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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Martin tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Der Typ ist ein Endzeit-Freak.«
    »Und wenn es stimmt, was er sagt? Letzte Woche kam in der PM ein Artikel über so etwas. Mit diesem Chip könntest du alles machen; bezahlen, dich ausweisen, deine Medikamente beim Arztbesuch bekommen. Sogar Online-Behandlungen wären mit einer eindeutigen und zweifelsfreien Identifikation und einem technischen Zugang zu deinem Körper möglich. Wie beim IT-Support werden deine Bio-Daten über weit voneinander entfernt stehende Rechner gescannt, selbst, wenn du 3000 Kilometer südlicher im Urlaub bist, kann dir dein Kardiologe sagen, dass du Herzrhythmusstörungen hast, oder falls du Diabetiker bist, dass dein Blutzuckerspiegel zu niedrig ist. Den Krankenkassen würde das Milliarden ersparen. Nie wieder Doppelbehandlungen, weil einem Patienten die Nase des Arztes nicht passt oder er nicht geglaubt hat, was der Doc als Diagnose herausgefunden hat.«
    »Meinetwegen. Das ist vielleicht die positive Seite. Jeromes Überlegungen gingen weiter. Man könnte jeden, auf den Meter genau, auf dem ganzen Globus orten, selbst wenn er splitternackt wäre. Man bräuchte keine SIM Karte vom Handy, kein IPhone oder dergleichen – keine weiteren Geräte. Sie könnten sogar mit einer hochauflösenden Kamera deine Gesichtszüge darstellen. Du hättest keine Chance, dich irgendwo auf der Welt zu verstecken. Du wirst das Ding nie wieder los. Geplant als eine Art Anti-Terrormaßnahme. Totale Kontrolle und Transparenz, alles natürlich für den utopischen Weltfrieden.«
    Lorenz holte Luft.
    »Und wenn es doch so ist, dass diese zwanzig auf der Abschussliste standen?«
    »Du meinst, neunzehn prominente Politiker, Banker und Wirtschaftsbosse stehen noch aus, umgebracht zu werden?« Werner lehnte sich zurück. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Martin hatte eine Idee. »Was haltet ihr davon, Lohmeyers Witwe zu besuchen? Vielleicht weiß sie etwas.«
    »Sie wird immer noch von Journalisten belagert.«
    „Habt ihr eine Handynummer von ihr?«
    Werner drehte sich zu ihm um und griff in die Innentasche seines Sakkos. Er griff nach seinem IPhone und hatte nach kurzer Zeit die Nummer parat. »Wir waren schon bei ihr. Zwei Kollegen und ich haben sie direkt nach dem Mordanschlag befragt.«
    »Und?«
    »Na, was erwartest du? Ihr Mann wurde in sämtliche Moleküle zerlegt. Was soll sie dazu sagen? Sie war natürlich völlig fertig. Wir wollten morgen wieder hin, heute ist Beerdigung. Fast schon Staatstrauer.«
    Erst jetzt fiel Martin die Stille in der Etage auf. »Deshalb ist hier so wenig los.«
    Werner nickte. »Einen Haufen Beamte allein für die Sicherheit. Und der Alte ist natürlich hin. Muss eine Ansprache halten.«
    Martin warf Werner einen stechenden Blick zu, als Schöllers Name fiel. Er zögerte, ihn in die neuesten Verdachtsmomente einzuweihen, die er von Jerome gehört hatte und beschloss damit zu warten.
    »Gib mir mal dein Handy.« Martin sah auf die Uhr.
    »Was hast du vor?«
    »Ich ruf sie an.«
    »Was? Jetzt? In ein paar Stunden muss sie die Reste ihres Mannes unter die Erde bringen.«
    »Eben. Vertrau mir.«
    Martin wählte die Nummer der Frau des ehemaligen Verteidigungsministers. Nach zweimaligem Schellen nahm sie ab.
    »Lohmeyer«, meldete sich eine zarte Frauenstimme.
    »Hallo, Frau Lohmeyer. Mein Name ist Kommissar Pohlmann. Ich wollte Ihnen nur mein herzlichstes Beileid aussprechen. Ich habe heute Nacht mein Kind verloren und ich vermute, es waren dieselben Terroristen, die auch Ihren Mann auf dem Gewissen haben. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich nicht eher ruhen werde, bis ich die Täter gefunden hab. Ich weiß nicht, ob Ihnen das jetzt weiterhilft, aber ich hatte das Bedürfnis, es Ihnen zu sagen.«
    »Danke«, antwortete sie schwach.
    »Kann ich Ihnen mit irgendetwas helfen?«
    »Nein …, es geht schon.«
    »Ist es Ihnen recht, wenn ich Ihnen in den nächsten Tagen ein paar Fragen stelle?«
    »Nein, das ist mir nicht recht. Ich habe Ihren Kollegen alles schon erzählt.«
    »Ich kann Ihnen ja mal meine Nummer sagen.«
    »Danke, das ist nicht nötig.«
    Martin gab sie ihr trotzdem.
    »Ich will nicht mit Ihnen sprechen. Danke für Ihre Anteilnahme.«
    Sie legte auf.
    Werner nahm das Telefon zurück. »Und? Das war wohl nichts.«
    »Ich bin vielleicht kein Frauenversteher, aber das gerade – das war keine normale Reaktion einer Trauernden. Das war nackte Angst. Sie wollte nichts sagen, aus Angst.«
    »Ist ja auch verständlich.

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