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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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haben sich viel Zeit gelassen, uns zu vernichten.
    Du hast schon einen kleinen Teil von dem gesehen, was sie angerichtet haben. Scathack Hill und die Stadt der Kanäle. Sie haben alles zerstört, was hübsch oder auch nur ansatzweise nützlich war – Häuser und Tempel, Gärten und Terrassen, Dörfer und Städte. Jeder, der sich ihnen in den Weg gestellt hat, wurde entweder getötet oder versklavt. Aber das war ihnen nicht genug. Du hast keine Ahnung, wie mächtig sie waren. Sie haben es geschafft, die Atmosphäre des gesamten Planeten zu verändern. Sie haben die Wälder gerodet und alle Tiere getötet, die einst in ihnen lebten. Sie haben die Flüsse vergiftet und sogar das Meer, und schließlich war es fast unmöglich, Trinkwasser zu finden. Die Sonne und die Sterne konnten sie nicht zerstören, aber sie haben sie hinter dichten Wolken verborgen, damit sie nie wieder jemand sieht.
    All dies begann schon, bevor ich geboren wurde, und das ist der Grund, warum Scar und ich und all die anderen es nicht anders kennen. Ich bin vierzehn Jahre alt… glaube ich. Wahrscheinlich bin ich genauso alt wie du. Ich vermute sogar, dass wir fünf alle im selben Moment geboren wurden. Keiner von uns kennt seine Eltern. Und wir sind alle etwas Besonderes. Wir haben Kräfte…«
    Jamie nickte. Er hatte gesehen, wie Matt die Feinde mit einer einzigen Handbewegung abgewehrt hatte. Er und Flint konnten die Gedanken des anderen lesen. Inti war ein Heiler. Und Scar? Wenn sie auch über eine besondere Kraft verfügte, hatte sie sie jedenfalls nicht gezeigt. Jamie wollte Matt danach fragen, aber der sprach schon weiter.
    »Wir wurden in die Welt hinausgeschickt, um den Kampf gegen die Alten anzuführen. Aber wir mussten schnell feststellen, dass wir nicht stark genug waren; jedenfalls nicht einzeln. Es ist, wie ich schon gestern Abend sagte: Wir mussten zusammenkommen. Wir mussten einander finden und dann… nun, das hast du ja gesehen. Wir brauchten uns nur zu finden.
    Aber das war nicht so einfach, wie es sich anhört. Wir haben in verschiedenen Ländern gelebt, und du darfst nicht vergessen, dass das Leben schon bei unserer Geburt grauenvoll und gefährlich war. Scar musste im Bergwerk arbeiten. Inti hat mir gestern erzählt, wie seine Leute ihn in den Bergen versteckt haben. Denn das kam noch dazu: Die Alten wussten von uns und haben von Anfang an nach uns gesucht. Sie wollten mich unzählige Male töten. Ich war ein Jahr lang ihr Gefangener. Aber das ist eine andere Geschichte… vielleicht erzähle ich sie dir irgendwann.
    Wir haben einander durch unsere Träume gefunden, und jetzt wird es ein wenig kompliziert, Jamie. Ich habe von den zwei Welten gesprochen – der Vergangenheit und der Zukunft –, aber es gibt noch eine Art dritter Welt, die beide verbindet wie ein Tunnel. Dort gibt es ein Meer und eine Insel…«
    »Das kenne ich!«, rief Jamie aus.
    »Ja, sie existiert in deiner und meiner Zeit.«
    »Ich habe dich in einem Boot aus Binsen gesehen. Ich glaube, Inti war bei dir.«
    »Und ich habe dich gesehen.«
    »Erzähl mir von der Traumwelt.«
    »Es gibt dort eine Wildnis, in der eine Frau lebt. Und auch eine Bücherei. Vielleicht findest du sie eines Tages. Aber davon will ich jetzt nicht reden. Wichtiger ist es für dich zu wissen, dass diese Traumwelt für uns fünf geschaffen wurde. Dort können wir uns treffen und miteinander reden – und es spielt keine Rolle, ob wir dieselbe Sprache sprechen. Manchmal ist es dort sehr unheimlich, doch die Träume helfen uns, das darfst du nie vergessen.
    Und jetzt werde ich versuchen, dir zu erklären, wie du hierhergekommen bist und warum du nicht bleiben kannst. Das ist der schwierigste Teil, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es hinbekomme – aber ich werde mein Bestes tun.«
    Matt atmete tief durch. Außer ihnen war noch niemand wach. Das Wasser rauschte vorbei und funkelte im Licht des frühen Morgens.
    »Ich habe über die Vergangenheit und die Zukunft gesprochen«, begann er. »Und wenn wir an die Zeit denken, stellen wir uns gewöhnlich eine gerade Linie vor. Eine Woche besteht aus sieben aufeinanderfolgenden Tagen. Ein Jahrhundert ist eine lange Reihe von Jahren… hundert Jahren. Auch dein Leben scheint nur in eine Richtung zu laufen. Du wirst geboren, wirst erwachsen, wirst alt und stirbst.
    Aber nun stell dir vor, Zeit wäre nicht so. Stell sie dir als Kreis vor, und überleg, was das bedeuten würde.«
    »Es gäbe keinen Anfang«, sagte Jamie. »Und kein

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