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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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mehr?«
    »Doch, ich liebe dich, aber du liebst mich nicht genug. Du nimmst keine Rücksicht auf meine Ängste. Du nimmst mich nicht ernst.«
    »Doch, das tue ich«, widersprach er. »Ich habe mich wegen dir nach Salzhausen versetzen lassen.«
    »Du hast dich nach Salzhausen versetzen lassen, weil du mit Klaus Schöller nicht klarkamst. Deshalb. Und jetzt lass mich bitte allein. Ich bin sehr müde. Komm morgen wieder, ja?«
    Martin gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange und wusste nicht, was er denken sollte. Meinte sie das wirklich ernst oder litt sie unter den Folgen des Sturzes, wo man solch verrückte Sachen eben denkt? Ihn verlassen? Nein, das konnte sie nicht ernst meinen, das durfte sie nicht ernst meinen.
    Martin verließ die Station, schlich aus dem Krankenhaus und setzte sich in sein Auto. Er hatte zu wenig geschlafen, roch nach Schweiß, Stress und Kummer und fühlte sich ausgehöhlt wie ein Kürbis an Halloween.
    Er beschloss, zunächst nach Hause zu fahren. Auf dem Weg dorthin rief er in Salzhausen an und meldete sich für diesen Tag ab. Er bestimmte für diesen und möglicherweise für die nächsten Tage einen Vertreter. Zu Hause angekommen, gab er sich einem Wutanfall hin, der kurz und heftig ausfiel. Er trat gegen diverse Gegenstände und fluchte, dann kamen ihm erneut die Tränen, er sackte auf den Teppichboden. In seinem Kopf drehte sich alles. Er wusste nicht, wie er den Tag überstehen sollte, wie die Woche, wie die nächsten Monate. Würde Catherine zu ihm nach Hause zurückkommen und wenn ja, für wie lange? Würden sie es gemeinsam schaffen, das Kinderzimmer aufzulösen, alle bereits gekauften Kuscheltiere und Strampler in einer Kiste zu verstauen, in der Erwartung, doch mal irgendwann ein Kind zu haben?
    Er streifte in der Wohnung wie ein verwundetes Tier herum, ging die Stufen zu seinem Arbeitszimmer empor, bekam den nächsten, durchaus berechtigten Wutanfall und setzte sich erschöpft auf seinen Schreibtischstuhl. Er blickte sich im Zimmer um. Sie waren seinetwegen hier gewesen, das war sonnenklar, doch was genau hatten sie gesucht? War diese Aktion nur ein Einschüchterungsversuch, damit er die Schnüffelei aufgab, oder suchte man gezielt nach etwas, von dem man glaubte, dass Martin es haben würde? Dann fiel ihm der Chip ein, den ihm Klaus Schöller mit seinem Brief hinterlassen hatte. Der mit den langweiligen Karibikfotos. Zugegeben, auf einem der Bilder waren die Namen der wichtigsten Bilderberger eingetragen, doch dies konnte nicht alles sein. Die Liste der Bilderberger war schließlich kein Geheimnis mehr. Man konnte sie im Internet und in journalistischen Artikeln nachlesen. Geheim war diese Liste nur unmittelbar vor einem Treffen der Mächtigen, doch schon kurze Zeit danach wurden die Namen bekannt gegeben. Irgendetwas musste er übersehen haben. Eine verschlüsselte Botschaft vielleicht. Wieso nur diese Namen auf der Stirn der Fotografierten und nicht andere? Was machte diese Leute so besonders? Welchen Maßstab musste man an sie anlegen? Waren es Gute oder Böse, Aktive oder Passive, Schuldige oder Unschuldige?
    Während Martin den Strudel in seinem Kopf betrachtete, kam ihm eine Idee. Was, wenn diese Leute gar keine Täter, sondern Opfer waren? Opfer eines Systems oder Opfer einer einzelnen Person? Martin sprang aus seinem Stuhl hoch und ihm schien, als hätte er eine Stimme gehört, so klar und deutlich, als würde jemand neben ihm stehen. Was hatte Klaus Schöller mit diesen Leuten zu tun?, fragte diese Stimme in seinem Inneren. In welcher Beziehung stand er zu ihnen? Verurteilte er sie pauschal, weil sie etwas auf dem Kerbholz hatten, oder waren sie diejenigen, die ihm zu diesem unglaublichen Reichtum verholfen hatten?
    Martin rannte die steilen Stufen herab, vorbei an dem mahnenden Blutfleck, den er entfernen müsste, bevor Catherine entlassen werden würde – falls sie zurückkehren würde –, schnappte sich seine Jacke und verließ die Wohnung.

    Sein Weg führte ihn ins Polizeipräsidium Hamburg Mitte. Er eilte die Stufen am Haupteingang hoch, schritt durch die Glastür und nahm den Aufzug in die Etage, in der er zwanzig Jahre ein Büro sein Eigen genannt hatte. Die Tür zu Lorenz’ Büro stand offen und er wollte sich eigentlich daran vorbeischleichen, um keine Zeit zu verlieren. Er wollte ohne Umwege zu Werner, um mit ihm zu sprechen. Zum einen, um ihn daran teilhaben zu lassen, was passiert war, zum anderen, um der Schattenmacht den Krieg zu erklären. Beim

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