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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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unzählige Befehle und Kombinationen einzutippen. Glasige Augen starrten auf neue Fenster, die sich schneller öffneten, als Martin zuschauen konnte. Die Logos der CIA, des BKA und anderer Organisationen huschten vorbei. Auf mehreren Monitoren verteilt erschienen sämtliche Dokumente von Ralf Wiesnowky vor seinen Augen, seine Geburtsurkunde, seine aktuelle Meldebescheinigung in Hamburg, sein Versicherungsnachweis bei der Barmer Ersatzkasse, sein polizeiliches Führungszeugnis und zu guter Letzt sein Kontoauszug bei der Hamburger Sparkasse. Ein Saldo von 2.322,11 Euro. Auf Jeromes Stirn erschienen die ersten Schweißperlen. Er war hochkonzentriert.
    »Jetzt fängt das Spielchen an. Auf die Plätze, fertig, los. Die arme Kirchenmaus wird für einen Augenblick mehr Geld zu haben glauben, als er es jemals in seinem Leben besitzen wird, denn leider ist er ein Loser und wird es auch bleiben.« Jerome führte eine imaginäre Überweisung aus und fügte Ralfs Konto siebzigtausend Euro hinzu.
    »Was du hier siehst, Martin, ist nicht echt. Es ist nicht real. Die Kohle auf dem Konto gibt es nicht wirklich. Ich überweise ihm gerade Geld von einem Konto, das nicht existiert. Das sind nur Zahlen, die du siehst, nicht wirklich real vorhandenes Geld. Jetzt, Achtung.«
    Eine weitere Kamera hinter dem Sachbearbeiter zeigte das Bild von Ralf, der einen Schritt auf den Schalter zutrat. Die Nervosität war ihm deutlich anzumerken.
    »Hast du auch Ton?«, fragte Martin.
    »Ich? Das ist die Kamera der Bank, die haben meistens keinen Ton. Ist auch nicht nötig. Ich lese von den Lippen ab. Hab mal ein paar Kurse in Gebärdensprache belegt. Ist ziemlich hilfreich, um herauszufinden, was Politiker wirklich sagen, wenn sie den Mund bewegen. Meistens reden sie dummes Zeug, irgendwelche hohlen Floskeln oder sie lügen. Häufig kommt es auf dasselbe heraus.« Jerome deutete mit dem Finger auf die Szene in der Bank. »Okay, er fragt den Bankfuzzi, ob er dreihundert Euro abheben kann. Der Dicke gibt die Kontonummer von Ralf ein und seine Kinnlade fällt runter. Diesen Moment finde ich immer am geilsten. Der Banker ist total baff, sieht, dass ein Haufen Geld von irgendwoher eingezahlt wurde, und wird sofort neidisch. Fragt sich, woher dieser Haufen Scheiße ihm gegenüber an so viel Geld kommt, aber er hat keine Handhabe, es zu ändern. Er findet einen Namen auf der Überweisung, sieht gleich mal nach, ob der Überweisende zufällig Kunde bei derselben Bank ist, und dann zieht er einen Flunsch. Gleich danach läuft bei dem Banktypen ein festinstalliertes Programm in seiner hirnwäschegeplagten Birne ab. Geld, das nicht angelegt ist, ist kein gutes Geld. Er hat nun die Aufgabe, den Kunden an einen anderen Mitarbeiter der Bank weiterzuempfehlen oder ihm wenigstens eine Anlage schmackhaft zu machen. Er geht natürlich davon aus, dass Ralf weiß, dass dort so viel Geld auf seinem Konto liegt, doch unser Ralfi ist immer noch ahnungslos. Leider kann ich nur die Lippen von ihm lesen und nur erahnen, was der Dicke hinter dem Panzerglas ihm erzählt. Er fragt ihn, ob er schon mal daran gedacht hat, ein Depot bei der Sparkasse einzurichten. Ein krisensicherer Fonds, ausschließlich mit seriösen Value Papieren bestückt.
    Ralf fängt an zu stammeln. Dass er sich keinen Fonds leisten kann, er fragt sich, ob der Typ ihn verarschen will. Nur Miese auf dem Konto, was soll er da mit einem Fonds?« Jerome rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl nach vorn. »So, jetzt achte drauf. Ralf stutzt. Er fragt, mit welchem Betrag er denn in so einen Fonds einsteigen soll. Ab jetzt kann ich wieder nur raten. Schätze, er empfiehlt ihm sechzigtausend für den Fonds. So, und jetzt das Gesicht von Ralf. Mann, ist das geil. Ich liebe diesen Ausdruck im Gesicht, wenn jemand meint, er sei unverdient zu Geld gekommen. Fast so wie du vorgestern, als du die Millionen gesehen hast.«
    Jerome hielt sich die Hand vor den Mund. »Autsch. Wieder mal verplappert.«
    »Du hast mich schon wieder beobachtet?«
    »Ich konnte nicht anders. Ich musste einfach dein Gesicht sehen. Du musst unbedingt die Web cam von Catherine zukleben.« Jerome kicherte.
    Martin schüttelte den Kopf.
    »Scheiße!«, entfuhr es ihm.
    »Okay, zurück zu Ralf. Er lässt sich die Kohle auszahlen, hat fünfhundert statt dreihundert genommen, aber er traut dem Braten nicht. Er geht zum Kontoauszugdrucker und siehe da: Sein Saldo ist nun -2.822,11 in den Miesen. Er rennt damit zum Bankschalter, schiebt die nächste Kundin an

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