. Doch ihre Beschützerin ließ sich nicht beirren. Die Flügel der Kleinen bewegten sich mit einer unaufdringlichen Bestimmtheit, die ihren Artgenossen deutlich machte, wer das Sagen hatte. Selbst der schwarze Riese sah allmählich ein, dass er hier nichts mehr zu bestellen hatte. Er drehte seinen Kopf weit nach links und weit nach rechts, riss den Schnabel zu einem letzten wütenden Schrei auf und flatterte dann hoch, zur Spitze eines Baumes, um sich dort niederzulassen und zu lauern, um abzuwarten, ob sich für ihn eine weitere Chance auf einen Angriff ergab. Dunkles Blut tropfte an seinem Leib herab zu Boden, ohne dass sich die Eule darum scherte.
    Es wurde ruhig. Da und dort gurrte eines der Tiere, bevor es in eine totenähnliche Starre versank und wie in der Zeit eingefroren dasaß.
    Zoe kam vorsichtig auf die Beine. Sie vermied es, an sich hinabzublicken. Überall waren Kratzer und Wunden. Noch spürte sie nicht allzu viel Schmerz, nur ihr Po drohte einzuschlafen. Doch das würde sich ändern, sobald ihr bewusst wurde, was ihr eben widerfahren war.
    Die kleine Eule, ihr Lebensretter, stellte das anmutige Flattern ein. Sachte landete sie auf Zoes abgewinkeltem Oberarm. Ihre Krallen waren kaum zu spüren. Sie schloss die Augen, schob den Kopf weit ins Gefieder und gab einen Ton von sich, der dem Schnurren einer Katze ähnelte.
    »Du hast es also geschafft«, hörte Zoe Lirlas Stimme, die keinerlei Verwunderung oder Enttäuschung durchklingen ließ.
    »Ja«, sagte sie so ruhig wie möglich.
    »Dann hast du deine Wahl getroffen?«
    Hatte sie das? Zoe wandte sich ihrer kleinen Lebensretterin zu. Sie strahlte Wärme aus. Zuneigung. Liebe. Sie wirkte putzig und flauschig und beruhigend zugleich. Wie ein Stofftier, das man mit ins Bett nahm, wenn man keinen Mann zum Wärmen neben sich liegen hatte.
    Lirla öffnete die Tür. »Du bist frei, die Voliere zu verlassen. Deine erste Aufgabe ist erfüllt.«
    »Wunderbar.« Zoe tat einige vorsichtige Schritte. Sie wich wiederum den Kothaufen aus, obwohl es sinnlos war. Ihr Körper war über und über mit dem weißen, ätzenden Zeug bedeckt.
    Auf halbem Weg hielt sie inne. Eine seltsame, eine womöglich verrückte Idee überkam sie. Nun - sie war schon immer eine Frau der schnellen Entschlüsse gewesen. Und ebendiese Spontaneität hatte sie zu einer höchst begehrten Frau in dieser verrückten Branche gemacht, in der sie ihren Unterhalt verdiente.
    Sachte setzte sie die kleine Eule an einem

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