Schattenmacht
Ende.«
»Nun… Anfang und Ende wären dasselbe. Es wäre so wie bei einer Uhr. Die meisten Uhren sind rund, und wenn der Zeiger Mitternacht erreicht, ist ein Tag beendet, aber im gleichen Augenblick beginnt ein neuer. Anders ausgedrückt existieren Anfang und Ende des Tages für den Bruchteil einer Sekunde im selben Moment.
So ist es auch mit uns. Der Anfang und das Ende. Sie haben sich in der Mitte getroffen, und das ist genau der Moment, in dem wir geboren wurden.«
Er schüttelte den Kopf und schien sich über sich selbst zu ärgern.
»So wird das nichts«, sagte er. »Lass mich noch mal anfangen.«
Er überlegte kurz, dann fuhr er fort.
»Gestern haben vier Jungen und ein Mädchen einen langen Krieg gegen die Alten beendet.«
»Das waren wir.«
»Stimmt. Wir haben sie besiegt und in eine andere Dimension gejagt. Und für die Menschheit ist gewissermaßen jetzt Mitternacht, und es beginnt ein neuer Tag. Wir haben die Alten hinter einem Tor ausgesperrt, und im Augenblick sieht es so aus, als würden sie nie zurückkehren können.«
»Und was passiert als Nächstes?«
»Die Welt wird sich verändern. Es ist nicht mehr viel von ihr übrig, Jamie, denn sie ist fast vollständig ausgerottet. Es gibt nur noch ein paar Tausend Menschen, die auf dem ganzen Planeten verstreut sind, aber was hier passiert ist – die Schlacht und wir fünf –, wird bald vergessen sein. Und im Laufe der Zeit wird sich die Welt verändern. Das Eis im Norden schmilzt allmählich, und es werden sich neue Kontinente bilden. Es wird eine dunkle Epoche geben, in der die Menschheit wieder zu Atem kommen kann. Aber irgendwann wird das Rad der Zeit wieder anfangen, sich zu drehen. Neue Städte werden entstehen und neue Kulturen aufblühen. Es wird alles von vorn beginnen.
Und dann, eines fernen Tages, werden du und dein Bruder geboren. In zehntausend Jahren! Eure Welt wird ganz anders aussehen als unsere, und auch falls einige Ortsnamen die Jahrhunderte überdauert haben sollten, werden nur sehr wenige wissen, was sie einst bedeutet haben. Die Alten. Die Fünf. Der Bau des ersten Tores.
Du wirst glauben, dass du an einem sicheren und bequemen Ort lebst, aber ich fürchte, da irrst du dich. Weil das Ganze von vorn beginnt. Die Alten werden irgendwie aus dem Gefängnis ausbrechen, in das wir sie geschickt haben, und was dann passiert, wird dasselbe sein, was wir hier erlebt haben. Ihre Macht wird wachsen, und sie werden beenden, was sie begonnen haben.«
»Die Welt zu zerstören«, sagte Jamie.
»Ja.«
» Nightrise. Sie sind ein Teil davon.«
»Die Alten bleiben im Verborgenen, solange es geht. Ich habe von einer Krankheit gesprochen, die sich in deinem Körper ausbreitet und ihn langsam zerstört. Genauso gehen die Alten vor. Sie suchen sich Menschen, die gierig oder voller Hass sind, und geben ihnen Macht. Diese Leute glauben, dass sie dabei reich werden. Sie bilden sich ein, dass sie mit allem belohnt werden, was sie sich wünschen. Natürlich merken sie erst zum Schluss, dass die Alten sie belogen haben und dass ihr Schicksal längst besiegelt ist. Es wird keine Überlebenden geben.
Was in deiner Welt passiert, ist also genau dasselbe, was meine Welt durchgemacht hat. Gestern hat es hier geendet, aber bei dir fängt es gerade an. Die Alten werden mächtiger werden. Die Welt wird in Stücke gerissen. Und du wirst dich ihnen ein zweites Mal entgegenstellen müssen.«
»Ich allein?«
»Nein, Jamie. Auch in deiner Welt gibt es vier Jungen und ein Mädchen, die zusammenkommen müssen. Fünf Torhüter. Es gibt dort einen Matt, einen Inti und eine Scar, genau wie hier.«
»Sind wir dieselben oder andere?«
»Wir sind dieselben, aber wir leben in einer anderen Zeit.«
»Das kapier ich nicht!«
Matt seufzte. »Versuch es am besten gar nicht, es ist zu kompliziert. Halt dich lieber nur daran, wie es funktioniert. Darauf kommt es an.
Fünf Torhüter in der Vergangenheit. Dieselben Fünf, wiedergeboren, kämpfen in der Zukunft. Und manchmal treffen wir uns…«
»In der Traumwelt.«
»Genau. Und die übrige Zeit sind wir voneinander getrennt.«
»Und wie bin ich hierhergekommen? Was mache ich hier überhaupt?« Jamie verstand nicht alles, was Matt sagte, doch er hatte begriffen, dass er irgendwie von einer Welt in die andere gesprungen war und dass er nicht in diese Welt gehörte.
»Das ist etwas, das die Alten nie verstanden haben«, antwortete Matt. »Ich kann es dir erklären, aber sie haben es nie gemerkt, und deshalb war ich
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